Bis zu 40 Zigaretten am Tag
Klingbeil zu überstandener Krebserkrankung: "Man blickt schon anders auf das Leben"
- Veröffentlicht: 25.04.2025
- 18:17 Uhr
Diese Erfahrung hat den Spitzenpolitiker Lars Klingbeil nachhaltig verändert: Erstmalig machte der SPD-Chef seine vergangene Zungenkrebserkrankung öffentlich.
Das Wichtigste in Kürze
Der SPD-Spitzenpolitiker Lars Klingbeil sprach in einem Podcast ganz offen über eine prägende Zeit in seinem Leben.
Vor elf Jahren wurde bei dem SPD-Chef der seltene Zungenkrebs diagnostiziert.
Klingbeil hatte noch ein Jahr vor der Diagnose bis zu 40 Zigaretten pro Tag geraucht.
Er hat lange über seine Vergangenheit geschwiegen: SPD-Chef Lars Klingbeil bricht nun endlich das Schweigen um seine besiegte Krebserkrankung. Der Spitzenpolitiker hat in einem Podcast der "Zeit" offenbart, wie die Krankheit vor elf Jahren sein Leben und ihn nachhaltig prägten: "Ich hatte Zungenkrebs vom Rauchen und hab' das selbst bei mir entdeckt", sagte Klingbeil in dem Interview.
Der Parteivorsitzende der Sozialdemokraten hatte sich 2014 selbst in Behandlung in ein Krankenhaus eingewiesen. Nur durch "großes Glück" konnte der Spitzenpolitiker die seltene Krankheit gut überstehen. Er gelte mittlerweile als komplett genesen – doch der Leidensweg hat seine Spuren hinterlassen: "Man blickt schon anders auf das Leben, wenn man einmal kurz vor der Klippe stand", so der SPDler im "Alles gesagt?"-Podcast.
Im Video: Klingbeil macht überstandene Krebs-Erkrankung öffentlich
Klingbeil: Zwischenzeitlich 40 Zigaretten am Tag geraucht
Auslöser für die Erkrankung war das Rauchen. Klingbeil hat erst mit etwa 25 angefangen, wie er selbst im sechsstündigen Gespräch erzählte. Sein Zigaretten-Konsum habe zwischenzeitlich bei 40 Stück am Tag gelegen: "Ziemlich bescheuert also". Der SPD-Vorsitzende erklärte weiter, dass er sich aus freien Stücken entschieden hat, aufzuhören. Ein Jahr später entdeckte er eine bösartige Gewebeveränderung (Karzinom) unter der Zunge.
Ob er nach der Zungenkrebs-Operation überhaupt noch sprechen könne, das ließ der behandelnde Arzt damals offen. "Es kann sein, dass du danach wieder total in Ordnung bist, aber dass du nicht mehr sprechen kannst", sagte der Mediziner vor der Behandlung. Wenige Tage später hieß es vom selbigen Arzt: "Es ist nichts ins Gewebe eingedrungen. Sie haben einen zweiten Geburtstag heute". Dieser entscheidende Moment habe so einiges im Leben des SPDlers relativiert.
"Mir hat das sehr viel Kraft für alles Weitere gegeben". Die damalige Zeit hat den Charakter und die Lebenseinstellung des Politikers nachhaltig geprägt. "Und wenn Leute heute auf mich gucken und sagen: 'Warum ruht der so? Warum ist der nicht so aufgeregt? Warum lässt der sich nicht aus der Fassung bringen?', dann hat das sehr viel bei mir damit zu tun, dass ich sage: Da ist gerade ein bisschen Verlängerung, die ich mir selbst erarbeitet habe".
Die Erfahrung mit dem Zungenkrebs hat den SPD-Chef wesentlich gelassener gemacht. Sein ganzes Leben habe er damals infrage gestellt. Vorher habe er Dinge "sehr viel krampfhafter, zwanghafter" regeln wollen. Dieser schwierige Moment im Leben Klingbeils hat ihm viel innere Ruhe verliehen.
Seltener Zungenkrebs: Rauchen und Alkohol erhöhen Risiko
Zungenkarzinome gehören zur Kategorie Mundhöhlenkrebs und entstehen häufig auf den vorderen zwei Dritteln der Zunge. Sie gilt als äußerst selten. Jährlich erkranken weltweit etwa zwischen 200.000 und 350.000 Menschen. Laut Deutscher Krebshilfe erkranken in Deutschland jedes Jahr 22,3 von 100.000 Männern und 9,6 von 100.000 Frauen an Mundhöhlenkrebs und Rachenkrebs - 13.190 Menschen pro Jahr insgesamt.
Die Hauptrisikogruppe sind Männer über 65 Jahren, die rauchen und regelmäßig Alkohol konsumieren. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei 65 Jahren, für Frauen bei 68 Jahren. Nicht nur rauchen und Alkohol erhöht das Risiko deutlich, auch chronisch wunde Stellen im Bereich der Mundschleimhaut oder eine mangelnde Mundhygiene können laut Studien das Risiko erhöhen. Doch auch jüngere Menschen, die weder rauchen noch trinken, entwickeln Tumore im Mundhöhlenraum.
Für den Erfolg der Behandlung gilt: Je eher die Erkrankung erkannt wird, desto höher die Genesungschancen. Die "Fünf-Jahres-Überlebensrate" liegt im frühzeitigen Stadium bei bis zu 80 Prozent. Die Lage des Tumors ist außerdem ein Kriterium, welches den Behandlungserfolg beeinflusst.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- krebshilfe.de: KREBS IM MUND-KIEFER-GESICHTSBEREICH