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Loriots kongeniale Partnerin

Komödiantin Evelyn Hamann würde nun 80

  • Veröffentlicht: 06.08.2022
  • 18:53 Uhr
  • dpa
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© Imago / xEventpressxHerrmannx

Sie ist unvergessen als Loriots "bessere Hälfte" oder Mörderjägerin Adelheid: Evelyn Hamann. Nun wäre der 80. Geburtstag der vor 15 Jahren viel zu früh gestorbenen Schauspielerin.

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"Bitte sagen Sie jetzt nichts..." - die berühmte Aufforderung, die Loriot im legendären TV-Sketch "Die Nudel" an sie richtete, machte sich die Schauspielerin Evelyn Hamann zeitlebens zur Devise. Zumindest im Umgang mit Journalisten. Interviews gab die Künstlerin selten, Fragen nach ihrem Privatleben wehrte sie ab. Vor 15 Jahren (29.10.2007) starb die gebürtige Hamburgerin, die ein Mal verheiratet war und zurückgezogen im Stadtteil Eppendorf lebte, in ihrer Heimatstadt. Sie wurde nur 65 Jahre alt. Am Samstag (6.8.) vor 80 Jahren kam sie zur Welt.

Hamann, die als talentierte Komödiantin und formvollendete Verwandlungskünstlerin galt, hat als "bessere Hälfte" von Vicco von Bülow (alias Loriot) deutsche Fernsehgeschichte geschrieben. Unvergessen sind die TV-Gags des Komiker-Paares aus den 70er Jahren. Im populären "Nudelsketch" starrt die Schauspielerin als Fräulein Hildegard gebannt und todernst auf das Stück Pasta, das hartnäckig im Gesicht ihres schwadronierenden Verehrers umherwandert.

Kult wurden auch die Verführungsszene zwischen dem steifen Chef und der peniblen Sekretärin oder Frau Hoppenstedts Besuch in der Jodelschule ("Dann hab ich nach zwei Jahren Jodelschule mein Jodeldiplom, da hab ich was in der Hand, und ich habe als Frau das Gefühl, dass ich auf eigenen Füßen stehe, da hab ich was Eigenes").

Auch der angeschickerte Vertreterbesuch bei Hausfrau Lieselotte Hoppenstedt ist ob seiner Zweideutigkeiten ein Klassiker ("Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann").

Auch in den Spielfilmen an der Seite von Loriot

Außergewöhnlich war auch Hamanns gekonntes Spiel als Ansagerin eines englischen TV-Krimis mit dem Titel "Die zwei Cousinen". Urkomisch quält sie sich hier verhaspelnd durch eine Inhaltsangabe mit Zungenbrechern wie den titelgebenden Cousinen Priscilla und Gwyneth Molesworth oder Namen wie Lord und Lady Hesketh-Fortescue sowie Orten namens Middle Fritham, Nether Addlethorpe und North Cothelstone Hall.

An Loriots Seite trat Hamann auch in den Kinokomödien "Ödipussi" und "Pappa ante Portas" auf - einmal als die von einem älteren Muttersöhnchen begehrte Diplom-Psychologin Margarethe Tietze und einmal als die vom Ehemann und Neu-Rentner genervte Renate Lohse.

Millionen Fernsehzuschauer erinnern sich auch an ihre Rolle im ZDF-Straßenfeger "Die Schwarzwaldklinik", wo sie bei Professor Brinkmann die strenge und fromme Haushälterin Carsta Michaelis mimte.

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Als Adelheid Möbius auf Verbrecherjagd

Als Polizeisekretärin in der ARD-Serie "Adelheid und ihre Mörder" begeisterte sie in mehr als 60 Folgen zwischen 1993 und 2007. In der Rolle der Adelheid Möbius löste sie knifflige Kriminalfälle, die ihre leicht trotteligen Vorgesetzten nicht zu lösen imstande waren.

Ihr letzter Auftritt außerhalb dieser Serientätigkeit vor einem Millionenpublikum war eine ARD-Gala zu ihrem 60. Geburtstag am 5. August 2002. Moderator Frank Elstner bot Hamann ("Ich bin völlig überwältigt") damals unter anderem als Gäste "Traumschiff"-Produzent Wolfgang Rademann, den Schauspielerkollegen Jürgen Prochnow, Hamanns Fernseh-Mutter Inge Meysel und ihren Jugendschwarm Heinz Reincke auf.

Die Schauspielerin stammte aus einer Hamburger Musikerfamilie. Der Vater Bernhard Hamann war Geiger, Konzertmeister des NDR-Sinfonieorchesters und Gründer des Hamann-Quartetts, die Mutter war Sängerin und Musikpädagogin, ihr Bruder Gerhard war Professor für Violoncello an der Musikhochschule Trossingen.

Loriot hatte sich eigentlich eine dralle Blondine gewünscht

Nach einer Schauspielausbildung übernahm sie kleinere Rollen am Hamburger Thalia-Theater, anschließend führten sie ab 1968 Engagements nach Göttingen, Heidelberg und Bremen.

Das Jahr 1976 markierte dann den Wendepunkt in ihrem Leben. Denn da entdeckte Loriot die damals 34-Jährige für seine Projekte beim Sender Radio Bremen. Der Humor-Meister hatte zunächst an eine ganz andere Partnerin gedacht. Sie sollte blond und pummelig sein. Hamann war schlank und dunkelhaarig. Ob sie denn mit genügend Schweinshaxen dicker werden könne, fragte Loriot damals. Wohl nicht, aber er entschied sich trotzdem für sie und war glücklich damit. Kurz vor ihrem Tod lobte er sie noch einmal als "fabelhaft".

Die Detailversessenheit, mit der Hamann jede Rolle anzugehen schien, ihre Präzision ist bis heute bewundernswert. "Ich finde es wahnsinnig interessant, sich zu verändern", sagte Hamann in einem ihrer seltenen Interviews. "Jede Rolle hat ihre ernste und ihre komische Seite." Es sei eine "unglaublich schöne Gabe", in Menschen Freude auszulösen.

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