Kreml vor Niederlage?
Ex-US-Botschafter: "Putin versteht, dass er in der Ukraine verliert"
- Aktualisiert: 27.01.2023
- 16:44 Uhr
- Lena Glöckner
Der ehemalige US-Botschafter in Russland glaubt, dass Wladimir Putin sich dessen bewusst ist, dass er den Krieg in der Ukraine verlieren wird. "Man wechselt Befehlshaber, wenn man verliert, nicht, wenn man gewinnt", so Michael McFaul.
Elf Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ist Wladimir Putin weiter von seinem erhofften schnellen Sieg entfernt als je zuvor. Der Kremlchef hat die Situation in den annektierten Gebieten bereits selbst als "schwierig" bezeichnet - eine Äußerung, zu der er sich nicht oft hinreißen lässt. Für den ehemaligen US-Botschafter in Russland, Michael McFaul, steht fest: "Putin versteht, dass Russland in der Ukraine verliert".
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In einem Beitrag für die "Washington Post" macht McFaul deutlich, dass er besonders den erneuten Wechsel an der militärischen Spitze als Beleg für seine These sieht. "Man wechselt Befehlshaber, wenn man verliert, nicht, wenn man gewinnt", so McFaul. Auch die Absage von Putins jährlicher Pressekonferenz sei ein Indiz. Putin sei "nachweislich zu ängstlich, von einer großteils loyalen und beeinflussten Presse Fragen zu beantworten", befindet der ehemalige US-Botschafter.
"Putins Unterstützung in der Gesellschaft schwindet"
Auch, dass Putins Propagandisten immer wieder Unmut über die Situation in der Ukraine äußern, sieht McFaul als Anzeichen. Der russische Ex-Geheimdienstoffizier und ehemalige Separatistenführer Igor Girkin hatte etwa angedeutet, dass er eine Amtsenthebung des russischen Präsidenten unterstütze. Der Ex-Botschafter zieht Sergei Markow, ehemaliger enger Berater von Putin, als Beweis heran. Dieser sagte: "Die USA sind der Hauptgewinner des Jahres 2022, allen voran Joe Biden."
Militärexperten prognostizieren für März oder April eine große Frühjahrsoffensive seitens Russland. Wladimir Putin werde "alles auf eine Karte" setzen und "mit allem, was er noch hat", Druck machen. McFaul zeigt sich allerdings optimistisch, dass es dem Kremlchef und seiner Armee nicht gelingen wird, sich von den Geschehnissen des Jahres 2022 zu erholen. Ursächlich dafür sei mitunter, dass "Putins Unterstützung in der Gesellschaft schwindet". Zwar genieße Putin offiziell noch breite Unterstützung in der Gesellschaft, allerdings würden die Leute, die Umfragen ignorieren, ihm gefährlich werden. In Bezugnahme darauf, dass besonders die Jugend Putins Krieg ablehnt, resümiert der Diplomat: "Putin verliert die Zukunft."
Obwohl er einen Umsturz im Kreml für unwahrscheinlich hält, glaubt McFaul: "Putin und sein Regime werden sich nie erholen."
- Verwendete Quellen:
- Washington Post: "Are we seeing the beginning of the end of Putinism?"