Erinnerung an Opfer
Gedenkfeier zu 70 Jahren Kriegsende
- Veröffentlicht: 08.05.2015
- 08:54 Uhr
- dpa
Mit einer Gedenkstunde im Bundestag erinnert die deutsche Politik am Freitag an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa vor 70 Jahren.
Mit einer Gedenkstunde im Bundestag erinnert die deutsche Politik am Freitag (9.00 Uhr) an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa vor 70 Jahren. Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nehmen an der Veranstaltung teil, die Gedenkrede hält der Historiker Heinrich August Winkler. Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundesratspräsident Volker Bouffier(beide CDU) werden sprechen.
Der 8. Mai gilt als einer der wichtigsten Gedenktage der deutschen Geschichte. Vor 30 Jahren, am 8. Mai 1985, hatte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker das Kriegsende als "Tag der Befreiung" von der Herrschaft des Nationalsozialismus bezeichnet.
Bundespräsident Gauck besucht nach der Gedenkstunde im Bundestag eine Kriegsgräberstätte. Im brandenburgischen Lebus erinnert er an das Schicksal sowjetischer Gefallener. Merkel legt am Sonntag in Moskau am Grabmal des Unbekannten Soldaten gemeinsam mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Kranz nieder. An der großen Militärparade in Moskau zum Sieg über Hitler-Deutschland am Samstag nimmt wegen des Ukrainekonflikts kein deutsches Regierungsmitglied teil.
Das Kanzleramt verteidigte das Fernbleiben der Kanzlerin von den Feierlichkeiten in Russland zum Tag des Sieges. "Es wäre falsch, am 9. Mai bei dieser Parade, bei dieser Zurschaustellung dabei zu sein, weil die russische Armee eben nicht nur zur Verteidigung des Landes eingesetzt wird, sondern weil Russland einen Anspruch formuliert, der über seine eigenen Grenzen hinausgeht und das Selbstbestimmungsrecht anderer Länder in der Region einschränkt", sagte Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) am Donnerstagabend im ZDF.
Gedenkfeier an der Westerplatte
Der polnische Präsident Bronislaw Komorowski hat auf einer Gedenkfeier zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren an das Schicksal der Staaten Ostmitteleuropas nach 1945 erinnert. "Nicht allen hat das Ende des Krieges die Freiheit gegeben", sagte er in der Nacht zum Freitag auf der Westerplatte bei Danzig (Gdansk).
An dem Ort, an dem die ersten Schüsse des Zweiten Weltkriegs fielen, ging es nicht nur darum, aller Opfer des Krieges zu gedenken und alle zu ehren, die gegen das Nazi-Regime kämpften, sondern auch der Verletzung von Souveränität und Selbstbestimmung nach 1945 zu gedenken.
Vor Staatschefs aus Ostmittel- und Südosteuropa sowie dem Baltikum betonte Komorowski, der schrecklichste Konflikt des 20. Jahrhunderts habe mit der Partnerschaft zweier Diktaturen begonnen - des nationalsozialistischen Deutschlands und der stalinistischen Sowjetunion.
Auch heute noch wird die Souveränität verletzt
Komorowski würdigte die europäische Einigung und Versöhnung einstiger Gegner als Lehre aus der Tragödie des Krieges und dem Leid, das er über alle Völker Europas brachte. Gleichzeitig sprach er vom Freiheitswunsch der Menschen auf der "falschen Seite des Eisernen Vorhangs", wo unter sowjetischer Vorherrschaft die Rechte von Bürgern und Nationen verletzt worden seien. Wenn 70 Jahre nach dem Ende des Krieges aller seiner Opfer gedacht werde, müsse auch daran erinnert werden, dass nationale Souveränität auch heute noch verletzt werde, sagte er mit Blick auf den Konflikt in der Ukraine.
An der Gedenkfeier nahmen auch der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon und EU-Ratspräsident Donald Tusk teil. Poroschenko hatte zuvor bei einer Diskussionsveranstaltung in Danzig den Willen der Ukraine nach stärkerer europäischer Integration bekräftigt. Er nannte die EU "das einzige Gegenmittel dafür, dass sich eine Tragödie wie der Zweite Weltkrieg nicht wiederholt."