Das passende Betreuungsmodell finden
So funktioniert Patchwork-Familie nach einer Scheidung
- Aktualisiert: 10.03.2023
- 15:29 Uhr
- Vera Motschmann
Wenn sich Eltern scheiden lassen, verändert sich das Leben einer Familie komplett. Jetzt gilt es, das Wohl des Kindes an oberste Stelle zu setzen und ein Betreuungsmodell zu finden, das allen gerecht wird.
Richtig organisieren
Das ideale Betreuungsmodell für Kinder geschiedener Eltern gibt es leider nicht. Es geht vor allem darum, das Beste aus der Situation zu machen, wobei immer das Kindeswohl im Fokus steht. Welches Betreuungsmodell sich tatsächlich realisieren lässt, hängt von den individuellen Gegebenheiten ab.
Diese Betreuungsmodelle gibt es:
- Residenzmodell
- Wechselmodell
- Nestmodell
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Das Residenzmodell
Bei diesem Betreuungsmodel leben die Kinder vorwiegend bei einem Elternteil. In der Regel ist es das Elternteil, das sich in den vergangenen Jahren vorrangig um sie gekümmert hat. Das andere Elternteil hat dabei nach dem Gesetz das Recht sowie auch die Pflicht, das Kind oder die Kinder regelmäßig zu sehen. Dafür wird das sogenannte Umgangsrecht von den Eltern individuell vereinbart, wie beispielsweise an jedem zweiten Wochenende von Freitag bis Sonntag. Genauso läuft es mit den Ferien oder an Feiertagen, die aufgeteilt oder im Wechsel begangen werden. So kann das andere Elternteil sein Kind regelmäßig sehen und nimmt aktiv an der Erziehung teil.
Schwierigkeiten können sich bei dem Residenzmodell dann ergeben, wenn eines der Elternteile so weit weg wohnt, dass die Wege zum Problem werden.
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Das Wechselmodell
Hier leben die Kinder abwechselnd bei der Mutter und beim Vater. In einem regelmäßigen Zeitrahmen wird gewechselt, so dass beide Elternteile gleich viel Zeit mit dem Kind oder den Kindern verbringen. Eltern sollten selbst bestimmen, wie der Wechsel stattfinden soll. Um den organisatorischen Aufwand möglichst gering zu halten, bietet sich an, den Wechsel im Zwei-Wochenrhythmus, vielleicht auch im Monatsrhythmus, zu praktizieren. Dieses Modell ist für Eltern geeignet, die gleichermaßen daran interessiert sind, Kinder und Beruf zu vereinen und die Kindererziehung gemeinsam zu gestalten. Beim Wechselmodell müssen meist beide Elternteile dafür bereit sein, ihre beruflichen Ambitionen gegebenenfalls zurückzustellen.
Dieses Betreuungsmodell wird auch Doppelresidenzmodell genannt. Es ist allerdings nur möglich, wenn beide Eltern nah beieinander wohnen. Bei weiten Entfernungen wird dieses Modell schwierig umzusetzen, wenn das Kind oder die Kinder schulpflichtig sind.
Das Nestmodell
Dieses Betreuungsmodell ist etwas ungewöhnlich und wird eher selten umgesetzt. Hierbei bleibt die ursprünglich gemeinsame Wohnung der Familie bestehen und das Kind oder die Kinder leben weiterhin darin. Die beiden Elternteile haben bereits neue Wohnungen und wechseln sich z.B. wöchentlich ab, in die Wohnung der Kinder zu ziehen, um sie dort zu betreuen. So bleiben die Kinder in ihrem ursprünglichen "Nest" wohnen und müssen sich nicht an eine neue Umgebung gewöhnen. Damit ist auch das Nestmodell eine Art Wechselmodell. Allerdings ist es sehr kostenintensiv, da gleich mehrere Wohnungen zu unterhalten sind.
Expert:innen sehen das Nestmodell kritisch, weil durch die Abwechslung Mutter und Vater vom Kind als Besuch empfunden werden könnten. Das Kind oder die Kinder könnte das Gefühl bekommen, vom eigentlichen Leben der Eltern ausgeschlossen zu werden.
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Welches Modell ist das passende?
Damit geschiedene Eltern das passende Betreuungsmodel finden, gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die sie gegeneinander abwägen sollten:
- Gemeinsam entscheiden: Da jede Familie individuell ist, kann es kein perfektes Modell geben. Trotzdem sollten die Elternteile versuchen, ihre familiäre, berufliche und finanzielle Situation realistisch zu betrachten. Außerdem müssen sich die Ex-Partner:innen darüber klar werden, welches persönliches Verhältnis sie zueinander haben. Daraus sollte eine für alle passende Lösung gemeinsam erarbeitet werden.
- Kind mit einbeziehen: Ab einem bestimmten Alter und der nötigen Reife, sollte das Kind oder die Kinder in die Wahl des Betreuungsmodells einbezogen werden. Dabei stehen die Wünsche und Bedürfnisse des Kindes immer an erster Stelle.
- Realistisch bleiben: Trennungen sind für alle Beteiligten sehr emotional. Deshalb ist es in der Regel schwer, eine rationale Entscheidung bezüglich des Betreuungsmodells zu fällen. Um sachlich auf die Situation schauen zu können, den oder die Ex-Partner:in möglichst neutral als ein Elternteil des gemeinsamen Kindes betrachten. Damit tut man sich selbst und dem Kind einen Gefallen.
Wichtig zu bedenken
Eltern bleibt man ein Leben lang. Deshalb ist das Beste, was ein geschiedenes Elternpaar tun kann, das Wohl des Kindes stets zu priorisieren. Denn nur so wird es Vater und Mutter gelingen, dem Kind unter Einbeziehung der persönlichen und wirtschaftlichen Möglichkeiten die bestmögliche Erziehung zukommen zu lassen. Außerdem sollten die Eltern berücksichtigen, dass die Einbeziehung des Ex-Partners oder der Ex-Partnerin in die Entwicklung und Erziehung des Kindes allen einen Vorteil bringt. Geteilte Verantwortung kann in schwierigen Situationen auch erleichtern. Wenn die Eltern in kritischen Entwicklungsphasen des Kindes gemeinsam Einfluss nehmen, hat das einen positiveren Effekt auf das Kind als wenn Erziehungsansätze gegeneinander stehen.
Wenn Eltern Unterstützung bei der täglichen Betreuung brauchen, können sie einen Babysitter engagieren. Das sollte bei der Wahl zum Schutz des Kindes unbedingt beachtet werden! Suchen Eltern Ideen, was sie mit ihren Kindern am Wochenende machen können, unterstützen wir: Die besten Ausflugsziele für Familien. Auch Großeltern können in einer Trennungssituation eine wichtige Stütze für Kinder sein. Tolle Ideen für Aktivitäten für Enkel und Großeltern gibt's hier.