In Venezuela
Bericht: Trump-Regierung schmiedete Umsturz-Pläne
- Veröffentlicht: 09.09.2018
- 08:20 Uhr
- dpa
Laut einem Zeitungsbericht planten die USA einen Putsch in Südamerika.
Vertreter der US-Regierung haben nach einem Bericht der "New York Times" mit venezolanischen Militärs Pläne zu einem möglichen Sturz von Präsident Nicolás Maduro erörtert. Allerdings seien die in den vergangenen Monaten besprochenen Pläne nicht weiterverfolgt worden, da die USA schlechte Erfahrungen mit Unterstützungen von Umstürzen in Lateinamerika haben. Das Blatt berief sich bei seinen Informationen auf namentlich nicht genannte Teilnehmer der Gespräche.
Erst Anfang August wurde offenbar ein Anschlag auf Maduro verübt. Der Präsident des krisengeschüttelten Landes ist nach Regierungsangaben einem Mordanschlag mit Drohnen unverletzt entgangen. Im Staatsfernsehen war mindestens eine Explosion zu hören, während Maduro vor Tausenden Mitgliedern der Nationalgarde auf einer Straße in Caracas eine Rede hielt. Das Fernsehen zeigte Bilder, wie Leibwächter sich hektisch bemühen, den Staatschef mit schusssicheren Matten abzuschirmen und von der Bühne zu geleiten, während Hunderte Soldaten Deckung suchend vom Platz flüchten.
Maduro bezichtigte den scheidenden Präsidenten des Nachbarlandes Kolumbien, Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos, sowie rechte Kräfte auch in den USA, Drahtzieher des Komplotts zu sein. Viele Menschen in dem verarmten Krisenland zweifeln generell am Wahrheitsgehalt amtlicher Mitteilungen.
Alles nur inszeniert?
Erste Erkenntnisse zeigten, dass die Geldgeber in Florida säßen, sagte Maduro. «Ich hoffe, dass Trumps Regierung bereit ist, diese Terrorgruppen zu bekämpfen», zitierte die staatliche Nachrichtenagentur AVN den Sozialisten. Beweise wurden nicht vorgelegt.
Zweifel an der offiziellen Version von einem Mordanschlag kamen schnell auf. Die Nachrichtenagentur AP berichtete, Feuerwehrleute vor Ort hätten der Darstellung der Regierung widersprochen. Tatsächlich sei nur ein Gastank in einem nahe gelegenen Gebäude explodiert.
Schwere Wirtschaftskrise in Venezuela
Venezuela leidet seit langem unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise, internationale Organisationen warnen vor einer humanitären Notlage. Das Land mit den größten Ölreserven der Welt kämpft mit einer Hyperinflation, das heißt, die Preise explodieren, und damit verliert das Geld rasant an Wert. Wegen fehlender Devisen kann Venezuela kaum noch Lebensmittel und Medikamente importieren. Hunderttausende Venezolaner sind in den vergangenen Monaten vor Elend und Unterdrückung in die Nachbarstaaten geflohen.
Zuletzt prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF) für das laufende Jahr eine Inflationsrate von einer Million Prozent. Die Wirtschaftsleistung könnte zudem um 18 Prozent einbrechen.
Kritiker werfen Maduro vor, er wolle eine Diktatur errichten. Im vergangenen Jahr schaltete der Sozialist das von der Opposition kontrollierte Parlament aus, im Mai ließ er sich für eine weitere fünfjährige Amtszeit bei einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigen.
Die wichtigsten Oppositionsführer sind im Gefängnis, im Exil oder wurden von der Abstimmung ausgeschlossen. Die Wahl wurde von der Europäischen Union, den USA und vielen Nachbarstaaten nicht anerkannt.