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Bundespräsident in Griechenland

Joachim Gauck bittet "mit Scham um Verzeihung"

  • Veröffentlicht: 07.03.2014
  • 16:45 Uhr
  • jal, AFP
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© DPA

Bundespräsident Joachim Gauck hat in Griechenland um Verzeihung für die Verbrechen der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg gebeten. "Mit Scham und Schmerz bitte ich im Namen Deutschlands die Familien der Ermordeten um Verzeihung", sagte Gauck bei einem Besuch des nordgriechischen Bergdorfs Lyngiades, das 1943 von Wehrmachtssoldaten in einer Vergeltungsaktion zerstört worden war.

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"Ich verneige mich vor den Opfern der ungeheuren Verbrechen", sagte Gauck. Er wolle "aussprechen, was Täter und viele politische Verantwortliche der Nachkriegszeit nicht aussprechen wollten: Das, was geschehen ist, war brutales Unrecht."

Aus Rache für das tödliche Attentat auf einen deutschen Regimentskommandeur waren deutsche Soldaten am 3.Oktober 1943 in das Dorf Lyngiades einmarschiert und ermordeten wahllos die Bewohner. 83 Menschen wurden brutal getötet, die meisten von ihnen Frauen, Kinder und alte Leute. Die Häuser wurden niedergebrannt. Am Mahnmal für die Opfer legte Gauck einen Kranz nieder.

In einer kurzen Ansprache am Mahnmal äußerte Gauck sein Bedauern darüber, dass sich die Verantwortlichen des Verbrechens nie selbst zu ihrer Schuld bekannt hätten. "Ich wünschte so sehr, längst hätte einer gesagt, der damals Befehle gegeben und ausgeführt hat: 'Ich bitte um Entschuldigung.' Oder: 'Es tut mir so unendlich leid.' Oder: 'Ich bereue, dass ich verbrecherischen Befehlen gefolgt bin.'"

Es seien "diese nicht gesagten Sätze, die eine zweite Schuld begründen, da sie die Opfer sogar noch aus der Erinnerung verbannen", sagte Gauck weiter. Bei seinem Besuch wurde Gauck von Griechenlands Präsident Karolos Papoulias begleitet. Der heute 84-Jährige hatte in seiner Jugend als Partisan gegen die deutschen Besatzer in Griechenland gekämpft. "Und doch haben Sie den Deutschen die Hand gereicht", sagte Gauck. Dafür sei er "zutiefst dankbar".

Johannes Rau vermied das Wort "Verzeihung" noch

Gauck äußerte die Hoffnung, dass sein Besuch in Lyngiades dazu beitrage, dass "sich in Deutschland das Wissen über die deutschen Gräueltaten in Griechenland verbreitet". Die Zusammenarbeit zwischen Gedenkstätten, Museen und Erinnerungsorten in beiden Ländern müsse ausgebaut werden. Das geplante deutsch-griechische Jugendwerk solle den Austausch unter jungen Leuten befördern.

Lyngiades ist eines von mehreren griechischen Dörfern, die während der deutschen Besatzung von Wehrmachtssoldaten in Racheaktionen zerstört wurden. Im Jahr 2000 hatte der damalige Bundespräsident Johannes Rau die Ortschaft Kalavryta besucht, die ein ähnliches Schicksal hat wie Lyngiades. Auch Rau bekannte sich damals zur Schuld der Deutschen, ohne allerdings wie nun Gauck eine Bitte um "Verzeihung" auszusprechen.

Gauck wollte nach dem Besuch in Lyngiades ist nahegelegene Ioannina reisen, wo ein Treffen mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde geplant war. Die Stadt im Epirus-Gebirge hat eine jüdische Tradition, die bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht. Während der deutschen Besatzung wurden die meisten Juden in Vernichtungslager deportiert und umgebracht.

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