Milchsäurebakterien können Depressionen lindern
Ein Jogurt hilft sicher nicht aus einer ausgewachsenen Depression heraus. Probiotische Mittel können jedoch helfen, eine leichte oder mäßige Verstimmung zu überwinden. Das sagt zumindest die Forschung.
Der tägliche Konsum von Milchsäurebakterien kann aus einem leichten bis mittleren Tief heraushelfen. Diesen Schluss zogen Mediziner aus Singapur und dem britischen Nottingham in der Fachzeitschrift »Journal of Affective Disorders«.
Sie untersuchten eine Stichprobe von rund 1300 Versuchspersonen aus unterschiedlichen Studien, die je nach Untersuchung über 3 bis 20 Wochen hinweg täglich entweder ein Scheinpräparat oder aber Milchsäurebakterien als Tablette beziehungsweise in Form von Milchprodukten zu sich genommen hatten.
Ergebnis: Hatten die Probanden vorab nicht unter Verstimmungen gelitten, dann beeinflussten die Probiotika ihr Befinden nicht. Bei jenen Teilnehmern allerdings, die zu Beginn des Experiments von depressiven Symptomen berichtet hatten, verbesserte es sich. Der Effekt war "mittelgroß" und setzte demnach spätestens nach ein paar Wochen ein.
Besonders einen Vorteil haben Milchsäurebakterien laut den Forschern: Nämlich, dass es bei ihrer Einnahme nicht zu Nebenwirkungen kommt. Wie genau sie wirken, ist allerdings noch unklar. Ein möglicher Weg könnte über die so genannte Darm-Hirn-Achse, speziell den Vagusnerv führen. Über diesen könnten Darmbakterien Stressreaktionen im Gehirn abmildern. Dass der Konsum von Probiotika eine überaktive Stressachse beruhigen kann, wurde schon häufiger an Tieren nachgewiesen. Und dass Probiotika das Immunsystem stärken und Entzündungen hemmen, ist auch beim Menschen bereits gut dokumentiert. Studien aus den vergangenen Jahren haben aber auch wiederholt einen Zusammenhang zwischen dem Immunsystem, Entzündungen und Depressionen nahegelegt.
Bisher weiß man allerdings noch nicht, welche Bakterien in welcher Dosis am meisten Erfolg versprechen. Ein weiteres Rätsel für die Forscher: Warum Jogurt mit natürlichem Fettgehalt offenbar besser wirkt als die Magervariante, auch wenn beide über die gleiche Bakterienkonzentration verfügen. Dazu ist problematisch, dass bei handelsüblichen Milchprodukten nicht unbedingt darauf geachtet wird, die enthaltenen Milchsäurebakterien am Leben zu erhalten. Trotzdem: Ein Joghurt am Tag kann sicherlich nicht schaden.