Anzeige
Wieder Übergriffe in Köln

Düsseldorf: Sturm bedroht Rosenmontag

  • Veröffentlicht: 05.02.2016
  • 17:26 Uhr
  • dpa
Article Image Media
© dpa

Karneval steht nach den Übergriffen der Silvesternacht ohnehin schon unter besonderer Beobachtung. Macht nun ausgerechnet das Wetter den Narren einen Strich durch die Rechnung?

Anzeige

Angst vor Terror, Übergriffe auf Frauen und jetzt auch noch Unwetterwarnungen: Die Karnevalsfeiern stehen in diesem Jahr unter keinem guten Stern. In Düsseldorf droht die Absage des Rosenmontagszugs, weil dort Böen um Stärke 9 und 10 erwartet werden. Nach dem Sicherheitskonzept müsste der Umzug schon ab Windstärke 8 abgesagt werden. Köln hingegen erwog zunächst keine Absage. Dort trübten wieder sexuelle Übergriffe das Bild. An Weiberfastnacht seien 22 Sexualdelikte angezeigt worden, sagte Polizeidirektor Michael Temme am Freitag. Im vergangenen Jahr waren es nur neun und davor zehn.

Insgesamt blieben die Feiern zum Auftakt des Straßenkarnevals aber überwiegend friedlich, wie es etwa von der Polizei in Bonn und in Mainz hieß. Auch in der Karnevalshochburg Köln fiel die Bilanz "verhalten positiv" aus. So musste die Polizei 220 Einsätze weniger fahren als im Vorjahr. Die Zahl der Taschendiebstähle fiel auf 15 Prozent des Vorjahreswerts. Alles in allem gingen in Köln 224 Anzeigen ein - verglichen mit 178 im vergangenen Jahr.

"Wir führen die gestiegene Zahl (der sexuellen Übergriffe) darauf zurück, dass die Anzeigebereitschaft eine deutlich veränderte ist", sagte Polizeidirektor Temme. Vermutlich sei die Bereitschaft, solche Vorfälle auch tatsächlich anzuzeigen, seit den Vorfällen der Kölner Silvesternacht gestiegen. Zum Jahreswechsel hatten große Gruppen von Männern Frauen umzingelt, bestohlen und sexuell bedrängt.

Zwei Sexualdelikte waren der Polizei zufolge schwerwiegend

Zwei der 22 Sexualdelikte vom Donnerstag waren der Polizei zufolge schwerwiegend. Im ersten Fall war das Opfer eine belgische Fernsehreporterin. "Diese Journalistin ist unter den Augen der laufenden Kamera begrapscht und sexuell belästigt worden", sagte Temme. Der zweite Fall betrifft eine Frau, die am frühen Freitagmorgen auf dem Heimweg niedergeschlagen und "offenbar auch vergewaltigt wurde", wie Temme sagte. Ein 17-jähriger Verdächtiger wurde festgenommen.

Zu einer Vergewaltigung kam es auch bei Karnevalsfeiern in Schloß Holte-Stukenbrock bei Bielefeld. Gegen einen 29 Jahre alten Tatverdächtigen wurde Haftbefehl erlassen.

Zum Wochenende blicken die Jecken nun gespannt auf die Wettervorhersagen. Angesichts der Sturmwarnung sagte der Sicherheits- und Organisationschef beim Comitee Düsseldorfer Carneval, Sven Gerling: "Wenn diese Windwerte so eintreffen, wird es keinen Rosenmontagszug geben."

Köln zieht noch keine "Zoch"-Absage in Betracht

Die Düsseldorfer Veranstalter werden nach Angaben ihres Sprechers Hans-Peter Suchand sehr wahrscheinlich am Sonntag über eine Absage entscheiden. Wegen Sturms war der Düsseldorfer Rosenmontagszug zuletzt 1990 abgesagt und dann im Mai nachgeholt worden.

Köln zieht nach Angaben von Zugleiter Christoph Kuckelkorn noch keine "Zoch"-Absage in Betracht. Rheinaufwärts in Mainz wurde bereits damit begonnen, Tribünen und Bühnen entlang der Zugstrecke zusätzlich abzusichern, wie ein Sprecher des Mainzer Carneval-Vereins mitteilte. "Ansonsten müssen wir erstmal abwarten."

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Essen wird das Maximum der Böen für Montagmittag erwartet. "Dann sind auch orkanartige Sturmböen mit Windstärke 11 nicht auszuschließen", sagte die Meteorologin vom Dienst der Deutschen Presse-Agentur.

In Herne wurde eine Kinderkarnevalsparty abgesagt

In Niedersachsen wollen Zehntausende Narren an diesem Sonntag in Braunschweig auf die Straßen gehen - im vergangenen Jahr war dort der größte Karnevalsumzug Norddeutschlands wegen einer Terrorwarnung abgesagt worden. «Wir haben bislang keine Hinweise auf eine Gefahrenlage oder auf irgendwas, das diesen Zug verhindern könnte», erklärte Polizeisprecher Joachim Grande. Für die gut 200.000 erwarteten Besucher bestehe derzeit keine Gefahr.

In der Ruhrgebietsstadt Herne wurde derweil eine Kinderkarnevalsparty in Reaktion auf ein anonymes Schreiben abgesagt. Es sei ein Zeitungsartikel mit verdächtigen Kritzeleien im Briefkasten entdeckt worden, sagte Rüdiger Pfeifer vom veranstaltenden Volkshaus Röhlinghausen. Als Absender wurde ein 46 Jahre alter Mann aus Herne ermittelt. Er habe eingeräumt, neben dem Umschlag an die Veranstalter der Kinderparty weitere Zeitungsausschnitte an verschiedene andere öffentliche Einrichtungen versandt zu haben. Es sei möglich, dass der Mann unter psychischen Störungen leide, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der Polizei und des Vereins zur Förderung der Stadtteilarbeit Röhlinghausen.

Mehr Informationen
Tuerkei_Urlaub_dpa
News

Reisebüros glauben nicht an Türkei-Comeback

  • 05.06.2023
  • 12:10 Uhr