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Kriminalität

Mutter und 2 Kinder stürzen in die Tiefe

  • Veröffentlicht: 29.07.2022
  • 16:46 Uhr
  • dpa
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© Harald Tittel/dpa

Eine Mutter und ihre 2 kleinen Kinder stürzen in Saarbrücken in einen Hinterhof. Eines der Mädchen stirbt. Am Morgen danach gehen die Ermittler davon aus: Es war kein Unfall.

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Sonnenschein und Wolken, ein durchschnittliches Wohngebiet: Zunächst deutet am Freitag in der Forbacher Straße in Saarbrücken wenig auf die tödlichen Ereignisse hinter einem Mehrfamilienhaus hin. Am Vormittag finden sich noch keine Kerzen und Blumen davor. Am Donnerstagabend sind hinter dem Haus zwei kleine Kinder und ihre Mutter von einer Brüstung zwischen Obergeschoss und einem Gartenhang rund fünf Meter in die Tiefe auf einen Hinterhof ohne Rasen gestürzt. Die dreijährige Tochter stirbt, ihre einjährige Schwester und ihre Mutter überleben. Ermittlungen wegen mutmaßlichen Mordes und versuchten Mordes gegen die 38-Jährige laufen an, wie Polizeisprecher Falk Hasenberg erklärt. Es gebe die Erkenntnis, "dass die Frau wohl an einer psychischen Krankheit leidet".

Unfassbare Tat

Nach vorläufigem Erkenntnisstand habe die Mutter die kleinen Mädchen von dem Metallgeländer geworfen und sei dann selbst gesprungen. Ihre dreijährige Tochter erliegt noch in der Nacht zum Freitag ihren schweren Verletzungen. Laut Polizei waren die Kinder der Familie aus dem hessischen Main-Taunus-Kreis zu klein, um beim Besuch der Großeltern in Saarbrücken alleine über die Balustrade zu gelangen.

Die 38-jährige Mutter und die jüngere Tochter kommen in Saarbrücken ins Krankenhaus. Die Frau ist schwer verletzt und vorerst nicht zu vernehmen. Am Freitagmorgen wird sie laut Hasenberg in das Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg verlegt. Wegen des Mordverdachts bewachen dort Polizisten die Schwerverletzte. Ihre einjährige Tochter ist dem Sprecher zufolge weitgehend unverletzt: "Sie hat richtig viel Glück gehabt. Bei Kleinstkindern ist anscheinend öfter ein Schutzengel dabei." Das höre er immer wieder.

Am Donnerstag gegen 21.00 Uhr erreicht die Polizei laut Hasenberg aus dem Umfeld des Hauses ein Anruf. "Da gibt es Kindergeschrei und eine Frau, die rumschreit." Noch während dieses Telefonats sei der Notruf eines Angehörigen wegen der Stürze eingegangen. In der Wohnung der Eltern der Mutter sind demnach auch deren 39-jähriger Lebensgefährte gewesen - der Vater der Mädchen - und wohl weitere Angehörige.

Notfallseelsorger kümmern sich um Familie, Nachbarn und auf Wunsch auch um womöglich traumatisierte Polizisten. Noch in der Nacht beginnen laut dem Polizeisprecher die Vernehmungen, auch Experten in weißen Spurensicherungsanzügen kommen rasch. Das Motiv für die mutmaßlichen Handlungen der Mutter ist vorerst unklar. Hasenberg sagt: "Ob eine psychische Krankheit der Auslöser war, müssen die Ermittlungen erbringen." Mit Blick auf Mutter, Vater und die beiden Töchter ergänzt der Sprecher: "Alle vier sind Deutsche."

Der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) zeigt sich auf Twitter bestürzt: "Es ist unfassbar, dass ein 3-jähriges Kind auf diese tragische Weise gestorben ist. Meine Gedanken sind bei Opfern und Angehörigen. Die Umstände müssen geklärt und für das überlebende Kind alles getan werden."

Im hessischen Hanau hat es im Mai einen auf den ersten Blick ähnlichen Fall gegeben. Hier wird gegen den Vater ermittelt. Der Vorfall ereignete sich in einem Hochhaus. Zunächst wurde auf dem Boden davor ein schwer verletzter elfjähriger Junge gefunden. Er starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Seine siebenjährige Schwester wurde tot auf dem Balkon einer Wohnung im neunten Stock gefunden.

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Vater auf der Flucht

In der Wohnung hatten die beiden Kinder mit ihrer Mutter gelebt. Schnell geriet der 47-jährige Vater unter Verdacht, der von der Familie getrennt lebte. Der aus Indien stammende Mann war zunächst flüchtig. Drei Tage nach der Tat wurde er nahe Paris festgenommen. Anfang Juli hat ihn Frankreich nach Deutschland ausgeliefert. Er wurde in ein Frankfurter Gefängnis gebracht.

Laut Staatsanwaltschaft hatte der Mann die Tat bei den französischen Behörden bestritten. Vor der deutschen Haftrichterin habe er sich hingegen nicht zum Tatvorwurf geäußert. Das Jugendamt hatte Kenntnis von familiären Problemen, der Vater soll wegen häuslicher Gewalt aufgefallen sein. Ein freier Träger sollte mit der Familie Kontakt aufnehmen, aber das Gespräch kam nicht mehr zustande.

Der Vater der beiden Mädchen in Saarbrücken kommt zunächst ins Krankenhaus wegen seiner psychischen Belastung, wie der Sprecher der Polizei berichtet - tragisches Ende eines Familienausflugs.

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