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Alaaf und Helau

Karneval im Newsticker: Mehrere Fastnachtsumzüge wegen Mannheim-Todesfahrt abgesagt

  • News-Ticker
  • Aktualisiert: 03.03.2025
  • 19:43 Uhr
  • Christopher Schmitt
Auf dem Kölner Rosenmontagsumzug herrscht beste Stimmung.
Auf dem Kölner Rosenmontagsumzug herrscht beste Stimmung.© Oliver Berg/dpa

Ob Fasching, Fastnacht oder Karneval 2025 - das närrische Treiben erreicht am Rosenmontag seinen Höhepunkt: In den Hochburgen der fünften Jahreszeit, Köln, Mainz und Düsseldorf freuen sich die Menschen auf dei großen Umzüge.

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Die Hochzeit der Närrinnen und Narren beginnt - der Straßenkarneval steht an. Von Weiberfastnacht am Donnerstag (27. Februar) bis zum Faschingsdienstag (4. März) wird in zahlreichen Regionen Deutschlands gefeiert: kostümiert und bisweilen auch mit politischer Botschaft. Insbesondere in den Karnevalshochburgen wie Köln, Düsseldorf oder Mainz säumen die Menschen die Straßen. Doch wie steht es um die Sicherheit? Alle Informationen rund um Karneval finden Sie hier im Newsticker.

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Newsticker

 

Mehrere Fastnachtsumzüge wegen Mannheim-Todesfahrt abgesagt

Nach der Todesfahrt in Mannheim sind mehrere für Dienstag (4. März) geplante Fastnachtsumzüge im Norden Baden-Württembergs abgesagt worden. Betroffen sind etwa die Städte Heidelberg und Schwetzingen im Rhein-Neckar-Kreis. In Weinheim an der Bergstraße (ebenfalls Rhein-Neckar-Kreis) fällt der sogenannte Marktplatzfasching aus, wie die Kommune bestätigte.

In Heidelberg verständigten sich die im Heidelberger Karneval Komitee zusammengeschlossenen Vereine und die Stadt in einer Krisensitzung auf den Schritt. Schwetzingen liegt westlich von Heidelberg.

Wie der Festausschuss Karlsruher Fastnacht mitteilte, findet der Fastnachtsumzug am Dienstag der badischen Metropole statt. "Eine Absage ist bisher nicht geplant", teilt das Gremium auf Anfrage mit.

 

Heidelberg sagt nach Mannheim Fastnachtsumzug ab

Der für Dienstag geplante Heidelberger Fastnachtszug ist wegen der Todesfahrt in Mannheim abgesagt worden. Das teilte die Stadt mit. Die im Heidelberger Karneval Komitee zusammengeschlossenen Vereine und die Stadt hätten sich in einer Krisensitzung darauf verständigt. Der Schritt sei auch mit Städten und Gemeinden im Umland abgestimmt, die am Dienstag Umzüge geplant hatten.

In Mannheim kam es am Montag zu einem Polizei-Großeinsatz.
In Mannheim kam es am Montag zu einem Polizei-Großeinsatz.© Rene Priebe/dpa

"Die schrecklichen Bilder aus Mannheim sind erschütternd und wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Familien. Unsere Nachbarstadt muss zum zweiten Mal binnen eines Jahres so eine furchtbare Gewalttat erleiden – in so einer Situation war es für uns unvorstellbar, bei uns in Heidelberg einen fröhlichen Fastnachtszug zu feiern", so Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner.

Die Nachrichten aus Mannheim kamen während des traditionsreichen "Sturms auf das Rathaus" in Heidelberg an. Oberbürgermeister Würzner hatte daher alle relevanten Personen um sich.

In der Innenstadt von Mannheim war am Montag ein Mann in einem Auto in eine Menschenmenge gerast. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen kamen zwei Menschen ums Leben. Der mutmaßliche Autofahrer, ein Deutscher, wurde nach dpa-Informationen festgenommen und liegt verletzt im Krankenhaus. Von weiteren Tätern geht die Polizei nicht aus.

 

Faeser bricht wegen Notfall in Mannheim Karnevalsbesuch ab

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat wegen der Ereignisse in Mannheim ihre Teilnahme am Rosenmontagszug in Köln vorzeitig abgebrochen. Die Ministerin werde laufend unterrichtet, teilte ein Sprecher mit. "Die Rettung von Menschenleben, Versorgung von Verletzten und die ersten Ermittlungen durch die Behörden in Mannheim stehen jetzt im Vordergrund", fügte er hinzu.

In der Mannheimer Innenstadt war es zuvor zu einem großen Einsatz von Polizei und Rettungskräften gekommen. Polizeiangaben zufolge war ein Fahrzeug in eine Menschenmenge gefahren.

Alle Infos zum Vorfall in Mannheim lesen Sie HIER im LIVETICKER!

 

Faeser: Karneval wichtig für Zusammenhalt

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die dieses Jahr im Kölner Rosenmontagszug mitfährt, hat sich bei der Polizei für ihre Arbeit im Karneval bedankt. "Ich will ein großes Kompliment an die Polizei in NRW machen und alle anderen", sagte Faeser der Deutschen Presse-Agentur. "Es gibt ganz tolle Sicherheitskonzepte, deswegen herzlichen Dank an alle Rettungskräfte, die machen wirklich eine tolle Arbeit." Jeder könne ohne Sorge kommen und mitfeiern.

"Ich bin zum ersten Mal in Köln dabei beim Rosenmontagsumzug, ich freu mich auf den kompletten Zug", sagte Faeser. "Es ist eine schöne Zeit, Karneval, und gerade hier in Köln. Es ist für den Zusammenhalt in der Gesellschaft - ich hoffe, es feiern alle heute schön friedlich."

 

Auch Mainzer Rosenmontagszug rollt

Helau-Rufe, Konfetti und Blasmusik: Der Mainzer Rosenmontagszug hat sich bei strahlendem Sonnenschein pünktlich um 11:11 Uhr in Bewegung gesetzt. Hunderttausende Narren werden am Straßenrand und auf dem Schillerplatz erwartet, um dem neun Kilometer langen Lindwurm zuzujubeln, der sich stundenlang durch die Domstadt schlängelt.

Die Zugstrecke geht 7,2 Kilometer durch die Innenstadt. Angemeldet sind rund 9.500 Teilnehmer. Der Zug hat 140 Nummern, darunter sind 47 Musikgruppen sowie 90 Träger von Fahnen und den typischen Mainzer Schwellköppen.

Zehn Motivwagen fahren heute durch Mainz
Zehn Motivwagen fahren heute durch Mainz© Arne Dedert/dpa

Zehn Motivwagen gehören auch zum Zug. Sie nehmen in diesem Jahr unter anderem die zerbrochene Ampel-Koalition, den US-Präsidenten Donald Trump, Kremlchef Wladimir Putin und den in Mainz bestens bekannten Fußballtrainer Jürgen Klopp mit bissigem Humor auf die Schippe.

Das Motto der Kampagne 2025 lautet: "In Meenz zu feiern, des ist nett, but don't forget se Zugplakett". Damit wird an die Zugplakette erinnert, die in den Wochen davor gekauft werden kann und die zur Finanzierung des Zuges beiträgt.

 

Kölner Polizeipräsident "grundsätzlich entspannt"

Der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns hat sich vor Beginn des Rosenmontagszugs "grundsätzlich entspannt" geäußert. "Tolles Wetter heute, wir haben ganz viele Kollegen im Einsatz. Wir werden dafür sorgen, dass die Menschen friedlich feiern können", sagte Hermanns der Deutschen Presse-Agentur.

Zwar sei die Sicherheitslage generell seit längerem angespannt, und vor einer Woche sei dann noch eine Aufforderung zu Anschlägen in den sozialen Netzwerken dazugekommen. "Das halten wir aber zunächst mal für Panikmache", sagte Hermanns. Die Polizei habe ihr Einsatzkonzept noch einmal angepasst, enorm viele Kolleg:innen seien in der Stadt unterwegs, alle Maßnahmen, die man ergreifen könne, seien ergriffen worden: "Von daher gehen wir davon aus, dass heute alle sicher feiern können."

Auch der Leiter des Kölner Rosenmontagszugs, Marc Michelske, zeigte sich optimistisch. Er sei "sehr entspannt", sagte Michelske der dpa. "Läuft." Aufgrund des guten Wetters erwarte er viele Besucher:innen. Zu der Anschlagsdrohung sagte er: "Gerade, wenn's solche Ansagen gibt, denen müssen wir mit unserem gesellschaftlichen Engagement begegnen. Wir müssen natürlich zeigen, dass wir uns davon nicht einschüchtern lassen." Der Kölner Rosenmontagszug ist der größte Karnevalszug in Deutschland.

 

Kölner Rosenmontagszug gestartet

Bei strahlendem Sonnenschein hat sich am Vormittag in Köln der größte deutsche Rosenmontagszug in Bewegung gesetzt. Die Persiflagewagen zeigen dieses Jahr unter anderen US-Präsident Donald Trump, der Demokratie und Rechtsstaat an die Leine legt, und Elon Musk auf einer Wippe mit AfD-Chefin Alice Weidel im Sandkasten.

Einer der Prominenten, die dieses Jahr im Zug mitlaufen oder -fahren, ist Robert Geiss von den "Geissens". "Mir geht's sehr, sehr gut, wir haben natürlich das perfekte Wetter heute ausgesucht für den Rosenmontagszug. Das ist für mich Premiere, das ist das erste Mal, dass ich im Kölner Karneval im Zug mitgehe", sagte er. "Das ist natürlich sehr aufregend, und ich bin gespannt, was auf mich zukommt. Jeder hat mir gesagt, das macht richtig Freude." Seine Frau Carmen sagte, von dem Zug sollten "Freude, Liebe und Frieden" ausgehen.

Carmen und Robert Geiss
Carmen und Robert Geiss© IMAGO/Political-Moments

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte im WDR Fernsehen, sie sei nicht pikiert, dass auch sie als große Persiflagefigur im Rosenmontagszug mitfahre. "Wichtig ist, dass man Thema ist in dieser Stadt", sagte die parteilose Politikerin, deren Amtszeit dieses Jahr ausläuft.

Der Bauer im Kölner Dreigestirn, Michael Samm, ist sich bereits sicher, dass er am Aschermittwoch noch nicht genug vom Feiern hat: "Da ich noch 'ne Runde machen könnte, hab' ich mir überlegt: Ich fahre mit meinem Adjutanten nochmal zu Karneval nach Rio", sagte er im WDR Fernsehen. "Wir werden noch 'n bisschen Karneval feiern."

 

Höhepunkt des Straßenkarnevals: Rosenmontagsumzüge starten

Der Straßenkarneval erreicht mit den Rosenmontagszügen in Köln, Düsseldorf und Mainz seinen Höhepunkt. Der größte Zug in Köln ist um 10 Uhr gestartet und rollt dann über eine 8,5 Kilometer lange Zugstrecke. Die etwa 11.500 Teilnehmer verteilen im "Zoch" (Zug) etwa 300 Tonnen Süßigkeiten, 300.000 "Strüßjer" (Blumensträuße) und viele andere Präsente.

Das Motto der Kölner Karnevalssession 2025 lautet «FasteLOVEnd - Wenn Dräum widder blöhe».
Das Motto der Kölner Karnevalssession 2025 lautet «FasteLOVEnd - Wenn Dräum widder blöhe».© Oliver Berg/dpa

Aufgrund der angespannten Sicherheitslage ist der Polizeischutz rund um die Züge dieses Jahr besonders hoch. "Natürlich haben unsere Sicherheitsbehörden auch aktuelle Entwicklungen im Blick - gerade wegen der abstrakt hohen Gefahr durch Anschläge", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) der Deutschen Presse-Agentur.

An Rosenmontag seien in Nordrhein-Westfalen insgesamt rund 12.000 Polizist:innen im Einsatz. "Im Vergleich zu einem gewöhnlichen Montag sind das rund 4.600 Beamte mehr." Klar sei auch, dass die Polizei nicht überall sein könne, doch davon solle sich niemand abschrecken lassen. "Ich bin in diesem Jahr traditionell auch wieder beim Rosenmontagsumzug in Köln dabei", kündigte Reul an.

 

So profitiert die Wirtschaft von Fasching

Die jecke Zeit sorgt nicht nur für ausgelassene Stimmung, sondern auch für hohe Umsätze. Bundesweit kann die Wirtschaft mit Einnahmen von 2,1 Milliarden Euro rechnen, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

 

Sexueller Missbrauch in mobilen Toiletten

Rund um die Karnevalsfeiern an Weiberfastnacht sind in Köln nach vorläufigen Polizeiangaben zwei Vergewaltigungen angezeigt worden. In beiden Fällen seien mobile Toiletten die Tatorte gewesen.

Zunächst soll ein noch Unbekannter am Donnerstagnachmittag (27. Februar) eine 19-Jährige in einem Bauklo an den Uni-Wiesen vergewaltigt haben, sagte ein Sprecher. Etwa zwei Stunden später habe sich ein ähnlicher Vorfall im Zülpicher Viertel ereignet - das 18 Jahre alte Opfer habe sich dann in einer Kneipe gemeldet. In diesem Fall sei ein Tatverdächtiger vorläufig festgenommen worden.

In zwei Fällen wurden die Opfer in einer mobilen Toilette missbraucht.
In zwei Fällen wurden die Opfer in einer mobilen Toilette missbraucht.© IMAGO/Manuel Stefan

Beamten erteilten einem 76-Jährigen einen Platzverweis, der mutmaßlich Gesäße von Frauen fotografiert haben soll. Die Polizisten stellten seine Kamera sicher.

 

11:11 Uhr! Der Straßenkarneval hat begonnen

In den närrischen Hochburgen hat am Donnerstag (27. Februar) der Straßenkarneval begonnen. Pünktlich um 11:11  Uhr nahm das Treiben seinen Lauf. In Düsseldorf gehört dazu die Stürmung des Rathauses durch die "Möhnen", ein rheinisches Dialektwort für ältere Frauen. In Köln ließ das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau die "Jecken" los, ein rheinischer Ausdruck für Karnevalisten. In Mainz wird rund um den Fastnachtsbrunnen gefeiert.

Am Donnerstag beginnt mit der Weiberfastnacht in Köln die Karnevalssession 2025 unter dem Motto "FasteLOVEnd - wenn Dräum widder blöhe".
Am Donnerstag beginnt mit der Weiberfastnacht in Köln die Karnevalssession 2025 unter dem Motto "FasteLOVEnd - wenn Dräum widder blöhe".© Rolf Vennenbernd/dpa
 

Kölner Kostüme: von Höhlenmensch bis von der Leyen

In der Karnevalshochburg Köln haben sich am Morgen viele 1000 Kostümierte zum Auftakt des Straßenkarnevals eingefunden. Darunter war auch das ein oder andere völlig ausgefallene Outfit. Der israelische Student Livne etwa hat sich als EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit blonder Perücke, gelb-blauem Ukraine-Schal und Europa-Fähnchen verkleidet. Sein Kostüm habe eine politische, proeuropäische Botschaft, erklärt er. "Europäer dürfen ruhig etwas stolzer auf ihren Kontinent sein und die Tatsache, dass sie westliche, liberale Werte verteidigen." Die Europäische Union sei ein großartiges Projekt. Was den Karneval selbst betreffe: "Es ist mein erstes Mal hier, ich weiß absolut nichts darüber."

Richard und Anouk, kostümiert als Höhlenmenschen, sind aus den Niederlanden schon zum zweiten Mal zum Karneval nach Köln gekommen. Sie hätten sich schon seit Wochen darauf gefreut, sagt Richard. "Alle Leute sind so freundlich", schwärmt Anouk. "Zum Beispiel, wenn man jemanden aus Versehen schubst, dann entschuldigt sich der andere - sehr höflich!" Das abstrakte Risiko eines Anschlags habe sie nicht abhalten können: "Sollen wir immer zuhause bleiben?", fragt Anouk. "Wir dürfen nicht in Angst leben, sondern müssen die Freiheit feiern", sagt Richard. "Und ein bisschen aufeinander aufpassen", ergänzt Anouk.

 

Touristen treffen in Köln ein

Die ersten fantasievoll verkleideten Karnevalstourist:innenen sind am Morgen in Köln eingetroffen. Das Wetter ist besser als erwartet, zeitweise schien sogar die Sonne. Im Straßenbild der Innenstadt präsent sind aber auch viele Polizist:innenen und Streifenwagen. Wegen der angespannten Sicherheitslage ist die Polizei dieses Jahr sowohl in Köln als auch in Düsseldorf mit noch mehr Beamten als in den Vorjahren unterwegs.

Pünktlich um 11:11 Uhr soll das Treiben in den Karnevalshochburgen endgültig seinen Lauf nehmen. In Düsseldorf stürmen Frauen das Rathaus, in Bonn schlagen die Waschweiber los, in Köln übernimmt das Dreigestirn aus Prinz, Jungfrau und Bauer.

Jecken feiern auch dieses Jahr wieder auf dem Alter Markt.
Jecken feiern auch dieses Jahr wieder auf dem Alter Markt.© Rolf Vennenbernd/dpa

Gerade in den jetzigen Zeiten sei der Karneval ungeheuer wichtig, sagte der Psychologe Stephan Grünewald dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Die Menschen merken, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet und die Spaltung immer größer wird", sagte der Buchautor und Leiter des Rheingold-Instituts. "Das ist natürlich Gift für die Demokratie." Der Karneval könne diese Wagenburgmentalität aufbrechen. "Diese ungeheure verbindende Kraft in Zeiten, wo alles auseinanderfliegt, ist wohltuend."

 
Ein Schild vor dem Dom in Kölle weist den Weg zu den Toiletten für die Feiernden.
Ein Schild vor dem Dom in Kölle weist den Weg zu den Toiletten für die Feiernden.© Henning Kaiser/dpa

Straßenkarneval startet mit massivem Polizeischutz

Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen beginnt diesen Donnerstag der Straßenkarneval. An Weiberfastnacht oder Altweiber - dem Donnerstag vor Rosenmontag - stürmen vielerorts Frauen die Rathäuser und übernehmen symbolisch das Regiment. Vor allem in Köln zieht der Karnevalsauftakt traditionell viele 10.000 Feiernde von auswärts an.

Nach den Anschlägen in München und an anderen Orten könnte dem einen oder anderen dabei aber auch etwas mulmig zumute sein. In sozialen Netzwerken haben Islamisten zu Anschlägen unter anderem im Kölner Karneval aufgerufen. Das Bundeskriminalamt (BKA) stuft dies jedoch als "Propagandaveröffentlichungen" ein und sieht derzeit keine konkrete Gefährdung.

Die Kölner Polizei hält die Sicherheitslage für "angespannter als in den Vorjahren". Sie will deshalb in der Spitze rund 1.500 Beamte mehr aufbieten als an normalen Tagen. Das Ordnungsamt ist mit mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Einsatz, dazu kommen rund 1.200 Beschäftigte einer privaten Sicherheitsfirma. Die Polizei will auch sogenannte Überfahrsperren zum Schutz gegen Angriffe mit Autos aufstellen. Zudem sind Messer-Kontrollen angekündigt.

 

Nach Terrordrohungen: So sichert die Polizei den Karneval ab

 

Kinder-Faschingsumzug in Nürnberg abgesagt

Der Nürnberger Faschingszug für Kinder am Rosenmontag wird abgesagt. Zahlreiche Einrichtungen, die an dem Zug normalerweise teilnehmen, hätten aufgrund ihres beeinträchtigten Sicherheitsgefühls vorsichtshalber ihre Teilnahme abgesagt, teilte die Stadt mit. Auch Mitarbeitende, Helfer:innen sowie Eltern hätten Bedenken geäußert - und dies unabhängig von der Einschätzung der Polizei.

Der Faschingsumzug am Sonntagnachmittag soll stattfinden.
Der Faschingsumzug am Sonntagnachmittag soll stattfinden.© Tobias Hase/dpa

Ein für Sonntagnachmittag geplanter Faschingszug durch die Nürnberger Innenstadt soll weiterhin stattfinden. Da der Umzug für Kinder nicht stattfinden wird, liefert das Jugendamt demnach "FaschingsCarePakete" etwa mit Krapfen und Kinderpunsch in die angemeldeten Einrichtungen.

 

Ungemütliches Wetter vorhergesagt

Das Wetter in Deutschland bleibt erst einmal durchwachsen und ungemütlich. Am Wochenende aber soll es dann vor allem in der Südhälfte vielerorts freundlich werden, sagt Meteorologe Thore Hansen vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Der Sonntag (2. März) werde dann im Süden und Westen noch einmal freundlicher als der Samstag (1. März).

Zum Start des Karnevals an diesem Donnerstag (27. Februar) sollten die Närrinnen und Narren in den Karnevalshochburgen entlang des Rheins allerdings einen Schirm einpacken. "In Mainz, Köln und Düsseldorf ist es ab den Mittagsstunden äußerst unbeständig mit zahlreichen Schauern", sagte Hansen.

Generell gebe es in Deutschland viele Wolken und immer wieder auch Niederschläge. "Nach und nach wird es dabei etwas kälter. Von 4 bis 12 Grad am heutigen Mittwoch sinken die Temperaturen bis Freitag auf 3 bis 9 Grad", sagte Hansen. Am Wochenende ziehe sich der Tiefdruckeinfluss nach Nordosten zurück, vor allem in der Südwesthälfte wird es dann meist freundlicher. Es gibt also noch Hoffnung für die Karnevalist:innen

 

BKA: Keine konkreten Hinweise auf Anschlagspläne

Das Bundeskriminalamt (BKA) sieht derzeit keine Gefährdung durch Anschlagspläne, die sich gegen Karnevalsveranstaltungen richten. "Dem BKA liegen abseits von Propagandaveröffentlichungen und damit verbundenen Aufrufen zu Straftaten derzeit keine konkreten Hinweise auf eventuelle Anschlagsplanungen gegen die diesjährigen Karnevalsfeierlichkeiten vor", heißt es in einer aktualisierten Einschätzung der Sicherheitsbehörde.

Die allgemeine Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus sei in Deutschland weiterhin hoch. Generell könnten "irrational handelnde Täterinnen oder Täter sowie unkalkulierbare Handlungen von diesen Personen" bei öffentlichen Veranstaltungen eine Gefahr darstellen.

Für möglich hält das Bundeskriminalamt zudem eine Zunahme von Desinformationskampagnen und Falschnachrichten mit Bezug zur Karnevalssession, mit dem Ziel, die Bevölkerung zu verunsichern und deren subjektives Sicherheitsgefühl zu beeinträchtigen.

Damit allerorts sicher und unbeschwert Karneval gefeiert werden könne, sei es wichtig, dass "aktuelle Hinweise und Sicherheitsvorkehrungen der Veranstalter sowie örtlicher Polizeien beachtet und diese eingehalten werden".

 

Im Video: Das sind die besten Motivwagen

Die Politiker:innen der Ampel als Bruchpiloten, Kim Jong-un als Putins Katze und Trump am Schlagbohrer: Karneval wirft traditionell auch einen satirischen Blick auf die Politik und dies lässt sich auch an der Gestaltung der Wagen ablesen, die am Rosenmontag über die Straßen von Köln und Mainz rollen.

:newstime hat sich mit den besten Motivwagen des diesjährigen Karnevals beschäftigt und einen Blick auf die politische Kultur des Karnevals geworfen. Im :Beitrag kommt neben Hannsgeorg Schönig, Präsident des Mainzer Carneval-Vereins, auch Marc Michelske, der Zugleiter des Rosenmontagszugs Köln zu Wort.

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Aachener Karnevalspräsident: Auf martialische Kostüme verzichten

Der Präsident des Festausschusses des Aachener Karnevals rät Besucher:innen in diesem Jahr von aggressiv wirkenden Kostümen ab. "Lasst irgendwelche komischen Verkleidungen, die auf martialische Verkleidungen hin schließen lassen", sagte Frank Pömpeler im ARD-"Morgenmagazin". "Zwar ist Karneval das Fest, wo sich jeder verkleiden kann, wie er will, aber man muss auch schon mal darauf achten", erklärte er mit Blick auf die angespannte Sicherheitslage.

Auch Spielzeugpistolen oder Ähnliches sieht Pömpeler skeptisch. "Die Menschen achten da darauf und haben dann vielleicht auch nicht das Wohlgefühl." Sorge vor Bedrohungen müsse man als Besucher:in aber nicht haben, auch wenn es keine hundertprozentige Sicherheit gebe. Alle sollten ihre Augen offen halten und vorsichtig sein. Außerdem gebe es umfangreiche Sicherheitskonzepte.

 

Anschlagsdrohung gegen Kölner Karneval

Islamisten haben in sozialen Netzwerken zu Anschlägen unter anderem im Kölner Karneval aufgerufen. Solche Veröffentlichungen zielten auch darauf ab, die Bevölkerung zu verunsichern, sagte der Einsatzleiter der Kölner Polizei für die Karnevalstage, Martin Lotz, der Deutschen Presse-Agentur. Man werde das Einsatzkonzept aber noch einmal anpassen.

Über den Aufruf hatte die "Bild" berichtet. Auf einer Website der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) ist demnach ein Plakat mit vier Anschlagszielen zu sehen, davon zwei in Köln, eines in Nürnberg und eines in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam.

Eine Polizeisprecherin in Nürnberg sagte: "Wir haben keine Erkenntnisse auf konkrete Anschlagspläne oder eine konkrete Gefährdung. Das ändert nichts an unseren bisherigen Plänen."

Die Kölner Polizei kündigt an, das Einsatzkonzept anzupassen.
Die Kölner Polizei kündigt an, das Einsatzkonzept anzupassen.© Henning Kaiser/dpa

Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Aufrufe seien bekannt und würden auch ernst genommen. Das deckt sich mit der aktuellen Gefährdungsbewertung, wonach eine abstrakt hohe Gefahr besteht, hieß es. Neu seien solche Aufrufe zu Gewalttaten über IS-Propagandakanäle nicht.

Der Kölner Einsatzleiter Lotz sagte: "Wir werden die Einsatzkräfte aufgrund des Posts noch einmal sensibilisieren und fortlaufend informieren." Aufgrund der angespannten Sicherheitslage sei die Polizei auf derartige Entwicklungen vorbereitet.

In der vergangenen Woche hatte die Kölner Polizei bereits mitgeteilt, dass sie sich nach dem Anschlag in München und anderen Gewalttaten in Deutschland mit einem strengen Sicherheitskonzept auf die Karnevalstage vorbereite. "Die Sicherheitslage nach den Taten radikalisierter Einzeltäter ist angespannter als in den Vorjahren", hatte Lotz gesagt. Konkrete Hinweise auf Anschlagspläne gebe es zwar nicht - umso mehr sei man aber gefordert, auf alles eingestellt zu sein.

An den Karnevalstagen will die Kölner Polizei in der Spitze rund 1.500 Beamte mehr aufbieten als an normalen Tagen. Der Straßenkarneval beginnt an diesem Donnerstag mit Weiberfastnacht.

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