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Fakten, Gründe und mögliche Lösungen

Lebensmittelverschwendung in Deutschland und der Welt

  • Veröffentlicht: 09.03.2021
  • 16:03 Uhr
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© picture alliance/dpa/Tobias Hase

In Deutschland werfen wir rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich in den Müll - mehr als die Hälfte davon in Privathaushalten. Dabei wären rund 40 Prozent der Lebensmittel noch genießbar. Mit dieser Bilanz landet Deutschland weltweit in der Top 10 der Nahrungsmittel-Verschwender. Die harten Fakten, mögliche Lösungen und was ein Wegwerf-Verbot für den Handel bringen könnte, erfährst du hier!

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Lebensmittelverschwendung in Deutschland und der Welt

Statt in unseren Mägen, landet etwa ein Drittel aller Lebensmittel im Müll – warum? Der Handel sortiert viele Lebensmittel aus, weil sie den Schönheitsnormen nicht entsprechen. Eine krumme Möhre lässt sich schlechter verkaufen. Und auch in privaten Haushalten verschwenden Menschen Essen. Ein typischer Fehler, der dazu führt: Obst und Gemüse lagern falsch. Ist ein Produkt welk oder hat eine braune Stelle, werfen wir es weg. Dabei könnte man viele Sachen noch essen – auch viele Produkte sind noch lange genießbar, auch wenn sie das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben.

Die Lebensmittelverschwendung weltweit ist massiv. Schätzungsweise 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel werden pro Jahr weggeworfen. Die Verschwendung wirkt sich negativ auf Ressourcen, Umwelt und die Lebensmittelversorgung von Menschen in Not aus. Zeit, etwas zu ändern – und dabei kann jeder mitmachen!

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Daten & Fakten zum Thema Lebensmittelverschwendung in Deutschland

Die Lebensmittelverschwendung der Deutschen ist immens. Zahlen zeigen: Die Verbraucher haben einen großen Anteil daran. Was häufig im Müll landet − und wie viel jeder Deutsche im Durchschnitt verschwendet, erfährst du im Folgenden. Da das Problem so groß ist, gibt es mittlerweile zahlreiche repräsentative Studien, die Daten, Fakten und Infos zur Lebensmittelverschwendung liefern. Wir stellen Ergebnisse vor.

Wie viele Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll?

In Deutschland werfen wir rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich in den Müll. Das ergab eine Studie des Johann Heinrich von Thünen-Institut (TI) im Auftrag des Bundesernährungsministeriums (BMLE) und der Uni Stuttgart. Auf den einzelnen Verbraucher gerechnet, sind es rund 75 Kilo verschwendete Lebensmittel pro Jahr – also etwa zwei volle Einkaufswagen.

Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelte in einer Untersuchung zwischen Juni 2016 und Juli 2017, was am häufigsten in der Tonne landet:

  • Etwa ein Drittel der Abfälle sind Obst und Gemüse.
  • Rund 15 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel sind Brot- und Backwaren.
  • Rund 10 Prozent sind Getränke.
  • Rund 9 Prozent der Abfälle sind Milchprodukte.
  • Rund 7 Prozent sind Tiefkühl- und Fertigprodukte.
  • Etwa 4 Prozent sind Fisch- und Fleischwaren.

Ungefähr 40 Prozent der weggeworfenen Produkte wären noch verwertbar. Der Monat mit den meisten Essens-Abfällen ist der Dezember – vermutlich spielen die Feiertage eine Rolle. Die gute Nachricht: Aufklärungskampagnen und Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung haben Verbraucher sensibilisiert. Tendenziell gehen die Mengen an Lebensmittel-Abfällen seit 2012 zurück.

Wer ist für Lebensmittelverschwendung verantwortlich?

An welcher Stelle in der Versorgungskette die meisten Lebensmittel-Abfälle entstehen, zeigen folgende Daten des BMLE:

  1. 52 Prozent der Abfälle (6,1 Millionen Tonnen) gehen auf das Konto von privaten Haushalten.
  2. 18 Prozent (2,2 Millionen Tonnen) fallen bei der Verarbeitung von Lebensmitteln an, etwa weil es technische Störungen, Verpackungsfehler und Temperaturprobleme gibt.
  3. 14 Prozent (1,7 Millionen Tonnen) des Lebensmittel-Mülls fallen bei der Außer-Haus-Verpflegung an. In Kantinen und Restaurants bleiben oft Reste am Buffet.
  4. 12 Prozent (1,4 Millionen Tonnen) gehen auf die Primärproduktion zurück. Sie entstehen beim Lagern und Sortieren in der Landwirtschaft, bei der Schlachtung und Ernte.
  5. 4 Prozent (0,5 Millionen Tonnen) der Abfälle verursacht der Handel. Mitarbeiter in Supermärkten etwa bestellen zu hohe Mengen, die unverkauft bleiben.

Etwa die Hälfte der Lebensmittelabfälle in Deutschland stammt also aus privaten Haushalten. Es ist wichtig, dass jede einzelne Person den Lebensmittelabfall reduziert. Laut Schätzungen der EU verursachen Lebensmittel-Abfälle sechs Prozent der Treibhausgas-Emissionen. Lebensmittelretter leisten folglich einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Du möchtest dein Wegwerf-Verhalten ändern? Tipps findest du weiter unten auf dieser Seite.

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Was sind die Ursachen von Lebensmittelverschwendung?

Die Ursachen für Lebensmittelverschwendung sind vielfältig: Falsche Lagerung, Probleme mit der Haltbarkeit, falsche Mengenplanung – sowas kommt von der Produktion bis zum Endverbraucher im gesamten Lebensmittel-Kreislauf vor.

  • Verbraucher sind es gewohnt, dass Lebensmittel im Überfluss und jederzeit verfügbar sind. Die Wertschätzung von Essen ist weniger hoch als in Ländern, wo Lebensmittel knapp sind. Wir vergessen etwa einen Joghurt im Kühlschrank und die Äpfel im Keller – bis sie schlecht sind. Oder wir kochen viel zu viel, weil wir die Menge nicht abschätzen können.
  • In der Landwirtschaft vergammeln Lebensmittel aufgrund von falscher Lagerung, Schädlingen und Unwetter. Oder es gibt Abfälle, da Waren-Abnehmer fehlen.
  • In der Industrie gehen beim Transport Lebensmittel kaputt, es gibt technische Störungen in der Produktion, die etwa zu Schäden an den Verpackungen führen. Auch mangelnde Qualität und Überproduktion tragen zur Verschwendung bei.
  • Im Groß- und Einzelhandel werden optisch nicht ansprechende Produkte aussortiert, um den Kundenwünschen gerecht zu werden.
  • Gastronomen verkalkulieren sich bei der Nachfrage. Sie kaufen zu viel ein oder bereiten zu große Portionen zu. Auch unsachgemäße Lagerung, Hygiene- und Produktvorschriften sorgen für Abfälle.

Was können wir gegen Lebensmittelverschwendung tun?

Ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln bewirkt viel. In privaten Haushalten sind eine clevere Einkaufs-Planung und gut abgeschätzte Zubereitung von Mahlzeiten die wichtigsten Stellschrauben, um der Verschwendung entgegen zu steuern. Zum diesem Ergebnis kam die Studie der Gesellschaft für Konsumforschung. Und so klappt's:

  • Schreibe einen Einkaufszettel und checke dafür deine Vorräte. Oft bleiben Spontankäufe übrig, weil sie keine Verwendung finden.
  • Verwerte Essensreste in der nächsten Mahlzeit. In Reste-Essens-Apps wie "Zu gut für die Tonne" findest du Tipps für Rezepte. Aus älterem Obst kannst du einen Smoothie oder Kompott zaubern, aus altem Brot wird ein leckerer "Armer Ritter".
  • Achte auf die richtige Lagerung deiner Einkäufe damit sie nicht schimmeln: Zitronen und Bananen mögen Zimmertemperatur. Separiere Tomaten und Äpfel möglichst von anderen Lebensmitteln. Sie bilden Reifegase, die Obst und Gemüse schneller faul werden lassen. Salatköpfe halten im Gemüsefach des Kühlschranks länger. Brot gehört in einen trockenen Brotbehälter.

Auch die Politik könnte noch mehr gegen Lebensmittelverschwendung tun. Problematisch ist etwa, dass massenweise abgelaufene Produkte im Müll landen – obwohl sie noch genießbar wären. Viele Supermarkt-Betreiber wagen es nicht, die Produkte zu verschenken. Denn: Erkrankt der Beschenkte an dem Essen, trägt der Supermarkt das Haftungsrisiko. Länder wie Kanada und Italien hingegen schützen Lebensmittelspender rechtlich. Auch containern ist in Deutschland verboten. Wer Lebensmittel aus dem Müll fischt, muss mit einer Anzeige rechnen.

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Eine globale Betrachtung: Größerer Konsum – mehr Verschwendung

Niederländische Forscher veröffentlichten im Februar 2020 eine Untersuchung, die zeigt: Mit dem Wohlstand einer Gesellschaft steigt die Menge an weggeworfenem Essen. Im Ranking der größten Verschwender ist Deutschland unter den Top 10. Die Liste berechnet sich nach Lebensmittelabfall in Kilokalorien, absteigend nach den größten Verschwendern:

  1. Britisches Überseegebiet Bermuda
  2. USA
  3. Kaimaninseln
  4. Hongkong
  5. Luxemburg
  6. Norwegen
  7. Schweiz
  8. Vereinigte Arabische Emirate
  9. Deutschland
  10. Österreich

Paradebeispiel Frankreich: Wegwerf-Verbot für Essen – Frankreichs Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

Nicht nur Verbraucher müssen etwas tun im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung, sondern auch der Handel. Frankreich gilt als Paradebeispiel dafür. Seit 2016 gibt es dort ein Wegwerf-Verbot, das die Franzosen durch eine Online-Petition anstießen. Ein Gesetz verbietet, dass Supermärkte essbare Lebensmittel entsorgen. Wer dagegen verstößt, den bitten die Behörden zur Kasse. Es drohen Bußgelder in Höhe von mehreren tausend Euro. Mit diesem Vorstoß war Frankreich das erste Land, das Lebensmittelverschwendung unter Strafe stellte. Mit Erfolg: Gemeinnützige Organisationen erhalten seither deutlich mehr Lebensmittelspenden. Und auch für die Supermärkte lohnt sich die Spende: Sie erhalten dafür Vorteile bei der Steuer.

Warum hat Deutschland nicht nachgezogen? Politiker hierzulande setzen eher auf Informationskampagnen. Diese sollen allen Bürgern den Wert von Lebensmitteln bewusst machen. Ein weiteres Argument: Viele Supermärkte geben bereits überschüssige Waren an Tafeln ab. Abgeschlossen ist die Debatte über ein Wegwerf-Verbot in Deutschland jedoch nicht. Die Diskussion darüber flammt immer wieder auf. Andere Länder sind schon weiter: Die Österreicher planen ein Wegwerf-Verbot für den Handel. Tschechien zog bereits 2018 dem Beispiel Frankreichs nach.

(Quellen: Welthungerhilfe, Bundesumweltamt, Süddeutsche Zeitung, Bundeszentrum für Ernährung, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, The Food and Agriculture Organization FAO, Europäische Kommission, Öffentliche Bibliothek der Wissenschaften PLOS)

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  • 03.05.2021
  • 12:33 Uhr