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Tipps gegen Mobbing von Wolfgang Kindler

Was Eltern bei Mobbing nicht tun sollten

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Die schwierige Lage, in der sich die Eltern gemobbter Kinder befinden, ist offensichtlich. Auf der einen Seite erleben einen ähnlichen Leidensdruck wie ihre Kinder selbst. Sie erfahren täglich, dass es ihren Kindern schlecht geht, dass sie Übergriffen und Anfeindungen ausgesetzt sind, die sie krank machen. Und dabei spüren sie, dass sie ihr Kind zusätzlich belasten, wenn sie die eigenen Sorgen zu offen zeigen. Auf der anderen Seite wissen sie auch, dass sie, als Schulfremde, ihren Kindern kaum direkt helfen können.

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Artikel

Die besten Tipps von Wolfgang Kindler

So unterstützen Eltern Ihr Kind bei Mobbing

Einer der Tipps von Wolfgang Kindler lautet: Zeigen Sie Ihrem Kind, dass es großartig ist. Äußern Sie also keine Schuldvorwürfe an sich oder das gemobbte Kind. Mit Schuldvorwürfen vergrößern Sie das Leid.

  • 20.10.2015
  • 19:34 Uhr

Ihre Möglichkeiten beschränken sich darauf, dass sie auf die anderen Beteiligten Einfluss nehmen. Und das wird durch den Umstand erschwert, dass die Eltern normaler Weise nicht anwesend sind, wenn die Übergriffe geschehen. Sie erfahren nur indirekt, meist durch die Aussagen des eigenen Kindes, welche Angriffe das Kind erdulden muss, wobei sie oft erleben, dass ihr Kind mit Schweigen und Verharmlosungen reagiert, denn viele Opfer schämen sich dafür, gemobbt zu werden, oder verheimlichen Schlimmes, um ihre Eltern zu schonen. Verzweiflung und Wut sind verständlich, aber sie helfen nicht, Selbstvorwürfe und Selbstzweifel noch weniger.

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Das hilft ihrem Kind in der Regel nicht: 

Dramatische Reaktionen: Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor: Ein elfjähriges erzählt ihrer Mutter von Einzelheiten des Mobbings, das sie täglich erduldet. Und dann beginnt ihre Mutter zu weinen. "Oh Gott, wie ist das schrecklich. Das muss die Hölle für dich sein. Und deine Klassenkameraden, das sind alles Verbrecher, in meinen Augen sind das alles Verbrecher!"  Die heftige Reaktion der Mutter zeigt der Elfjährigen erst, dass das Mobbing etwas besonders Furchtbares ist, ihr Weinen zeigt, dass die Mutter, bei der das Kind um Rat sucht, selbst ratlos ist, dass sogar die starke Mutter an der Situation verzweifelt. Damit verliert das Kind den Mut, erfolgreich gegen das Mobbing handeln zu können. – Gegen die Hölle kann man nicht kämpfen. Die sichtbare Trauer und Verzweiflung der geliebten Mutter richten in dem Kind Schlimmeres an. Es fühlt sich schuldig, der eigenen Mutter so etwas anzutun.

Besonders im Umgang mit der Schule wirkt sich einen dramatisierende Darstellung von Übergriffen schädlich aus. Wenn Lehrer den Eindruck gewinnen, dass eine Mutter hysterisch reagiert, sind sie allgemein weniger zugänglich.

Aufforderungen an Lehrer, andere Kinder zu strafen: Diese Haltung festigt sich, wenn ein Schulfremde Lehrende ultimativ auffordert, die eigenen Schüler zu strafen. Es ist zwar verständlich, dass Eltern diejenigen bestraft sehen wollen, unter denen ihrer Kinder leiden, aber die Forderung selbst, ausgesprochen gegenüber Lehrern, ist nicht klug. Denn zu Recht wehrt sich jeder Lehrer dagegen, dass ihm von außen Handlungen vorgeschrieben werden, selbst wenn die nicht gänzlich unvernünftig sind.

Fast alle Lehrer wissen auch , dass Strafen im Zusammenhang mit Mobbing notwendig sein können, aber dass dies keinesfalls immer der Fall sein muss, und eigentlich jeder Pädagoge müsste wissen, dass die Strafe allein kein Mittel ist, um Mobbing oder Fehlverhalten zu beenden.

Beschwerden bei den Eltern der Mobber: Häufig genug wehren diese die Beschuldigungen pauschal ab, denn auch sie lieben ihre Kinder, und vielfach empfinden sie einen Angriff auf als einen Angriff auf ihre Erziehung und letztlich als einen Angriff auf sich selbst. Doch angenommen, dass es gelingt, einen vernünftigen Ton zu treffen und dass das Gespräch den Erfolg hat, dass man verspricht, auf sein Kind so einzuwirken, dass es sich in Zukunft nicht mehr an Übergriffen beteiligt, ist der wirkliche Erfolg dieses Gespräches mehr als unsicher. Nicht selten passiert es nämlich, dass am nächsten Tag das gemobbte Kind hören muss: "Na du Petze, hast dich bei Mami ausgeweint? Alleine kannst du dir nicht helfen. Und hier kann dir auch Mami nicht helfen." Man kann sich lebhaft vorstellen, wie es dann weitergeht.

Direktes Einwirken auf die Mobber: Es ist auch nachvollziehbar, dass sich Eltern direkt gegen die stellen, die ihr Kind quälen. Davon ist dringlich abzuraten. Diese Eltern bringen Lehrer und die Eltern der Kinder, an die sie sich wenden, gegen sich auf, unter Umständen sogar die Polizei. Man kann ihnen leicht Nötigung vorwerfen.

Mitleid:  Eltern, die ihr Kind leidend erleben, haben oft das Bestreben, eine Gegenwelt aufzubauen. Zu Hause hast du es gut, hier wirst du behütet, geschützt und bemitleidet. Zumindest das letztere ist mit Vorsicht anzugehen. Je heftiger Trost und Mitleid geschenkt werden, desto attraktiver wird die Leidensrolle. Ein Kind, dass ein besonders Maß an affektiver Zuneigung erfährt, wenn es leidet, wird darin bestärkt, sein Leid zu leben. Mitleid kann auch klein machen. "Ich bedauere dich so sehr." Diese und ähnliche Aussagen können dem Betreffenden auch signalisieren, dass man ihn für unfähig hält, sich zu wehren.

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Übermäßiges Behüten und Beschützen:  Jedes Behüten hat seine Grenzen. Immer können Eltern ihre Kinder nicht beschützen. Stattdessen sie vor allem Bösen zu bewahren wollen, was einfach nicht realistisch möglich ist, wäre es besser, ihnen Selbstvertrauen und Wege zu vermitteln, wie sie sich selbst beschützen können.

Wehr dich doch: Am Schluss dieser Aufstellung steht ein Verhalten, dass Kindern im besonderen Maße schadet und dass leider auch besonders häufig vorkommt: Die Eltern reagieren auf die Klagen über Mobbing mit der Aufforderung: "Du musst dich endlich mal wehren." Die Wirkung dieses Appells ist schlimm. Für das eigene Kind. Denn zunächst steckt in dieser Aufforderung die Unterstellung, dass sich das Kind nicht gewehrt hätte. – Andernfalls wäre sie ja vollkommen sinnlos. In der Tat haben sich alle Mobbingopfer, die mir bekannt sind, gegen die Übergriffe gewehrt. Leider nur erfolglos. Die Unterstellung, sich nicht gewehrt zu haben, wird von der Unterstellung getoppt, selbst Schuld am Mobbing zu sein. Denn einfaches Wehren, so die Nebenbotschaft dieser Aufforderung, hätte ja schon geholfen. Brutaler ausgedrückt sagen die Eltern, die ihr Kind auffordern sich zu wehren: "Du wirst nur gemobbt, weil du so ein Weichei bist." Diese Botschaft, geäußert von den eigenen Eltern, lässt Kinder an sich verzweifeln.

Der Appell: "Wehr dich doch!", gibt nicht nur dem Opfer die Schuld an seinem Unglück, sondern er bleibt inhaltsfrei. Wie dieses Wehren aussehen soll, bleibt dem Opfer überlassen. In der Regel kann die Aufforderung gar nicht genauer werden, denn die Eltern wissen viel zu wenig über die Klasse und die Mobber und die Möglichkeiten ihres Kindes, um eine hilfreiche Strategie zu entwickeln.

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