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Naher Osten

Heftige Kämpfe in Syrien - Berichte über Massaker

  • Aktualisiert: 08.03.2025
  • 05:30 Uhr
  • dpa
Mehr als 200 Todesopfer bei Gefechten in Syrien.
Mehr als 200 Todesopfer bei Gefechten in Syrien.© Moawia Atrash/dpa

In Syrien kommt es zu heftigen Kämpfen zwischen Anhängern der gestürzten Regierung und den neuen Machthabern. Es gibt Berichte über Massaker an Zivilist:innen. Der UN-Gesandte Pedersen zeigt sich besorgt.

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Inhalt

  • Berichte über Massaker
  • Erster großer Test für Übergangspräsident al-Schaara 
  • Kämpfe im Kernland der Alawiten

Bei Kämpfen zwischen Truppen der syrischen Übergangsregierung und bewaffneten Anhängern des im vergangenen Jahr gestürzten Langzeitherrschers Baschar al-Assad ist die Zahl der Todesopfer laut Aktivist:innen auf mehr als 200 gestiegen. Unter den Toten seien mindestens 93 Sicherheitskräfte der Interimsregierung sowie 120 bewaffnete Angreifer, berichtete die Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

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Die Gefechte konzentrieren sich auf das Gouvernement Latakia, eine Hochburg der religiösen Minderheit der Alawiten, der auch Assad angehört. Nach Angriffen von Assad-Sympathisant:innen am Donnerstag eskalierten die Kämpfe gestern. In der Provinzhauptstadt kam es laut der Beobachtungsstelle auch in der Nähe zweier Krankenhäuser zu Gefechten mit Toten auf beiden Seiten. Die Opferzahlen könnten weiter steigen.

Nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle, die den Konflikt über ein Netzwerk von Informanten verfolgt, sollen zudem mehr als 160 Zivilist:innen, darunter Frauen und Kinder, von Kämpfern der neuen Machthaber hingerichtet worden sein. Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa erklärte am Freitag, dass jeder, der Übergriffe gegen Zivilisten begehe, hart bestraft werde. Berichte über Massaker erwähnte er jedoch nicht.

Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa wandte sich am Freitagabend an die Bevölkerung. Überbleibsel der gestürzten Ex-Regierung hätten mit Angriffen versucht, "das neue Syrien zu testen". Al-Scharaa lobte die Reaktion der Sicherheitskräfte und rief die Angreifer auf, ihre Waffen niederzulegen. Jeder, der Übergriffe gegen Zivilisten begehe, werde hart bestraft, kündigte der frühere Rebellenchef zugleich an. Berichte über Massaker erwähnte er nicht.

Berichte über Massaker

Der UN-Sondergesandte für Syrien, Geir Pedersen, zeigte sich "zutiefst besorgt". Er rief in einer Mitteilung alle Seiten auf, von Handlungen abzusehen, "die die Spannungen weiter anheizen, den Konflikt eskalieren, das Leid der betroffenen Gemeinschaften verschlimmern, Syrien destabilisieren und einen glaubwürdigen und integrativen politischen Übergang gefährden könnten". Der Schutz der Zivilbevölkerung müsse gemäß dem Völkerrecht gewahrt werden.

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"Es wurden Massaker an der alawitischen Religionsgemeinschaft verübt", sagte der Direktor der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Aktivisten aus der Stadt Idlib, mit denen die dpa sprechen konnte, machten bewaffnete Unterstützer der Übergangsregierung dafür verantwortlich. Sie sollen sich Befehlen aus Damaskus widersetzt haben. Laut dem syrischen Staatsfernsehen sollen sich Unbekannte mit Uniformen der Regierungstruppen verkleidet und die Taten begangen haben, um einen Bürgerkrieg anzustiften.

Erster großer Test für Übergangspräsident al-Schaara 

Geheimdienstchef Anas Khatab hatte die eigenen Kämpfer zur Zurückhaltung aufgerufen. Übergangspräsident al-Scharaa rief "alle Kräfte, die sich an den Kämpfen beteiligt haben" auf, sich den Befehlshabern des Militärs zu unterstellen und "die Stellungen unverzüglich zu räumen, um die aktuellen Verstöße zu kontrollieren". Für den früheren Rebellenchef sind die Auseinandersetzungen der erste große Test seit der Machtübernahme.

"Die Überbleibsel des alten Regimes nutzen die begrenzten militärischen und sicherheitspolitischen Kapazitäten der syrischen Regierung aus, um den politischen Übergang in Syrien zu behindern", erklärte Lina Khatib von der Denkfabrik Chatham House dem "Wall Street Journal". Al-Schaaras Regierung stehe vor dem Dilemma, hart genug gegen Anhänger Al-Assads vorzugehen, um einen ausgewachsenen Aufstand zu verhindern - ohne aber die Alawiten zu verprellen, die um ihre Zukunft bangten und Angriffe erlebten, so die Zeitung.

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Geheimdienstchef Khatab machte führende Figuren aus dem Militär- und Sicherheitsapparat des gestürzten Ex-Präsidenten für die Zusammenstöße verantwortlich. Diese hätten eine verräterische Operation gestartet, bei der Dutzende Mitglieder von Armee und Polizei getötet worden seien. Sie würden aus dem Ausland gesteuert, schrieb Khatab auf der Onlineplattform X. Tausende Menschen hatten sich in Damaskus und etlichen anderen Städten versammelt, um gegen die bewaffneten Anhänger al-Assads zu demonstrieren.

Kämpfe im Kernland der Alawiten

Viele Menschen forderten, die bewaffneten Angriffe zurückzuschlagen. Die Sicherheitskräfte gehen laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana vor allem entlang der Mittelmeerküste, dem Kernland der alawitischen Minderheit, gegen Anhänger al-Assads vor. In der gebirgigen Küstenregion sind noch bewaffnete Gruppen mit Verbindungen zu der gestürzten Vorgängerregierung aktiv.

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Unter anderem in der Stadt Dschabla etwa 25 Kilometer südlich von Latakia, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, soll es zu schweren Gefechten gekommen sein. Laut Sana wehrten Sicherheitskräfte in Latakia einen Angriff auf ein Krankenhaus ab. Für die Stadt und auch die weiter südlich gelegene Küstenstadt Tartus wurden bis Samstagvormittag Ausgangssperren verhängt.

Nach Angaben eines Offiziers verlegte die Übergangsregierung am Freitag größere Truppenkontingente in die Küstenregion. Seitens der Regierungstruppen seien Artilleriegeschütze, Panzer und Raketenwerfer eingesetzt worden. Insgesamt starben bei den Kämpfen nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte bislang mindestens 237 Menschen.

Assad hatte Syrien mehr als zwei Jahrzehnte regiert. Nach einer Blitzoffensive unter Führung der Islamistengruppe HTS Ende vergangenen Jahres floh er nach Russland. Die neue Übergangsregierung unter Führung von al-Scharaa versucht seitdem die Sicherheit im Land wiederherzustellen und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Al-Scharaa versprach bei Amtsantritt, alle Gruppen in dem Land in einen Prozess der politischen Erneuerung einzubeziehen und Menschenrechte zu achten. Er hofft damit auf Aufhebung westlicher Sanktionen gegen Syrien.

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