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Den Deutschen "geht es zu gut"

Schrauben-Milliardär Reinhold Würth schickt Anti-AfD-Brief an Mitarbeiter

  • Aktualisiert: 19.03.2024
  • 12:14 Uhr
  • Lena Glöckner
Reinhold Würth bei einem Interview in der Firmenzentrale in Künzelsau mit der Deutschen Presseagentur.
Reinhold Würth bei einem Interview in der Firmenzentrale in Künzelsau mit der Deutschen Presseagentur.© picture alliance/dpa

Der Familienunternehmer Reinhold Würth hat in einem Schreiben an seine Belegschaft klar Position gegen die AfD bezogen. Der 88-jährige Unternehmer warnte eindringlich vor den Konsequenzen eines Rechtsrucks.

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In einem fünfseitigen Schreiben hat der Schrauben-König Reinhold Würth seine Belegschaft dazu aufgerufen, bei Wahlen nicht für die AfD zu stimmen. Der Brief, der mehreren Medien vorliegt, beinhaltet Bedenken des 88-jährigen Würth gegenüber der Partei. Dem Unternehmer ist der Brief ein Anliegen - obwohl die Würth-Gruppe sich eigentlich verordnet habe, sich vom politischen Geschehen distanziert zu halten, heißt es im Schreiben.

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Würth begrüßte zunächst die Proteste vieler Millionen Bürger:innen gegen die AfD. Jedoch wies der Milliardär darauf hin, dass der Vergleich zwischen dem Aufstieg der AfD und dem Ende der Weimarer Republik unangebracht sei. Damals habe das ganze deutsche Volk "bitter unter den Forderungen des Versailler Vertrags, einer Hyperinflation und riesengroßen Arbeitslosigkeit gelitten". Der Zulauf zu Hitler sei "Folge einer bittertiefen Notsituation" aller Deutschen gewesen, betonte Würth.

Würth: Den Deutschen "geht es zu gut"

Der Unternehmer stellte die Frage in den Raum, was die AfD im bestehenden politischen System verändern wolle und ob der Zulauf zu dieser Partei nicht vielmehr Ausdruck davon sei, dass es den Deutschen "einfach zu gut gehe". Hierzulande müsse "kein Mensch hungern oder frieren". Die Sozialeinrichtungen des Bundes und der Länder würden die Bedürftigen "geradezu mit Hilfsangeboten überschütten".

Obwohl die AfD Gegensätzliches propagiere, sei es der Normalfall, dass die Bürger:innen in Deutschland "wohl etabliert ein eher freiheitliches Leben leben" könnten und einen "guten oder mindestens angemessenen Arbeitsplatz" hätten. Würth wette, so schreibt er weiter, dass der durchschnittliche AfD-Wähler über ein eigenes Auto verfüge und mindestens einmal im Jahr in den Urlaub fahre.

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Zwar laufe die Bundesregierung manchmal "wie ein Hühnerhaufen durcheinander", habe aber trotzdem das ein oder andere positive Gesetz auf den Weg gebracht, so Würth. Respekt habe er vor Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), weil er "die Taurus-Marschflugkörper nicht aus Deutschland herausgibt". Bei aller Kritik an der Ampel-Koalition seien die AfD-Forderungen zu Änderungen des Parteiensystems unangebracht.

Der 88-Jährige appellierte an seine 25.000 Mitarbeiter:innen: "Überlegen Sie, wem Sie bei den verschiedenen Wahlen Ihre Stimme geben." Bloß wegen "ein bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen" und aus Unmut über die Ampel die AfD zu wählen sei "einfach zu wenig".

Die für ihre Schrauben bekannte Würth-Gruppe erzielte 2021 einen Umsatz von rund 17,1 Milliarden Euro und ein Betriebsergebnis vor Steuern von rund 1,3 Milliarden Euro. Weltweit beschäftigte der Konzern mehr als 83.000 Menschen. Im Alter von 14 Jahren begann Reinhold Würth eine Lehre im damals kleinen Betrieb seines Vaters, ehe er diesen nach dessen Tod 1954 als 19-Jähriger übernahm. Heute ist er Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats. Der Milliardär zählt zu den reichsten Deutschen.

  • Verwendete Quellen:
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