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Nach Machtwechsel in Syrien

Migrationsforscher kritisiert Rückkehrdebatte zu syrischen Flüchtlingen und gibt Prognose

  • Veröffentlicht: 11.12.2024
  • 11:54 Uhr
  • dpa
Während die Menschen das Ende des Assad-Regimes, hier in Duisburg, feiern, debattiert die Politik bereits über Rückführungen.
Während die Menschen das Ende des Assad-Regimes, hier in Duisburg, feiern, debattiert die Politik bereits über Rückführungen.© IMAGO/Jochen Tack

Seit dem Umsturz in Syrien gibt es in Deutschland eine Debatte über den weiteren Umgang mit syrischen Flüchtlingen. Der Migrationsforscher Oltmer glaubt nicht an eine "größere Rückkehrwelle".

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Das Wichtigste in Kürze

  • Migrationsforscher Jochen Oltmer glaubt nicht an eine große Rückkehrwelle syrischer Kriegsflüchtlinge.

  • Erfahrungen aus dem Jugoslawien-Krieg zeigen, dass nur wenige Flüchtlinge freiwillig in ihre Heimat zurückkehren.

  • Geflüchtete Menschen haben oft starke Bindungen in der Ankunftsgesellschaft durch Bildung und Zukunftsperspektiven.

Der Migrationsforscher Jochen Oltmer rechnet nicht damit, dass eine sehr große Zahl syrischer Kriegsflüchtlinge aus Deutschland in ihr Herkunftsland zurückkehren wird. "Eine größere Rückkehrwelle syrischer Menschen aus Deutschland in ihre Heimat ist unwahrscheinlich", sagte der Osnabrücker Professor der "Augsburger Allgemeinen". "Es wird sicher einige Rückkehrwillige geben, wenn sich die Lage in Syrien stabilisieren sollte. Aber diese Zahl sollte man nicht überschätzen."

Jugoslawien-Krieg als Vergleich

Oltmer verwies auf Erfahrungen aus dem Jugoslawien-Krieg in den 1990er-Jahren. Schon nach Ende des Kriegs in Bosnien und Herzegowina 1995 habe es kaum freiwillige Rückkehrer:innen gegeben. "Bis 1999 kehrten von den 350.000 Schutzsuchenden lediglich 17.000 an ihre ursprünglichen Wohnorte zurück", sagte der Historiker, der unter anderem das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) wissenschaftlich berät.

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"Alle Erfahrungen zeigen, dass geflüchtete Menschen sehr viele Bindungen in der Ankunftsgesellschaft entwickeln", betonte Oltmer. "Wir sprechen über sehr viele Betroffene, die als Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in die Bundesrepublik gekommen sind, hier zur Schule gegangen sind, ihre Ausbildung gemacht haben oder die Zukunft ihrer Kinder in Deutschland sehen."

Alle Erfahrungen zeigen, dass geflüchtete Menschen sehr viele Bindungen in der Ankunftsgesellschaft entwickeln.

Jochen Oltmer, Migrationsforscher

Rückkehrdebatten aktuell unnötig

Der Wissenschaftler kritisierte die in Deutschland unmittelbar nach dem Umbruch in Syrien begonnene Debatte um den künftigen Umgang mit Flüchtlingen aus dem Land. "Rückkehrdebatten wie die aktuelle sind oft unnötig und verunsichern diejenigen, die sich längst integriert haben." Unternehmen, Schulen und Kommunen hätten viel in die Integration investiert. "Diese Erfolge durch Rückkehrforderungen zu gefährden, wäre kontraproduktiv", sagte Oltmer.

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Am Montag (9. Dezember) hatte das Bamf beschlossen, über Asylanträge von Menschen aus Syrien wegen der dynamischen Entwicklung der Lage in dem Land vorerst nicht zu entscheiden.

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