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Kolumne

Wir müssen über Nikki Haleys On-Off-Beziehung mit Donald Trump reden

  • Aktualisiert: 28.05.2024
  • 12:04 Uhr
  • Axel Storm
Nikki Haley bei einer Wahlkampfveranstaltung in Forth Worth, Texas.
Nikki Haley bei einer Wahlkampfveranstaltung in Forth Worth, Texas.© Reuters

Heute Hü, morgen Hott: Warum Nikki Haley plötzlich Trump wählen will.

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"Chaos folgt ihm auf Schritt und Tritt! Wir brauchen weniger Chaos!", ruft Nikki Haley noch Anfang des Jahres, auf so ziemlich jeder Wahlkampfveranstaltung. "Chaos" - übersetzt hieß das: Wählt bloß nicht Donald Trump! In einer immer komplexeren Welt, mit Konflikten und Naturkatastrophen, mit hohen Lebenshaltungskosten im Westen und großer Armut im Süden, mit Unsicherheit und Sorge um die Demokratie, brauche es einen Präsidenten, der "weniger Chaos, statt mehr" produziere.

Im Video: Der Weg ist frei für Donald Trump: Nikki Haley gibt auf

Der Weg ist frei für Donald Trump: Nikki Haley gibt auf

Das war Nikki Haley Anfang des Jahres. Sie bekam viel Zuspruch - für ihre klaren Worte über ihren Ex-Boss (Haley war Trumps Botschafterin bei den Vereinten Nationen), für ihren offensichtlich simulierten Durchhaltewillen („Ich bin in diesem Wahlkampf auf der Langstrecke, ich gebe nicht auf“), für ihre durchaus besonnene, diplomatische Wortwahl und ihr Auftreten. Auch dafür übrigens, dass sie die erste Tochter von Einwanderern ist, die einer Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin zumindest nahekam.

Dekonstruktion auf Raten

Zwei Tage nach dem Super Tuesday am 5. März beginnt die Selbstdemontage von Nikki Haley. Der Frau, die vielen Republikanern Hoffnung gespendet hat - auf eine echte Alternative zu Trump. Der Frau, die Trump immer wieder vorgeworfen hat, das politische System auszubeuten, die Republikanische Partei zum Selbstbedienungsladen umzugestalten, auf Rachefeldzug zu sein. Haley beendet ihre Kandidatur - nach zwar respektablen Erfolgen in 15 US-Vorwahlen, aber nur zwei Siegen. "Jetzt ist es an Donald Trump, die Zukunft zu gestalten", sagt sie an diesem Tag. Und stößt damit Millionen von konservativen US-Amerikaner:innen vor den Kopf.

Seitdem war es ruhig geworden, um Nikki Haley. Zu ruhig. Während Trump sich in New York täglich durch die schmierigen Details seiner mutmaßlichen Affären und den mit ihnen verbundenen mutmaßlichen Fälschungen von Geschäftsberichten auseinandersetzen muss, während Trump in seiner Freizeit ein Video postet, in dem NS-Rhetorik bemüht wird, sitzt Nikki Haley kürzlich auf einem Podium in Washington, D.C. und verkündet: "Ich werde im November für Donald Trump stimmen".

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Die größte Pirouette ihres Lebens

"Donald Trump ist nicht perfekt, aber Joe Biden ist eine Katastrophe" - so einfach ist die Welt jetzt, nach Nikki Haley. Die 52-jährige liefert Trump und seiner Kampagne ein Geschenk, das größer nicht sein könnte. Zwischen 4 und 6 Millionen Wähler bei den Republikanern standen fest zu Haley, es hätten viele Millionen mehr werden können, wäre sie im Rennen geblieben. Diese Stimmen könnten jetzt zu Trump wandern - und den vierfach angeklagten Ex-Präsidenten noch ein Stück näher ans Weiße Haus heranführen.

:newstime

Warum tut sie das? Über diese Frage diskutiert das politische Amerika gerade intensiv. Hat ihr Trump im Geheimen die Vizepräsidentschaft angeboten? Es wäre naheliegend, aber es stimmt wohl nicht. Zumindest kursiert ein Statement der Trump-Kampagne - angeblich gehöre Haley nicht zum Kreis der Menschen, die für Trump als Vize infrage kämen. Geht es um ein politisches Motiv? Haley positioniert sich außenpolitisch stets als bündnistreu, als vernetzt, mit US-amerikanischem Führungsanspruch in den Krisen der Welt. Ganz anders als Trump, der für seine isolationistischen Aussagen bekannt ist. Hat sich ihre Sicht der Geopolitik verändert? Auch diese Erklärung scheint nicht ausreichend für den Sinneswandel, mit dem sie ihre Unterstützer düpiert. Oder ist es am Ende des Tages schlicht doch die Hoffnung, in einem wie auch immer gearteten Kabinett Trump II einen wichtigen Posten zu ergattern? Möglich.

Über ihr Motiv hat Nikki Haley in Washington nicht gesprochen. Trump jedenfalls lässt ausrichten, er wünsche ihr "alles Gute".

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