2:1-Sieg gegen Leverkusen
Wolfsburg profitiert von Schiri-Fehler
- Veröffentlicht: 31.10.2015
- 22:25 Uhr
- dpa
Schiedsrichter Manuel Gräfe steht im Bundesliga-Topspiel unfreiwillig im Mittelpunkt. Erst erkennt der Referee beim Tor von Bendtner eine Abseitsstellung nicht, dann verweigert er Wolfsburg einen vermeintlichen Elfmeter.
Begünstigt von einer krassen Fehlentscheidung von Schiedsrichter Manuel Gräfe hat der VfL Wolfsburg Bayer Leverkusen mit 2:1 (1:1) besiegt. Der Vizemeister war durch ein irreguläres Tor von Nicklas Bendtner (34. Minute) in Führung gegangen. Den Siegtreffer vor 28 766 Zuschauern im Topspiel des elften Bundesliga-Spieltages besorgte der kurz zuvor eingewechselte Julian Draxler (77.). Für Leverkusen hatte Javier Hernandez (40.) den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt. Wolfsburg sprang durch den Sieg mit nun 21 Punkten auf Platz drei vorbei am FC Schalke. Leverkusen ist mit 17 Zählern Tabellensiebter.
Im Verfolgerduell sorgte vor allem der Referee für reichlich Zündstoff. Gräfe entschuldigte sich schon während des Spiels bei den Gästen. "Es war mein Fehler und das tut mir sehr leid. Die Leverkusener können zu Recht sauer sein", bekannte der Unparteiische.
Bei Bendtners zweitem Saisontor stand Vorlagengeber Vieirinha deutlich im Abseits. Gräfe wertete den vorangegangenen Pass von André Schürrle fälschlicherweise als einen Ballkontakt von Bayers Kevin Kampl und überstimmte gar seinen Linienrichter, der die Fahne gehoben hatte. "Ich war mir einfach hundertprozentig sicher, dass der Leverkusener Spieler Kampl den Ball gespielt hat", meinte Gräfe.
Völler erzürnt
Diese Szene erzürnte Leverkusens Sportchef Rudi Völler derart, dass er von der Tribüne in den Innenraum gestürmt kam und lautstark an der Seitenlinie wütete. Noch in der Pause gab es im Spielergang Diskussionen zwischen Gräfe, Völler und dessen ehemaligen Sturmpartner in der Nationalelf, Wolfsburgs Sportchef Klaus Allofs. "Das ist eine riesengroße Ungerechtigkeit. Ich habe es nicht verstanden, warum er das Risiko eingegangen ist, seinen Linienrichter zu überstimmen", sagte Völler. Dabei hätte der verdiente Ausgleich des Mexikaners "Chicharito" Hernandez für Leverkusen noch vor der Pause Völlers Gemüt eigentlich beruhigen können.
"Die Szene hatte natürlich Einfluss, weil wir in Rückstand gehen. Wir sollten aber nicht auf den Schiedsrichter schauen, sondern auf uns", sagte Leverkusens Torhüter Bernd Leno und betonte: "Wolfsburg hat das Tor gemacht, wir nicht. Die Chancen waren da."
Auch nach dem Wechsel blieb das Spiel emotional aufgeladen. Beide Seiten versuchten Profit aus einer möglichen Verunsicherung des Schiedsrichter-Gespanns zu erzielen. Dabei hatte der Unparteiische eine weitere knifflige Szene zu beurteilen, als Leno den Wolfsburger Daniel Caligiuri im Strafraum zu Fall brachte, Gräfe einen möglichen Elfmeter aber verweigerte (51.). Da habe der Schiedsrichter womöglich Fingerspitzengefühl gezeigt, meinte Leno. "Man kann ihn geben. Aber es war nicht so eindeutig", urteilte Gräfe selbst treffend nach Studium der TV-Bilder.
Umbau bei Wolfsburg
Bereits vor dem Spiel hatte auch Wolfsburgs Coach Dieter Hecking mit gleich fünf Wechseln in der Startelf im Vergleich zum 1:3 im DFB-Pokal am Dienstag gegen Bayern München für Verwirrung gesorgt. Überraschend war vor allem, dass Bendtner den Vorzug vor Torjäger Bas Dost erhielt. Der Däne stand zuletzt einige Male noch nicht einmal im Kader. "Spieltaktische Gründe haben für Nicklas gesprochen", begründete Hecking die Hereinnahme Bendtners.
Insgesamt wirkte Wolfsburg nach der Pleite gegen die Bayern und durch die vielen Veränderungen aber verunsichert. Bayer hingegen war in den Zweikämpfen zunächst deutlich aggressiver und stand defensiv stark. Erst nach dem Wechsel gab es auf beiden Seiten mehr Torszenen. Den glücklichen Sieg für den VfL besorgten ausgerechnet die eingewechselten Dost als Vorlagengeber und Torschütze Draxler, die beide zu Beginn Opfer von Heckings Rotation geworden waren.