Auf dem weg nach Lesbos
Flüchtlinge vor Türkei ertrunken
- Veröffentlicht: 08.02.2016
- 18:42 Uhr
- dpa
Erneut sterben Migranten, die die Türkei übers Meer verlassen wollen. Gleichzeitig warten Zehntausende an der Südgrenze des Landes auf Einlass.
Beim Untergang von zwei Flüchtlingsbooten sind in der türkischen Ägäis mindestens 38 Menschen ertrunken, darunter elf Kinder. Vier Migranten seien gerettet worden, berichtete die Nachrichtenagentur DHA am Montag. Ein Boot sei von der Küste des westtürkischen Bezirks Edremit aus gestartet, das zweite weiter südlich vom Bezirk Dikili bei Izmir. Ziel sei die nur wenige Kilometer entfernt liegende griechische Insel Lesbos gewesen. Zur Nationalität der Flüchtlinge machte DHA zunächst keine Angaben.
Die Türkei ließ am Montag die Grenze für Zehntausende Syrer aus dem umkämpften Aleppo weiterhin geschlossen. Nach eigenen Angaben hat die Türkei bereits rund 2,5 Millionen Flüchtlinge alleine aus dem Bürgerkriegsland Syrien aufgenommen. Viele Migranten wagen trotz schlechter Wetterbedingungen die gefährliche Überfahrt über die Ägäis zu den in der Nähe der türkischen Küste gelegenen griechischen Inseln - und damit auf das Gebiet der Europäischen Union (EU).
Bundeskanzlerin Angela Merkel traf sich am Montag mit der türkischen Führung, um über die Flüchtlingskrise zu sprechen und plädierte unter anderem für eine Nato-Beteiligung bei der Seeüberwachung. Die Türkei hatte der EU Ende vergangenen Jahres zugesagt, die Seegrenzen besser zu schützen. Im Gegenzug hat die EU der Türkei mindestens drei Milliarden Euro für die Versorgung der Flüchtlinge versprochen.
An der Grenze zu Syrien wird die Situation für Zehntausende Flüchtlinge, die auf Einlass in die Türkei warten, inzwischen immer schwieriger. Es mangele an Unterkünften, Trinkwasser und sanitären Einrichtungen, sagte die Leiterin der Syrien-Mission von Ärzte ohne Grenzen (MSF), Muskilda Zancada, am Montag.
Ein syrischer Medienaktivist, der ungenannt bleiben wollte, berichtete der Deutschen Presse-Agentur aus der Region um Asas, die Flüchtlinge suchten in Zelten, Moscheen oder anderen Gebäuden Zuflucht, um sich vor Regen und Kälte zu schützen. Sie lebten von den Vorräten, die sie auf die Flucht mitgenommen hätten.
Russland intensiviert Luftangriffe
Die russischen Luftangriffe nördlich von Aleppo in den vergangenen Tagen seien die heftigsten gewesen, die er bislang erlebt habe. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, bei den Bombardements auf Aleppo seien am Montag mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen.
Die Türkei verweigert den Flüchtlingen bislang den Grenzübertritt, versorgt sie jedoch nach eigenen Angaben auf der syrischen Seite. Der Sprecher der regierungsnahen Hilfsorganisation IHH, Mustafa Özbek, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Telefon, es seien in Syrien zwei neue Flüchtlingslager - zusätzlich zu 18 schon bestehenden - errichtet worden.
Die IHH versorge Tausende Menschen mit Essen, Decken und Zelten. Er räumte jedoch ein, dass einige Hilfesuchende unter freiem Himmel schlafen müssten. Die Menschen hätten zudem Angst vor Luftangriffen und Kämpfen in der Region.
Die syrische Armee und ihre Verbündeten waren in der vergangenen Woche mit Hilfe russischer Luftschläge im Norden des Landes vorgerückt und hatten die neue Massenflucht ausgelöst.
Nach Schätzungen von Ärzte ohne Grenzen sind fast 80.000 Syrer auf der Flucht in Richtung des türkischen Grenzübergangs Kilis. Dort warteten bereits rund 10.000 Menschen. In den vergangenen Tagen hatte es nach unterschiedlichen Angaben geheißen, in der Nähe von Asas harrten zwischen 30.000 und 50.000 Menschen aus.