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Beerdigung von Berkin Elvan

Istanbuler Trauermarsch schlägt in brutale Gewalt um

  • Veröffentlicht: 12.03.2014
  • 22:45 Uhr
  • fbo, vmd, RTR
Article Image Media
© DPA

"Mörder, Mörder", schallt es über den Istanbuler Taksim-Platz. Im Anschluss an einen Trauermarsch für einen von der Polizei verletzten und nach neun Monaten im Koma gestorbenen Jugendlichen machen Demonstranten ihrer Wut Luft. In umliegenden Vierteln fliegen Tränengasgranaten der Polizei und die Steine der Demonstranten. Der größte Protest gegen die islamisch-konservative Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan seit Monaten ist am Mittwochabend in brutale Gewalt umgeschlagen.

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Im Zentrum von Istanbul strömten Zehntausende Menschen zur Beerdigung von Berkin Elvan. Sein Tod hatte bereits am Dienstagabend im ganzen Land neue Proteste ausgelöst, gegen die Sondereinsatzkräfte der Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas vorgingen. Erdogan kritisierte die Demonstranten scharf: "Der Versuch, 18 Tage vor den Kommunalwahlen die Straßen in Brand zu setzen, zeugt nicht von einer demokratischen Gesinnung."

In Ankara setzte die Polizei am Mittwoch Wasserwerfer und Tränengas gegen Tausende Demonstranten ein, die auf dem zentral gelegenen Kizilay-Platz gegen Erdogan protestierten. Aus anderen Bezirken der Hauptstadt wurden ebenfalls Zusammenstöße gemeldet. Auch auf dem Taksim-Platz in Istanbul, der bereits im vergangenen Jahr zentraler Schauplatz der Massenproteste war, ging die Polizei mit Wasserwerfern gegen Tausende Menschen vor. Bereits am Donnerstagabend waren in Istanbul, Ankara, Mersin, Samsun und Adana Tausende Demonstranten auf die Straßen gezogen. Einige von ihnen riefen "Erdogan - Mörder" und "Der Mörder-Staat wird zur Rechenschaft gezogen!".

Erdogan kurz vor Kommunalwahlen weiter in Bedrängnis

Der Junge war von Regierungsgegnern schon vor seinem Tod zu einer Symbolfigur des Protests gemacht worden. Er war im Juni 2013 auf dem Weg zum Bäcker, als er zwischen die Fronten der Straßenschlachten von Polizei und Demonstranten geriet. Er wurde vermutlich von einer Tränengasgranate am Kopf getroffen. Sein Tod und die neue Protestwelle bringen Erdogan wenige Wochen vor den Kommunalwahlen weiter in Bedrängnis. Der islamisch-konservative Regierungschef war bereits im vergangenen Jahr wegen des harten Polizeieinsatzes gegen die Demonstranten scharf kritisiert worden.

In den vergangenen Wochen geriet Erdogan zudem in das Zentrum von Korruptionsermittlungen. Im Internet wurden Telefonmitschnitte veröffentlicht, die die Verwicklung Erdogans in illegale Machenschaften beweisen sollen. Erdogan sprach von manipulierten Aufnahmen, die lediglich ihn und seine Regierung diskreditieren sollten.

Die infolge des Korruptionsskandals ohnehin schon nervösen türkischen Märkte reagierten am Mittwoch mit einem weiteren Verfall der nationalen Währung. Die Lira fiel auf den tiefsten Stand seit fünf Wochen. Ein Dollar verteuerte sich bis auf 2,2590 Lira nach 2,2460 Lira im Schlussgeschäft vom Dienstag. Die Börse in Istanbul notierte zeitweise mehr als ein Prozent schwächer.

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