Rückgang im Oktober ewartet
Konsumlaune: Verbraucher etwas skeptischer
- Veröffentlicht: 24.09.2015
- 11:31 Uhr
- dpa
Die anhaltenden globalen Krisen haben die Verbraucherstimmung in Deutschland leicht eingetrübt. Der Konsumklimaindex sank von 9,9 Punkten im Vormonat auf 9,6 Punkte.
Chaos in der Flüchtlingskrise, Krieg im Nahen Osten und eine schwächelnde Wirtschaft in den Schwellenländern: Beim Geldausgeben sind die Deutschen laut dem Forschungsinstitut GfK zunehmend durch Hiobsbotschaften aus dem Ausland und deren Folgen verunsichert. Die Kauflaune der Verbraucher habe den zweiten Monat in Folge nachgegeben, teilte das Institut am Donnerstag in Nürnberg mit. Der entsprechende Indikator signalisiert für den Monat Oktober einen Rückgang von 9,9 Punkten im Vormonat auf 9,6 Zähler. Während sich die deutsche Wirtschaft stabil entwickle, seien für die Verunsicherung vor allem Probleme im Ausland verantwortlich, meint GfK-Experte Rolf Bürkl. Insgesamt bleibe das Verbrauchervertrauen aber auf hohem Niveau.
Jüngste Verunsicherungen schickten die Konjunkturerwartungen der Deutschen auf Talfahrt, so Bürgel. Sie gingen zum vierten Mal in Folge zurück. Die Deutschen erwarten daher ein geringeres Einkommen als zuletzt. "Die Sorge vor zunehmender Arbeitslosigkeit ist deutlich gestiegen", sagt Bürkel. Und die trübe Stimmung scheint nicht unberechtigt: Nach Abschluss der GfK-Befragung hatten Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles und der Chef des Bundesamtes für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, ebenfalls entsprechende Erwartungen geäußert.
Die gestiegenen Sorgen um den Arbeitsmarkt seien unter anderem auf die Flüchtlingskrise zurückzuführen, meint Bürgel. "Da ist bei vielen der Eindruck erweckt worden, dass völliges Chaos herrscht." Die Politik müsse daher für geordnete Bahnen auf europäischer Ebene sorgen.
Sorgen um Wirtschaft in China
Die Konjunkturerwartungen der Verbraucher würden zudem durch anhaltenden Terror im Nahen Osten und die schwächelnde Wirtschaft in den Schwellenländern beeinträchtigt, allen voran China. Sorgen um die Wirtschaft im Reich der Mitte hält Bürgel nicht für übertrieben. "Jüngste Daten haben einmal mehr gezeigt, dass es um die chinesische Industrie gar nicht gut steht und dass die Zeichen sogar auf Schrumpfung stehen." Am Mittwoch war der Einkaufsmanagerindex der chinesischen Industrie auf den tiefsten Stand seit März 2009 gesunken. "Auch in Russland sieht es gar nicht gut aus", so Bürgel. Dies könnte auch die deutschen Exporte schwächen.
Zur Ermittlung des Konsumklimaindex' befragt das GfK im Auftrag der EU-Kommission monatlich rund 2000 Verbraucher. Welche Sorgen die Konsumlaune der Deutschen tatsächlich beeinflussen, wird dabei nicht abgefragt. Die Forscher verlassen sich hier auf Erfahrungswerte. "Das Thema Konjunktur ist für die meisten Menschen sehr abstrakt", so Bürgel. "Entsprechende Einschätzungen sind daher sehr stark von der Wahrnehmung der allgemeinen Medienberichterstattung beeinflusst." Dass es Verunsicherung gebe, zeige sich derzeit auch an einer gestiegenen Sparneigung. In unsicheren Zeiten legen sich die Menschen ein finanzielles Polster zur Seite.
Kaufbereitschaft insgesamt auf hohem Niveau
Insgesamt sei die Stimmungseintrübung aber nicht dramatisch, so Bürgel. Trotz des erneuten Dämpfers bleibe die Kauflaune in Deutschland weiter auf hohem Niveau. Erst im Juni hatte der Indikator mit 10,2 Zählern den höchsten Wert seit Oktober 2001 erreicht. Ein Indexpunkt steht für ein erwartetes Wachstum der Konsumausgaben um 0,1 Prozent. Laut dem aktuell abgesenkten Wert ist also für Oktober noch ein Anstieg um knapp einen Prozent zu erwarten.
Grund für die weiterhin relativ robuste Stimmung: Während aus dem Ausland eine Hiobsbotschaft nach der andern kommt, sieht es im Inland recht gut aus. Der Arbeitsmarkt ist allen Sorgen zum Trotz bislang stabil. "Die starke Entwicklung der Reallöhne im zweiten Quartal unterstreicht einmal mehr, dass sich Deutschland auf stabilem Wachstumskurs befindet", so Bürgel. Und es sei davon auszugehen, dass der Konsum dieses Jahr auch weiterhin eine wichtige Stütze der Konjunktur sein wird.