Christen und Muslime
Franziskus zu Besuch in Indonesien: Davor warnt der Papst
- Veröffentlicht: 05.09.2024
- 12:20 Uhr
- dpa
Franziskus besucht in Indonesien eine riesige Moschee. Beim Treffen mit dem Großimam mahnt er, gegen "Verlockungen des Fundamentalismus" zusammenzustehen.
Das Wichtigste in Kürze
Papst Franziskus warnt bei seinem Indonesien-Besuch vor religiösem Extremismus und betont die gemeinsamen Ziele von Christentum und Islam.
Gemeinsam mit dem Großimam der Istiqlal-Moschee verabschiedet er eine Erklärung zur Bekämpfung von Gewalt und zur Verteidigung der Menschenwürde.
Der Papst unterstreicht die Bedeutung der religiösen Gemeinsamkeiten und ruft zur friedlichen Zusammenarbeit auf.
Papst Franziskus hat bei seinem Indonesien-Besuch in Südostasiens größter Moschee zum Zusammenhalt gegen religiösen Extremismus gemahnt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche warnte in der indonesischen Hauptstadt Jakarta davor, "Verlockungen des Fundamentalismus und der Gewalt" zu erliegen. Zugleich betonte er gemeinsame Ziele von Christentum und Islam wie die Verteidigung der Menschenwürde, den Kampf gegen die Armut und die Förderung des Friedens.
Der 87 Jahre alte Pontifex kam am dritten Tag seines Besuchs im bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt in der Istiqlal-Moschee von Jakarta mit dem dortigen Großimam, Nasaruddin Umar, zusammen. Der hochrangige islamische Geistliche rief ebenfalls zu religiöser Toleranz auf.
Dabei wurde auch eine gemeinsame Erklärung verabschiedet mit einem Bekenntnis zu gemeinsamen Werten. Religion solle helfen, "die Kultur der Gewalt und Gleichgültigkeit zu besiegen". Bei seiner Ankunft wurde Franziskus von vielen Tausend Menschen gefeiert, die trotz der schwülen Hitze draußen stundenlang gewartet hatten.
Franziskus betont Gemeinsamkeiten mit Islam
In dem südostasiatischen Staat leben mehr als 240 Millionen Muslime - so viele wie in keinem anderen Land. Nur etwa 8 Millionen der Bevölkerung sind Katholiken. Franziskus ist Oberhaupt von weltweit etwa 1,4 Milliarden Katholiken. Der Papst befindet sich derzeit auf der bislang längsten Auslandsreise seiner Amtszeit, insgesamt zwölf Tage. Weitere Stationen sind von Freitag an der Inselstaat Papua-Neuguinea sowie danach Osttimor und Singapur.
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In seiner Rede betonte Franziskus immer wieder die Gemeinsamkeiten mit dem Islam. Wörtlich sagte er: "Jenseits dessen, was uns unterscheidet, sind wir alle Geschwister, alle Pilger, alle auf dem Weg zu Gott." Zugleich mahnte er: "Das ist ein großes Geschenk, das ihr jeden Tag bewahren solltet - damit die religiöse Erfahrung ein Bezugspunkt für geschwisterliche und friedliche Gesellschaft ist und niemals ein Grund für Abschottung oder Konfrontation."
"Tunnel der Freundschaft" zwischen Kathedrale und Moschee
Die Istiqlal-Moschee bietet Platz für 125.000 Gläubige. Direkt gegenüber, auf der anderen Seite einer vierspurigen Straße, liegt die deutlich kleinere katholische Kathedrale Mariä Himmelfahrt. Beide Gotteshäuser sind seit einigen Jahren durch einen unterirdischen "Tunnel der Freundschaft" miteinander verbunden. Am Abend stand für den Papst noch ein Gottesdienst vor Zehntausenden Gläubigen in einem Fußballstadion auf dem Programm.
Indonesien steht für einen gemäßigten Islam. In dem riesigen Land aus mehr als 17.000 Inseln gab es in der Vergangenheit aber immer wieder Anschläge von islamistischen Terroristen. Zudem gewinnt eine traditionalistische Auslegung des Islam in verschiedenen Regionen zunehmend an Einfluss.