Deutscher Blockbuster
«Fack ju Göhte 3» oder warum man nie aufgeben sollte
- Veröffentlicht: 25.10.2017
- 15:18 Uhr
- dpa
Lehrer am Rande ihrer Nerven und freche Schüler ohne Regeln. Willkommen in der Goethe-Gesamtschule. In «Fack ju Göhte 3» will Lehrer Zeki Müller seine Klasse zum Abitur bringen. Chaotisches Filmvergnügen mit einer tollen Botschaft.
Chaos, Tränen und jede Menge freche Sprüche: An der Goethe-Gesamtschule geht es wieder rund. Schuld daran sind natürlich Chantal, Danger und der Rest der 11b. Die Chaosklasse soll im kommenden Schuljahr Abitur machen. Dumm nur, dass die Schüler keine Ziele haben und erst recht keine Lust, sich anzustrengen. Lehrer Zeki Müller ist verzweifelt. Denn wenn die Klasse versagt, erwartet ihn jede Menge Ärger. Wie soll er das bloß schaffen? «Fack ju Göhte 3» ist das großartige Finale der Filmtrilogie, die mit ihren ersten beiden Teilen mehr als 15 Millionen Zuschauer ins Kino gelockt hat.
Zum wohl letzten Mal war die ganze Goethe-Gesamtschule in München vor der Kamera versammelt: Elyas M'Barek, gewohnt souverän als Lehrer Müller, Jella Haase als pampig-laute Chantal und Max von der Groeben als aggressiver Danger. Prominent auch das Lehrerteam mit Katja Riemann und Uschi Glas sowie Neuzugang Sandra Hüller als ziemlich verplante, aber liebenswerte Pädagogin. Mats Hummels, David Alaba und Joshua Kimmich vom FC Bayern haben einen Gastauftritt. Mit dabei ist auch Chantals Mutter, Jackie (Pamela Knaack), eine frustrierte Barbesitzerin mit Hang zum Alkohol, die das Selbstbewusstsein ihrer Tochter massiv untergräbt.
Finaler Teil oder #finalfack
Eine Fortsetzung soll es trotz des großen Erfolgs nicht geben. «Dieser Teil ist das Finale», stellt Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin klar. Das ist auch gut so, denn mit dem #finalfack ist dem Filmemacher ein wunderbarer Abschluss der Kinoreihe gelungen. Energiegeladen, sehr komisch und ungewohnt emotional führt er die Problemklasse durch die Höhen und Tiefen der Oberstufe, auch wenn eine Stelle hart an der Grenze des guten Geschmacks ist. Doch die Begeisterung und die Spielfreude des hervorragenden Ensembles lassen sämtliche Peinlichkeiten schnell vergessen.
Außerdem hat der Film eine wichtige Botschaft, die im Schulalltag oft in Vergessenheit gerät: Jeder hat eine Chance verdient. Und um die zu nutzen, braucht jeder mindestens einen Menschen, der an einen glaubt. Dieser eine ist im Film vor allem Zeki Müller. Er hat selbst keine Lust auf Unterricht («Fuck Schule»), doch er weiß, dass die meisten seine Schüler als Problemjugendliche abstempeln würden, die nichts auf die Reihe bekommen. Chantal findet dafür die besten Worte: «Irgendwie fühlt es sich so an, als wenn jemand die Tür für die Zukunft zuhält». Im Kampf gegen Lustlosigkeit, Chaos und Drama überschreitet Müller sämtliche Regeln, etwa indem er seinen Schülern Computerchips unter die Haut schießen lässt. So kann er sie orten und in die Schule zerren, wenn sie mal wieder schwänzen.
Jugendliche mit Geschichten
Besonders sehenswert: Sandra Hüller in einer eher ungewohnten Rolle, als Lehrerin, die wilde Partys feiert und sogar einen Drogenrausch erlebt. Sie und M'Barek sorgen für einen der bewegendsten Momente des Films, wenn die Schule in der Turnhalle zu einem Anti-Mobbing-Seminar zusammenkommt. Nicht mit Pädagogik, sondern mit schlichter, natürlicher Herzlichkeit bringen sie die Schüler dazu, die coole, rotzige Fassade fallen zu lassen und zu erzählen, was sie wirklich fühlen. Aus Problemschülern werden so Jugendliche mit Geschichten, die offenbaren, warum sie so oft aggressiv, laut und lustlos sind. Ein ungekünstelter Moment der Offenheit, der zu Herzen geht.
Lehrer müssen mit Herz bei der Sache sein und einen Draht zu den Schülern haben, das macht der Film klar. Examensnoten? Nebensache. Dann schon lieber einen Schuss fröhlicher Anarchie im Stile Zeki Müllers, um den vielen lustlosen Schülern im Land etwas von der Neugier und Lernfreude zurückzugeben, mit der sie einst als Erstklässler gestartet sind.
Bis zur letzten Minute des Abspanns ist der fast zweistündige Film voll mit rührenden, peinlichen und lustigen Situationen. Wer sich danach nicht trennen will, muss dies auch nicht. In der Bavaria Filmstadt in Grünwald bei München steht das Klassenzimmer der 11b, in dem auch gedreht wurde. Wer möchte, kann dort Platz nehmen und sich sogar filmen lassen. Was würde Chantal dazu sagen? «Gönnt euch, nä?».