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Wachstum hat sich verlangsamt

Deutsche Wirtschaft verliert an Schwung

  • Veröffentlicht: 13.05.2015
  • 11:46 Uhr
  • dpa
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Dämpfer für die deutsche Wirtschaft: Der Aufschwung hat sich zum Jahresbeginn spürbar verlangsamt. Zwar stecken Verbraucher und Staat weiter Geld in den Konsum, auch die Investitionen steigen. Doch der Außenhandel bremst - trotz des schwachen Euro.

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Europas Konjunkturlokomotive Deutschland hat seinen Aufschwung zum Jahresauftakt nur noch mit gedrosseltem Tempo fortgesetzt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Januar bis März im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte.

Damit hat die Konjunktur deutlich an Fahrt verloren. Ende 2014 war die deutsche Wirtschaftsleistung verglichen mit dem vorangegangenen Vierteljahr noch um 0,7 Prozent gestiegen. Und: Die Erwartungen von Bankvolkswirten, die mit einem Plus von 0,5 Prozent gerechnet hatten, wurden klar verfehlt.

Wachstumstreiber war der Konsum im Inland

Wichtigster Wachstumstreiber war erneut der Konsum im Inland. Die privaten Haushalte steigerten ihre Ausgaben, weil einerseits Sparanlagen angesichts der mickrigen Zinsen unattraktiv sind und sie andererseits dank steigender Löhne und Rekordbeschäftigung mehr Geld in der Tasche haben. Zudem sei die Kaufkraft der Verbraucher durch den sehr moderaten Preisanstieg auch infolge rückläufiger Rohölpreise gestützt worden, betonte das Bundeswirtschaftsministerium.

Positive Impulse kamen zudem von den staatlichen Konsumausgaben und den Investitionen. "Sowohl in Bauten als auch in Ausrüstungen wurde deutlich mehr investiert als im vierten Quartal 2014", erklärten die Statistiker.

Hingegen bremste der Außenbeitrag - also die Differenz der Entwicklung von Ex- und Importen - das Wachstum. Zwar wurden nach den vorläufigen Berechnungen mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als Ende 2014. Deutschlands Importe stiegen den Angaben zufolge real aber noch sehr viel kräftiger. "Das ist die Schattenseite der stärkeren Binnennachfrage", erklärte Ökonom Andreas Scheuerle von der Dekabank.

Die Winterdelle ist unübersehbar

Es sei zwar enttäuschend, dass die Exporte trotz des schwächeren Euro noch nicht in den nächsthöheren Gang geschaltet hätten, sagte BayernLB-Ökonom Stefan Kipar: "Die schwache Konjunktur in wichtigen Absatzmärkten (vor allem USA) dürfte hier zu Jahresbeginn spürbar gebremst haben, in den kommenden Quartalen jedoch als Bremsfaktor zunehmend wegfallen." Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums stiegen die Ausfuhren in jeweiligen Preisen im ersten Quartal nur um 0,6 Prozent, während die Einfuhren um 1,3 Prozent zunahmen.

"Die Winterdelle ist unübersehbar. Bereits in den Herbstmonaten deuteten wichtige Konjunktur-Frühindikatoren auf einen wirtschaftlichen Winterschlaf hin", sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe. Der schwache Welthandel schlage auf die exportstarke deutsche Industrie durch.

Im Vorjahresvergleich hat sich das Wirtschaftswachstum ebenfalls verlangsamt: Das preisbereinigte BIP stieg im ersten Quartal 2015 um 1,1 Prozent zum Auftaktquartal 2014. Von Oktober bis Dezember 2014 hatte das BIP im Jahresvergleich noch um 1,6 Prozent zugelegt.

Ökonomen sind zuversichtlich für die deutsche Wirtschaftsentwicklung

Trotz der Delle zum Jahresauftakt blicken Ökonomen mit Zuversicht auf die deutsche Wirtschaftsentwicklung im laufenden Jahr. «Der Aufschwung ist intakt. Wir erwarten ein solides Wachstum der deutsche Wirtschaft in den kommenden Quartalen», betonte Unicredit-Volkswirtin Martina von Terzi. Auch Scheuerle ist überzeugt: "Die Konjunktur wird wieder Fahrt aufnehmen."

Zuletzt hatten zahlreiche Konjunkturforscher ihre Wachstumsprognosen für 2015 angehoben. So erhöhte der Sachverständigenrat in seinem Frühjahrsgutachten die BIP-Prognose von 1,0 auf 1,8 Prozent für das Gesamtjahr. Auch die Bundesregierung erwartet einen Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,8 Prozent. Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft um 1,6 Prozent gewachsen.

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