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EU-Parlament Gesetzesentwurf

Telematik-Boxen sollen Leben retten

  • Veröffentlicht: 28.04.2015
  • 12:51 Uhr
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Telematik-Boxen in Autos werden voraussichtlich bald Pflicht - sie setzen bei einem Unfall automatisch einen Notruf ab.

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Telematik-Boxen in Autos werden voraussichtlich bald Pflicht. In dieser Woche berät das EU-Parlament in zweiter Lesung über einen entsprechenden Gesetzesentwurf. Alles deutet darauf hin, dass ab 31. März 2018 ein automatischer Notruf über eine Telematik-Box in Neuwagen vorgeschrieben wird. Die Vernetzung des Autos könnte das Fahren aber nicht nur dadurch sicherer machen.

1970 war mit 21.332 Unfalltoten das schwarze Jahr der bundesdeutschen Verkehrsstatistik - mehr Menschen starben nie auf deutschen Straßen. Seitdem hat sich die Zahl der motorisierten Fahrzeuge von 15 auf 44 Millionen mehr als verdoppelt, aber die Zahl der Unfalltoten ist mit rund 3.400 deutlich zurückgegangen. Das liegt vor allem an immer sichereren Fahrzeugen. Auch das Rettungswesen in Deutschland wurde kontinuierlich verbessert

Nach der Optimierung von Fahrzeugtechnik und Rettungsdiensten setzen Verkehrsforscher nun beim wohl komplexesten System an, das am Unfallgeschehen beteiligt ist: dem Autofahrer selbst. Sie wollen, dass vorausschauendes und sicheres Fahren Schule macht, gute Fahrer belohnt und riskante Fahrzeuglenker zum Überdenken ihres Fahrstils gebracht werden. In den USA und Italien bieten bereits zahlreiche Versicherungen dafür Telematik-Boxen an: Einbaugeräte, die während der Fahrt unter anderem Beschleunigungswerte und Fahrverhalten messen und daraus einen Mittelwert bilden. Ist der am Jahresende positiv, ist der Fahrer vorausschauend und defensiv gefahren und hatte somit nur ein geringes Unfallrisiko. Dafür gibt es zur Belohnung eine Rückerstattung von der Versicherung. In den USA gingen die Unfallzahlen bei Telematik-Nutzern um 40 Prozent zurück.

Automatische Notruf-Funktion als Nebeneffekt

Gleichsam als Nebeneffekt verfügen die Telematik-Systeme über die bereits erwähnte Notruf-Funktion, die bei einem Unfall automatisch oder auf Tastendruck über das Mobilfunknetz Hilfe herbeiruft.

Die Björn-Steiger-Stiftung, die ihre Notrufsäulen an Bundes-, Land- und Kreisstraßen mittlerweile aus Kostengründen wieder abbauen lässt, setzt große Hoffnungen auf die neue Technik. Manolito Leyeza, Technik-Chef der Stiftung: "Durch eCall kann die Rettungskette deutlich beschleunigt werden."

Zielgruppe für Telematik-Lösungen und eCall sind vor allem Fahranfänger. Sie sind nicht nur die Personengruppe mit dem höchsten Unfallrisiko, sie haben auch besonders häufig Alleinunfälle auf einsamen Landstraßen.

Gerd von Bressensdorf, Vorsitzender des Bundesverbandes der Fahrlehrerverbände, wünscht sich, dass Fahranfänger dank Telematik aus ihren Fahrfehlern lernen. Er könnte sich durchaus vorstellen, "das eigene Profil auf freiwilliger Basis der Versicherung zur Verfügung zu stellen, damit diese erkennt, dass ich sehr regelkonform fahre und mich deshalb besser einstuft."

Bundesbürger würden Telematik nutzen

Bei den Deutschen kommt die neue Technik gut an. Rund 46 Prozent der Bundesbürger wären bereit, ihr Fahrverhalten über ein Telematik-Gerät auswerten zu lassen. 79 Prozent würden für eine schnellere Pannenhilfe eine Datenübermittlung per Telematik-Box begrüßen. Das ergab eine repräsentative Studie des Hamburger Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF).

Haupthindernis ist aus Sicht vieler Fachleute dabei das Thema Datenschutz. Manche Fahrer befürchten, dass etwa das eigene Fahrprofil bei einem Unfall gegen sie verwendet werden könnte. Deshalb besitzen Telematik-Boxen meist eine eingebaute Löschfunktion, die jederzeit vom Fahrer betätigt werden kann.

Es ist daher wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch große deutsche Versicherer Fahranfängern Telematik-Tarife anbieten werden. Der Unfallstatistik würde das gut tun.

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