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Umstieg vom Auto auf ÖPNV könnte scheitern

Arbeitskräftemangel im ÖPNV: Wie soll die Verkehrswende ohne Personal klappen?

  • Veröffentlicht: 21.06.2024
  • 13:59 Uhr
  • Clarissa Yigit
Personalmangel im ÖPNV könnte die Klimakrise weiter anheizen.
Personalmangel im ÖPNV könnte die Klimakrise weiter anheizen.© Sina Ettmer / Adobe Stock

Ein viel diskutiertes Thema ist die Bekämpfung der Klimakrise. Vorschläge - wie der Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel - gibt es zur Genüge. Die Realität sieht allerdings etwa anders aus.

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Inhalt

  • Personalmangel im ÖPNV
  • Akquise im ÖPNV - ein Fremdwort?
  • Löhne nicht konkurrenzfähig

Die Verkehrswende und somit der Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel soll helfen, die Klimakrise in den Griff zu bekommen. In der Theorie also ein guter Ansatz. In der Praxis hapert es aber noch an der Umsetzung, denn – wer soll all die Öffis fahren?

Im Video: "Angebot wird sich massiv verschlechtern" - Das könnte ÖPNV-Nutzern blühen

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Personalmangel im ÖPNV

So scheint der vielfach geforderte Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) nach Ansicht des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) am Arbeitskräftemangel zu scheitern.

Demnach mussten laut einer Umfrage des VDV im vergangenen Jahr 44 Prozent den Betrieb der Verkehrsunternehmen - zumindest zeitweilig - einschränken.

Und wer soll die Fahrzeuge fahren?

Harald Kraus, Vorsitzender des VDV-Personalausschusses

"Wenn wir so weitermachen wie jetzt, nein, dann ist ein Ausbau des ÖPNV nicht machbar. Wir müssen uns die ganze Zeit fragen: Wie kriegen wir das alles noch finanziert? Und wer soll die Fahrzeuge fahren", sagte Harald Kraus, Vorsitzender des VDV-Personalausschusses, der dpa.

Laut des VDV sind zurzeit etwa 100.000 Busfahrer:innen im Einsatz. Davon gehen jährlich etwa 4.000 bis 6.000 in Rente. Bis 2030 allerdings schätzen 83 Prozent der Befragten, dass der Personalbedarf im Fahrdienst höher sein wird als aktuell. Somit dürfte der Personalmangel jährlich zunehmen. "Aktuell sind wir vor allem dabei, irgendwie den Status quo aufrechtzuerhalten", so Kraus. "Faktisch verabschieden wir uns von der Verkehrswende, wenn wir ÖPNV-Verkehr einstellen müssen."

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Akquise im ÖPNV - ein Fremdwort?

"Unsere Branche wurde von der Politik sehr lange aufgrund des Kostendrucks angehalten, Personal abzubauen – das ging die letzten 25 Jahre so", betont Kraus. "Das heißt: Akquise kannte man in der Branche kaum. Daher ist das Durchschnittsalter der Beschäftigten auch relativ hoch."

Mittlerweile suchen Unternehmen nach Fachkräften bereits im Ausland. "Vor allem für die vielen kleinen und mittleren Unternehmen der Branche ist aber die Betreuung der Rekrutierten eine große Herausforderung. Die Personalabteilungen dieser Verkehrsunternehmen sind oft nicht groß. Hier liegt die Lösung vor allem in branchenweiter Zusammenarbeit", ergänzt Kraus.

Der Lobbyverband Allianz Pro Schiene sieht daher eine "umfassende Personaloffensive" für den ÖPNV als dringend nötigt. Geschäftsführer Dirk Flege betonte gegenüber der dpa: "Branche und Unternehmen müssen in die Schulen gehen und dafür werben, dass Jobs im ÖPNV sicher und fair bezahlt sind und einen direkten Beitrag zum Klimaschutz leisten."

Im Video: Experte über Streiks - Verdi-Forderungen nicht realisierbar

Löhne nicht konkurrenzfähig

Die Gewerkschaft Verdi vertritt zudem die Meinung, dass der ÖPNV auch aufgrund von nicht konkurrenzfähigen Entgeltlöhnen an Personalmangel leide – obwohl die Arbeitsbedingungen gleichzeitig anspruchsvoll sind.

Andreas Schackert, Bundesfachgruppenleiter für Busse und Bahnen bei Verdi, meint dazu gegenüber der dpa: "Flapsig gesagt, findet man vielerorts für dasselbe Geld, das man im Fahrdienst bekommt, einen Job, der weniger belastend ist, mit verlässlicheren Arbeitszeiten und kürzeren Schichten." So müssten im Schichtdienst und bei Tätigkeiten mit Kundenkontakt die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Dies ließe sich etwa durch kürzere Schichtzeiten, verlässliche Schichtplanung und ausreichende Ruhezeiten umsetzen.

Dem stimmt auch VDV-Experte Kraus zu und sieht noch Spielraum in Flexibilisierung bei den Arbeitszeiten und Dienstplanmodellen. "Flexibilisierung bei den Arbeitszeiten bedeutet aber mehr Personal. Und das kostet zusätzliches Geld, das wir nicht haben."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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