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Erst die Ukraine, dann das Baltikum

Militärs und Experten sicher: Putin plant Angriff auf die NATO

  • Aktualisiert: 13.05.2024
  • 10:13 Uhr
  • Christina Strobl
Plant Kreml-Chef Wladimir Putin einen Angriff auf NATO-Territorium? Mehrere Experten glauben: ja.
Plant Kreml-Chef Wladimir Putin einen Angriff auf NATO-Territorium? Mehrere Experten glauben: ja.© AP

Der brutale Machthunger des Kremlherrschers geht über die Ukraine hinaus. Davon sind westliche Fachleute überzeugt. Sie mahnen zu massiver Aufrüstung.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Militärs und Verteidigungsexperten glauben, dass Russlands Präsident Putin plant, die NATO anzugreifen.

  • Justin Bronk vom britischen "Königlichen Institut der Vereinigten Dienste" rät dringend dazu, die Luftüberlegenheit der NATO massiv aufzurüsten.

  • Putin selbst tut den Vorwurf als "völligen Unsinn" ab.

Vor über zwei Jahren eröffnete Russlands Machthaber Wladimir Putin den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Sollte eines Tages tatsächlich der Sieg über das Nachbarland gelingen, was plant der Kreml-Chef danach? Mehrere Militärexperten zeigen sich besorgt.

Im Video: Tag des Sieges in Moskau - Putin droht mit Atomstreitkräften

"Müssen in der Lage sein, den Feind zu vernichten"

Sie sind überzeugt davon, dass Putin plant, die NATO anzugreifen. Das schreibt "Bild" am Freitag (10. Mai). Besonders deutlich soll die Gefahr auf der Verteidigungsmesse "Defense 24 Days" in Polen in dieser Woche geworden sein: "Es wurde bereits entschieden, dass das Baltikum angegriffen wird, sobald die Ukraine besiegt ist", sagte dem Bericht zufolge Militärhistoriker Philipp Petersen vom "Zentrum für die Studien einer neuen Generation der Kriegsführung" in Washington.

Auch Martin Herem, Generalstabschef von Estland, äußerte sich besorgt: "Russland kann konventionelle Gewalt gegen uns einsetzen." Er ergänzte: "Wir müssen in der Lage sein, den Feind zu vernichten. Es nützt nichts, ihn weiter nur abschrecken oder davon überzeugen zu wollen, nicht anzugreifen."

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"Die Frage ist nicht, ob uns Russland angreift, sondern wann und wo"

Generalleutnant Marek Tomaszycki, Befehlshaber des Führungskommandos der polnischen Streitkräfte, betonte, die Ukraine sei im Moment "ein Testgebiet für russische Waffen und Taktiken". Danach könne es zu einem "Krieg zwischen Russland und Belarus auf der einen Seite und Polen und seinen Partnern auf der anderen Seite" kommen. 

Der polnische Ex-General Waldemar Skrzypczak mahnte eindringlich: "Die Frage ist nicht, ob uns Russland angreift, sondern wann und wo."

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Die NATO hat die Luftüberlegenheit

Auch Justin Bronk vom britischen "Königlichen Institut der Vereinigten Dienste" äußerte sich zu einem potenziell geplanten Angriff Russlands auf die NATO. Man müsse im Falle einer Attacke auf die NATO-Ostflanke die russischen Soldaten "töten und das in möglichst großen Zahlen", so Bronk. Dafür habe das westliche Verteidigungsbündnis nur ein Mittel: die Luftüberlegenheit.

Ein weiterer Abnutzungskrieg, wie er derzeit in der Ukraine stattfinde, würde Putin nicht abschrecken, sagte Bronk weiter. "In der Ukraine haben sie 450.000 Mann verloren, Tote und Verwundete, und machen einfach weiter." Laut ihm muss man eine russische Invasionsarmee im Baltikum mit massiven Luftangriffen "schockieren", sodass sich die russischen Truppen bereits nach wenigen Stunden oder Tagen zurückziehen müssten. Das beste Mittel dafür seien moderne Kampfflugzeuge wie die F-35 und Marschflugkörper wie Taurus, Tomahawk oder Storm Shadow.

Im Video: Umfrage: Greift Russland NATO-Staat an? 

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Verteidigung der NATO müsste massiv aufgerüstet werden

Jedoch würde derzeit lediglich die USA über entsprechende Kapazitäten verfügen. Die drei Länder in Europa, die dies theoretisch binnen zwei bis drei Jahren ebenfalls könnten, unternähmen derzeit keine Anstrengungen, um eine solche massive Luftüberlegenheit zu erreichen, warnte Bronk.

Herem stimmte dem zu und räumte ein: "Wir sind nicht auf einen Krieg mit Russland vorbereitet. Weder Estland noch die NATO." Deshalb fordere er, die Verteidigung aller NATO-Staaten massiv aufzurüsten:  Fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts der kommenden zwei Jahre sollen seiner Meinung nach in Verteidigungsausgaben investiert werden. Danach könnte die Quote auf drei Prozent zurückgeschraubt werden. Laut "Bild" lag Deutschland im Jahr 2023 bei 1,7 Prozent Verteidigungsausgaben, Estland bei 2,7 Prozent.

Im Video: Russland - mit dieser pompösen Zeremonie startet die neue Putin-Ära

Putin spricht von "völligem Unsinn"

Putin selbst hat jüngst Angriffspläne auf NATO-Territorium zumindest öffentlich ausgeschlossen:  Die Idee, dass sein Land, das über eines der größten Atomwaffenarsenale der Welt verfüge, Polen und die baltischen Staaten angreifen würde, die im Gegensatz zur Ukraine alle Mitglieder der NATO-Allianz sind, sei "völliger Unsinn", sagte der Kremlherrscher. Wie viel jedoch von Putins Aussagen zu halten ist, hat nicht zuletzt der brutale Krieg gegen die Ukraine bewiesen. 

  • Verwendete Quellen:
  • "Münchner Merkur": "Polen richtet dringende Warnung an Verbündete: Russland könnte Offensive gegen Nato-Land starten"
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