Kritik an zu geringer Militärhilfe für Ukraine
Experte warnt vor russischem Einmarsch in Deutschland
- Aktualisiert: 28.12.2022
- 08:56 Uhr
- Joachim Vonderthann
Der Militärexperte Gressel kritisiert die zögerliche europäische Unterstützung der Ukraine. Nur ein Sieg des von Russland angegriffenen Landes könne den Frieden in Europa dauerhaft sichern. Andernfalls müsse man in zehn Jahren gegen Russland selbst Krieg führen, so Gressels düstere Prognose.
Das Wichtigste in Kürze
Militärexperte Gressel kritisiert die zögerliche Unterstützung der Ukraine durch Europa.
Die politische Führungsriege in der EU bestehe überwiegend aus "Hosenscheißern".
Wenn man die Ukraine militärisch nicht mehr unterstütze, müsse Europa eines Tages selbst gegen das einmarschierende Russland Krieg führen.
Der österreichische Militärexperte Gustav Gressel geht mit der EU-Politik gegenüber der von Russland angegriffenen Ukraine hart ins Gericht. Er kritisiert die zögerliche Haltung der Führungsriege bei der EU und im Bundeskanzleramt. "Das Problem ist, wir haben es in Europa weitestgehend mit Hosenscheißern in politischen Führungsriegen zu tun, die sich aufgrund der nuklearen Disparität nicht trauen, über die geringste Hürde alleine zu springen", sagt Gressel dem "Stern". Der Politikwissenschaftler fügt hinzu: "Da muss der Amerikaner hergehen und sie an die Hand nehmen und eskortieren, so wie das bei kleinen Kindern der Fall ist."
Sonst gegen Putin selbst Krieg führen
Gressel zufolge kann nur ein "Siegfrieden" der Ukraine und eine Niederlage der Armee von Kremlherrscher Wladimir Putin den Frieden in Europa dauerhaft sichern. Andernfalls drohe ein noch schlimmeres Szenario. "Die Alternative zur militärischen Unterstützung der Ukraine ist, in zehn Jahren selbst Krieg führen zu müssen, gegen ein Russland, das bei uns einmarschiert. Da muss jeder für sich selbst ausmachen, was ihm lieber ist", so Gressel.
Ein Sieg des vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angeführten Landes ist laut Gresse nicht nur wünschenswert, sondern auch möglich. Voraussetzung sei aber mehr militärische Hilfe. Der Westen müsse sich endlich dazu durchringen, der Ukraine auch schwere Waffen, wie den deutschen Panzer Leopard II, zu liefern.
Neuer Sturm auf Kiew möglich
Zum weiteren Kriegsverlauf sagt der Militärexperte, er rechne mit einer neuen russischen Großoffensive im Frühjahr. Selbst ein erneuter Angriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sei dann nicht auszuschließen. Zwar sei die Einnahme Kiews durch das russische Militär nahezu unmöglich. "Aber hat das die politische Führung kapiert und hat das Putin kapiert? Oder befiehlt er seiner Armee Angriffe auf Ziele, die jenseits ihrer praktischen Reichweite und Möglichkeiten liegen", sagt Gressel. "Armeeführung und Politik müssen sich nicht unbedingt einig sein."
Verwendete Quellen: