Barbara Hendricks besucht Asse
Räumung wird zum Jahrhundert-Projekt
- Veröffentlicht: 04.03.2014
- 21:45 Uhr
- cwe, DPA
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat Erwartungen an eine rasche Rückholung des Atommülls aus der maroden Asse bei Wolfenbüttel gedämpft. "Mit der Umsetzung der Rückholung kann aus heutiger Sicht erst 2033 begonnen werden", sagte sie bei einer Besichtigung des früheren Salzbergwerks. Das sei eine Herausforderung noch für die nächste Generation. Damit bezog sie sich auf Zeitschätzungen des für das Bergungsprojekt zuständigen Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Es wird mit Kosten von mehreren Milliarden Euro gerechnet.
Fraglich ist, ob die bis 1978 hier eingelagerten rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall überhaupt noch zu bergen sind. In die Asse dringen täglich rund 12.000 Liter Wasser ein. Deshalb und wegen Bewegungen im Untergrund ist unklar, wie lange sie noch stabilisiert werden kann. "Jede Zeitprognose ist derzeit auf ganz dünnem Sand gebaut", betonte der Präsident des BfS, Wolfram König. Wie lange die eigentliche Rückholung dauern könnte, sei bisher völlig unklar.
Seit 2012 laufen Probebohrungen, um zu erkunden, wie es hinter den 13 Atommüll-Kammern aussieht, die mit einer teils über 20 Meter dicken Betonschicht verschlossen sind. Da nach dem strengen Atomrecht gearbeitet wird, sind stets strenge Strahlenschutzanforderungen zu erfüllen.
Hendricks: Hätte niemals gebaut werden dürfen
Das BfS vermutet, dass viele Fässer, in denen sich der Abfall befand, durch den Bergdruck zerborsten sind. Sollte sich der radioaktive Müll im Salz verteilt haben, steigt die zu bergende Menge. Zudem soll bis 2028 ein neuer Schacht zur Bergung gebaut werden - und es braucht ein riesiges oberirdisches Zwischenlager.
Die Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF) hatte die Asse 1965 im Auftrag der Bundesrepublik für 900.000 Mark erworben, um ein Endlager oder ein Forschungsbergwerk einzurichten. König kritisierte, dass die Asse niemals hätte als ein Atommüll-Endlager genutzt werden dürfen. Anwohner befürchten, dass sich der Atommüll durch den Druck verteilt und die Umwelt verseuchen könnte.
Ein 2013 vom Bundestag beschlossenes Beschleunigungsgesetz erlaubt nun, parallel zur Faktenerhebung schon mit den Planungen etwa für den neuen Schacht und das Zwischenlager zu beginnen. Hendricks bekannte sich trotz des langen Zeithorizonts und der jetzt schon für die Arbeiten anfallenden Kosten von jährlich 120 Millionen Euro zum Plan der Rückholung. "Ich glaube daran", sagte sie.