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Trotz heftiger Proteste

Türkei: Neues Gesetz erlaubt Tötung von Straßenhunden

  • Aktualisiert: 01.08.2024
  • 10:08 Uhr
  • dpa
Türkei, Istanbul: Ein Hund steht 2020 im Beykoz-Wald in der Türkei.
Türkei, Istanbul: Ein Hund steht 2020 im Beykoz-Wald in der Türkei.© Christine-Felice Röhrs/dpa

Wochenlang hatten Tierschützer protestiert. Nun stimmt das Parlament in Ankara für ein Gesetz, das die Tötung von Straßenhunden in bestimmten Fällen ermöglicht. Die Opposition rebelliert.

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Inhalt

  • Tierschützer fürchten Tötung auch gesunder Tiere
  • Erdogan: Betrifft "Sicherheit des Volkes"
  • Opposition will vor Gericht ziehen

Trotz heftiger Proteste hat das türkische Parlament eine Gesetzesänderung beschlossen, mit der die Tötung von Straßenhunden in bestimmten Fällen ermöglicht wird. Die Abgeordneten in der Hauptstadt Ankara stimmten mehrheitlich für die Änderung des Tierschutzgesetzes, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

Demnach werden die Kommunen dazu verpflichtet, Straßenhunde einzufangen und in Tierheimen unterzubringen. Sie sollen, wenn möglich, an neue Besitzer:innen vermittelt werden. Hunde, die als krank oder aggressiv eingestuft werden oder eine "Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier" darstellen, können eingeschläfert werden. Veterinäre sollen darüber entscheiden.

Im Video: Hund auf fast 54 Kilo überfüttert - Halterin muss ins Gefängnis

Angesichts der unzureichenden Tierheim-Infrastruktur in der Türkei und den teils katastrophalen Zuständen in den Einrichtungen, fürchten Tierschützer:innen in der Praxis eine Massentötung der Tiere. Aktivist:innen hatten wochenlang gegen das Vorhaben protestiert.

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Tierschützer fürchten Tötung auch gesunder Tiere

Nach Angaben der Regierung gibt es in der Türkei schätzungsweise rund vier Millionen Straßenhunde, aber nur rund 100.000 Tierheimplätze. Bis Ende 2028, so sieht es die Änderung ebenfalls vor, sollen die Kommunen dafür sorgen, dass genug Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden. Falls dies versäumt wird, drohen Gefängnisstrafen von bis zu zwei Jahren.

Die stellvertretende Vorsitzende der Tierschutzorganisation Haytap, Senem Demirel Acar, befürchtet, das Gesetz werde zu Chaos führen. Um genügend Tierheime zu schaffen, seien vier Jahre vorgesehen, die Hunde sollten aber sofort eingesammelt werden. Sie gehe deshalb davon aus, dass auch gesunde Tiere sofort getötet werden, sagte Acar der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Erdogan: Betrifft "Sicherheit des Volkes"

Die islamisch-konservative Regierung begründet die Maßnahme unter anderem damit, dass immer wieder Menschen von Straßenhunden angefallen werden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte gesagt, es gehe um die "Sicherheit des Volkes".

Bislang war das Töten von Straßentieren verboten. Es war zudem vorgesehen, die Population von Straßentieren durch Kastrierung, Impfung und anschließende Aussetzung im Herkunftsgebiet zu senken. Die größte Oppositionspartei CHP wollte an der Regelung festhalten und diese konsequent umsetzen.

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Opposition will vor Gericht ziehen

Oppositionsführer Özgür Özel kündigte an, vor das Verfassungsgericht zu ziehen. Er erklärte zudem, dass die Kommunen, die von seiner Partei geführt werden, das Gesetz nicht umsetzen werden. Die CHP hatte bei den Kommunalwahlen Ende März die meisten Bürgermeisterposten im Land gewonnen.

Kritiker:innen sehen in der Diskussion über die Straßenhunde auch eine politische Komponente und den Versuch Erdogans, das Land weiter zu polarisieren und den von der Opposition geführten Kommunen das Leben schwer zu machen.

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