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Antimuslimische Krawalle

Nach tödlicher Messerattacke von Southport: Rechtsradikale randalieren in britischen Städten

  • Veröffentlicht: 04.08.2024
  • 19:09 Uhr
  • dpa
4. August 2024, Großbritannien, Rotherham: Polizisten stehen vor Randalierern bei gewalttätigen Auseinandersetzungen auf einer Anti-Einwanderungsdemonstration vor dem Holiday Inn Express Hotel, in dem Asylbewerber:innen untergebracht sind.
4. August 2024, Großbritannien, Rotherham: Polizisten stehen vor Randalierern bei gewalttätigen Auseinandersetzungen auf einer Anti-Einwanderungsdemonstration vor dem Holiday Inn Express Hotel, in dem Asylbewerber:innen untergebracht sind. © Danny Lawson/PA Wire/dpa

Bei antimuslimischen Ausschreitungen als Reaktion auf die Tötung dreier Mädchen in Southport sind in britischen Städten Dutzende Menschen festgenommen worden.

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Mit antimuslimischen Krawallen haben Ultranationalist:innen in mehreren britischen Städten schwere Schäden angerichtet und Polizist:innen verletzt. Der neue Premierminister Keir Starmer kündigte ein hartes Durchgreifen an. An die Randalierer:innen gewandt, sagte er: "Ihr werdet es bereuen." Es handele sich nicht um Proteste, sondern um rechtsextremes Banditentum ohne jede Rechtfertigung.

Landesweit wurden Dutzende Menschen festgenommen. Die Behörden rüsten sich für weitere Ausschreitungen, die als Reaktion auf eine Bluttat mit drei erstochenen Mädchen vor einer Woche gelten.

Im Video: Nach Messerattacke - Rechtsextreme setzen bei Mahnwache Polizeiautos in Brand

Schwieriger Einstieg für neuen Premier Starmer

Starmers Sprecher teilte mit, die Einsatzkräfte hätten volle Unterstützung, um gegen Extremist:innen vorzugehen, die Polizist:innen attackierten und versuchten, Hass zu schüren. Die Ausschreitungen gelten als erste Prüfung für den sozialdemokratischen Regierungschef, der seit einem Monat im Amt ist.

Nahe der nordenglischen Stadt Rotherham griffen Vermummte ein Hotel an, in dem Asylbewerber:innen untergebracht werden. Mehrere Fenster wurden eingeworfen und Polizisten mit Stühlen und Zaunlatten sowie Schaum aus einem Feuerlöscher attackiert. Mindestens ein:e Beamte:r wurde verletzt. Dem Sender Sky News zufolge drangen einige Angreifer:innen in das Gebäude ein.

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:newstime
Mehrere Opfer bei Vorfall im britischen Southport
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Drittes Mädchen nach Messerangriff in England gestorben

Ein neunjähriges Mädchen ist als drittes Opfer an den Folgen des Messerangriffs von Southport seinen Verletzungen erlegen. Weitere fünf Kinder und zwei Erwachsenen, die schwer verletzt wurden, schweben noch in Lebensgefahr.

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Innenministerin Yvette Cooper verurteilte auf der Plattform X den "kriminellen, gewalttätigen Angriff": "Vorsätzliches Anzünden eines Gebäudes, in dem sich bekanntermaßen Menschen aufhielten."

In der nordostenglischen Stadt Middlesbrough marschierte ein Mob durch Wohnviertel und warf Fenster von Autos und Häusern ein, ein Auto wurde angezündet. Mehrere Menschen wurden festgenommen.

Reaktion auf tödliche Messerattacke auf Kinder

Die antimuslimischen Krawalle dauern bereits seit Tagen an. Ursache sind vor allem Falschmeldungen in sozialen Medien über die Identität eines Messerangreifers, der am Montag in der nordwestenglischen Stadt Southport drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren erstochen und mehrere Kinder sowie zwei Erwachsene teilweise lebensgefährlich verletzt hatte. Das Motiv ist unklar.

Die Polizei betont, der 17 Jahre alte Tatverdächtige sei in Großbritannien geboren worden. Seine Eltern stammen aus Ruanda. Auch der rechtspopulistische Abgeordnete Nigel Farage, der einst den Brexit maßgeblich vorangetrieben hatte, spekulierte, ob die Behörden die Wahrheit verschwiegen. Kritiker:innen werfen ihm vor, die Randale damit anzuheizen.

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Geschäfte von Muslimen gezielt angegriffen

Polizei-Staatssekretärin Diana Johnson sagte dem Sender BBC Radio 4, einige Menschen hätten Angst, wegen ihrer Hautfarbe auf die Straße zu gehen. In der nordirischen Hauptstadt Belfast brannten etwa ein Café und ein Supermarkt aus, die von Muslim:innen betrieben werden. Mehrere Autos wurden angezündet.

In Liverpool gab es nach Angaben der Polizei Brandschäden an einer Gemeindebibliothek, die als Hilfsstelle für ärmere Menschen dient. Randalierer:innen versuchten, die Löscharbeiten zu verhindern, wie die Merseyside Police mitteilte. In mehreren Städten wurden Geschäfte geplündert.

"Manche wollen sich einfach nur prügeln"

Der Lord Mayor von Liverpool, Richard Kemp, machte im Sender Sky News drei Motive aus: "Manche Leute sind verärgert - nicht aus den richtigen Gründen, aber sie sind es -, manche wollen sich einfach nur prügeln und einige wollen lediglich Zigaretten und Geld aus der Kasse klauen."

Die Polizeivereinigung warnte vor Personalengpässen bei Alltagskriminalität. Beamt:innen müssten abgezogen werden, um die Randalierer:innen im Griff zu haben, sagte die Chefin der Police Federation of England and Wales, Tiffany Lynch, der BBC. Staatssekretärin Johnson betonte hingegen, die Polizei verfüge über ausreichend Ressourcen.

Zu den Protesten, oft nahe einer Moschee oder einem muslimischen Gemeindezentrum, aufgerufen hatte unter anderem der bekannte Rechtsradikale und Gründer der English Defence League, Stephen Yaxley-Lennon, der unter dem Namen Tommy Robinson bekannt ist. Er floh vor einer Woche aus dem Land, nachdem er in einem Fall wegen Verleumdung nicht zu einem Gerichtstermin erschienen war. Aus dem Ausland verbreitet Robinson nun Verschwörungstheorien.

Im Video: Nach Messer-Attacke auf Kinder - gewalttätige Demonstranten gehen auf Polizei los

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Polizei weist Fake News zurück

Die Polizei warnte vor Falschnachrichten, mit denen in Chatgruppen für die Teilnahme an den Protesten geworben werde. Die Behörde wies Berichte in sozialen Medien zurück, dass zwei Teilnehmer eines antimuslimischen Marsches im mittelenglischen Stoke-on-Trent niedergestochen worden seien. Zwei Männer seien leicht verletzt worden, als sie von stumpfen Gegenständen getroffen worden seien.

Innenministerin Cooper sagte, Gesetzesbrecher:innen würden einen hohen Preis zahlen. "Gewalttätigkeit hat keinen Platz auf unseren Straßen", betonte Cooper. Ihr Vorgänger James Cleverly, der Nachfolger von Rishi Sunak als Chef der Konservativen Partei werden will, rief die neue Regierung zu härterem Durchgreifen auf.

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