Hilfe für Nepal läuft an
Mehr als 3900 Tote nach Himalaya-Erdbeben
- Veröffentlicht: 28.04.2015
- 18:55 Uhr
- dpa
Hunderttausende Nepalesen campieren nach dem großen Erdbeben in den Straßen. Denn das Himalaya bebt noch immer - die Seismologen verzeichneten 83 Nachbeben.
Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben im Himalaya finden die Helfer weiter zahlreiche Tote. Allein in Nepal seien mindestens 3900 Menschen ums Leben gekommen, sagte Laxmi Dhakal vom Innenministerium in Nepal am Montag. Für die Rettungs- und Hilfsarbeiten würden alle verfügbaren Kräfte eingesetzt. Das Militär erklärte, 90 Prozent aller nepalesischen Soldaten seien im Einsatz. In Indien starben bei dem Beben 62 Menschen, in China mindestens 20 Menschen.
Erste Hilfe läuft an
Zahlreiche Staaten und Organisationen haben Helfer nach Nepal entsandt. Auch aus Deutschland sollten weitere Hilfsflüge starten. Die Europäische Kommission versprach dem bitterarmen Nepal drei Millionen Euro Soforthilfe. Das Geld solle zusätzlich zu den Hilfen der einzelnen Mitgliedstaaten und zur Entsendung von Zivilschutzexperten in die Erdbebenregion fließen, erklärte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides. Am dringendsten würden medizinische Helferteams und Nothilfe-Lieferungen benötigt.
Vom Flughafen Berlin-Schönefeld sollte am Montag ein Flug mit 60 Tonnen Hilfsgütern nach Nepal starten, wie das Deutsche Rote Kreuz mitteilte. Ein Hilfsflug von I.S.A.R. Germany mit 52 Helfern war schon am Sonntag gestartet. Unter ihnen seien Rettungshundeführer und Experten für die Suche nach Verschütteten sowie medizinisches Personal, hieß es. Auch Schweden schickte Suchhunde. Das größte Hilfskontingent kommt aber aus dem Nachbarland Indien. Neu Delhi schickte allein 16 Helikopter.
Viele Organisationen riefen zu Spenden für die Erdbebenopfer auf und entsandten ebenfalls Helfer und Material. Die Liste der Länder, die in den ersten 24 Stunden ihre Unterstützung ankündigten, reicht von Sri Lanka über Japan und Russland bis Belgien, Frankreich und Luxemburg. Nepal rief den Notstand in den betroffenen Gebieten aus, in denen 6,6 Millionen Menschen leben.
Viele Städte sind schwer zu erreichen
Das Erdbeben der Stärke 7,8 war die stärkste Erschütterung des Bodens in Nepal seit mehr als 80 Jahren. Dem Beben am Samstag folgten viele Nachbeben. Das ganze Ausmaß der Zerstörung war noch nicht abzusehen, weil viele abgelegene Dörfer zunächst nicht erreicht wurden. Auch Kathmandu war nicht mehr über den Landweg erreichbar, nachdem ein Nachbeben der Stärke 6,7 die Ost-West-Landstraße bei Mugling und Narayanghat blockierte.
Der Erdstoß mit seinem Epizentrum etwa 80 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu zerstörte große Teile der Infrastruktur Nepals, viele alte Häuser sowie Weltkulturerbe- und Pilgerstätten. Weite Teile des Erdbebengebiets blieben auch am Sonntag ohne Strom. Die Wasserversorgung war unterbrochen und die meisten Tankstellen waren geschlossen.
Den Überlebenden machten in der Nacht starke Regenfälle zu schaffen. Viele Bewohner der Region leben in Zeltstädten, da sie sich aus Angst vor Nachbeben nicht in ihre Häuser zurücktrauen. Nepals Regierung spricht von mehr als 6000 Verletzten. Überlebende berichten, viele Straßen seien durch Erdrutsche oder aufgerissenen Teer nicht passierbar. Nachbeben lassen die Erde weiter erzittern. In Nepals Hauptstadt Kathmandu hätten viele Menschen in der vergangenen Nacht in Parks zusammen gekocht und getrommelt, berichtet der deutsche Reisefotograf Jordane Schönfelder. "Es herrscht eine solidarische Atmosphäre", sagt er. Viele Menschen seien auf Nachbarschaftshilfe angewiesen. "Selbst nach den Verschütteten graben die meisten Leute selber."
Bergsteiger warten auf Rettung
Das Tourismusministerium versicherte, ein Fokus der Hilfskräfte sei es auch, die festsitzenden Urlauber in Sicherheit zu bringen. Allein aus dem Basislager am Mount Everest seien 82 Menschen ausgeflogen worden, sagte Suresh Man Shrestha vom Ministerium. Dort waren mindestens 19 Bergsteiger und Helfer in einer Lawine gestorben. Dutzende sitzen noch am höchsten Berg der Welt fest.