Änderungen zum Jahreswechsel
Reformen 2025: Wer bekommt in Deutschland mehr Geld, wer weniger?
- Veröffentlicht: 30.12.2024
- 13:27 Uhr
- Stefan Kendzia
Das neue Jahr klopft an die Tür und viele Änderungen treten in Kraft auch finanzielle. Einiges, was die Bürger:innen erwartet, gibt durchaus Anlass zur Zuversicht, manche Neuerungen sorgen jedoch für weniger Geld im Portemonnaie. Und was ändert sich noch?
Das Wichtigste in Kürze
Das neue Jahr bringt finanziell nicht nur positive Veränderungen für die Bürger:innen.
Der gesetzliche Mindestlohn steigt zum Jahreswechsel, Kindergeld wird angehoben, für Rentner soll es ab Juli mehr geben.
Dafür wird das Deutschlandticket teurer, Kraftstoffpreise steigen und die Sozialabgaben für Gutverdiener:innen werden höher ausfallen.
Wer profitiert finanziell von den Reformen zum Jahreswechsel? Rund 21 Millionen Rentner:innen erhalten mehr Rente, Kindergeldbezieher:innen bekommen ebenfalls mehr und der Mindestlohn steigt zum Jahreswechsel ebenfalls, wie unter anderem der "MDR" berichtet. Einen Anstieg wird es allerdings unter anderem auch bei den Bemessungsgrenzen in der Kranken- und Rentenversicherung geben. Auf die folgenden Änderungen müssen sich die Deutschen 2025 ebenfalls einstellen.
Neues Jahr, neue Reformen
Wenn es um Steuern und Geld geht, treten Reformen in Kraft, die vielen Bürger:innen das Leben erleichtern werden. An anderen Stellen jedoch werden auf viele Menschen auch finanzielle Belastungen zukommen. Zudem warten auch vergleichsweise ungewöhnliche Neuerungen, wie zum Beispiel die steuerliche Entlastung für Hobbybrauer:innen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) zu berichten weiß.
Von diesen Reformen profitieren Bürger:innen
Höherer Steuerfreibetrag:
Der steuerliche Grundfreibetrag, also das Einkommen, bis zu dem keine Steuer gezahlt werden muss, steigt. 2025 liegt er bei 12.096 Euro. Der Kinderfreibetrag wird auf 9.600 Euro angehoben.
Höherer Mindestlohn:
Der Mindestlohn steigt zum 1. Januar von 12,41 Euro auf 12,82 Euro pro Stunde. Auch für Azubis ist mehr drin: Die Mindestvergütung im ersten Lehrjahr erhöht sich um 4,7 Prozent auf 649 Euro im Monat.
Höhere Minijob-Grenze:
Im Zuge der Mindestlohnerhöhung steigt auch die Obergrenze für sogenannte Minijobs. Diese erhöht sich ab Januar von 538 auf 556 Euro im Monat.
Mehr Geld für Rentner
Rentner:innen sollen zum 1. Juli höhere Renten bekommen. Rund 3,5 Prozent mehr lautet die offizielle Prognose für die Rentenerhöhung. Ganz sicher ist das aber noch nicht, denn erst im Frühjahr legt das Bundeskabinett je nach aktueller Konjunkturlage und Lohnentwicklung fest, in welchem Umfang die Renten tatsächlich steigen.
Mehr Geld für Kinder:
Das Kindergeld wird zum 1. Januar um fünf Euro auf 255 Euro erhöht. Auch der Kindersofortzuschlag, der Familien mit geringen Einkommen zusätzlich unterstützt, steigt auf monatlich 25 Euro. Zudem steigt der Kinderfreibetrag um 60 Euro im Jahr an.
Steuerliche Entlastung für Hobbybrauer:
Hobbybrauer:innen, die Bier für den eigenen Verbrauch herstellen, werden ab Januar bei der Steuer entlastet. Sie dürfen 500 Liter Bier pro Jahr steuerfrei brauen, wie aus dem Jahressteuergesetz hervorgeht.
Wohngeld steigt:
Bürger:innen mit niedrigen Einkommen sollen einen höheren Mietzuschuss vom Staat bekommen. Das monatliche Wohngeld steigt zum Jahreswechsel durchschnittlich um 30 Euro oder 15 Prozent.
Mehr Geld in der Altenpflege:
Beschäftigte in der Altenpflege bekommen ab dem 1. Juli mehr Geld. Der Mindestlohn pro Stunde steigt für Pflegefachkräfte auf 20,50 Euro, für Qualifizierte Pflegehilfskräfte auf 17,35 Euro und für Pflegehilfskräfte auf 16,10 Euro.
Bezugsdauer beim Kurzarbeitergeld steigt:
Zum 1. Januar wird die Bezugsdauer beim Kurzarbeitergeld auf bis zu 24 Monate bis zum 31. Dezember 2025 verlängert.
Diese Reformen sorgen für weniger im Portemonnaie
Kürzungen beim Elterngeld:
Das Elterngeld, das Mütter und Väter als Lohnersatzleistung erhalten, wenn sie nach der Geburt eines Kindes zu Hause bleiben, soll nur noch an Paare gehen, die ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von maximal 175.000 Euro haben. Diese neue Grenze gilt, wenn das Kind am oder nach dem 1. April geboren wird.
Briefporto steigt:
Ab Januar kostet ein Standardbrief in Deutschland 95 Cent und damit 10 Cent mehr als bislang. Auch andere Sendungsarten der Deutschen Post werden teurer. Außerdem schafft die Post den Prio-Brief ab: Wer nun eilige Post verschicken will, ist auf das teurere Einschreiben angewiesen.
Deutschlandticket wird teurer:
Aus dem 49-Euro-Ticket wird das 58-Euro-Ticket. Für die bislang rund 13 Millionen Nutzer:innen des Deutschlandtickets wird das Bus- und Bahnfahren zum Jahreswechsel neun Euro teurer.
Krankenversicherung könnte teurer werden:
Gesetzlich Versicherte müssen mit höheren Kosten für die Krankenversicherung rechnen – einige größere Kassen haben bereits Beitragsanhebungen angekündigt. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag, der als Orientierungsmarke für die Kassen dient, beträgt 2,5 Prozent und damit 0,8 Prozentpunkte mehr als 2024. Die Höhe des Zusatzbeitrags für 2025 für ihre Versicherten bestimmen die Kassen selbst.
Grundsteuerreform:
Von Januar an greift die Grundsteuerreform für Immobilieneigentümer:innen. Künftig werden in den Bundesländern teils unterschiedliche Methoden gelten, von denen einige umstritten sind. Wie viel ein Hauseigentümer zahlen muss, ist also unterschiedlich.
Gasspeicherumlage:
Die Gasspeicherumlage, die einen Teil des Erdgaspreises ausmacht, steigt zum 1. Januar auf 2,99 Euro je Megawattstunde (rund 0,3 Cent je Kilowattstunde). Bisher liegt sie bei 2,50 Euro je Megawattstunde. Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden ergeben sich Mehrkosten von knapp zehn Euro im Jahr.
Höhere Sozialabgaben für Gutverdiener:
Gutverdiener:innen sollen turnusmäßig höhere Sozialabgaben zahlen. In der gesetzlichen Rentenversicherung werden künftig voraussichtlich bis zu einem Monatseinkommen von 8.050 Euro Beiträge fällig. Wer mehr verdient, zahlt nur bis zu dieser Grenze Rentenbeiträge. Die Beitragsbemessungsgrenze für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung soll auf 5.512,50 Euro pro Monat steigen.
Leistungskürzungen für Asylbewerber:
Asylbewerber:innen in Deutschland bekommen weniger Geld für ihren Lebensunterhalt. Zum Jahreswechsel sinken die monatlichen Bedarfssätze abhängig von Alter, Wohn- und Familiensituation um 13 bis 19 Euro.
Pflegebeitrag steigt:
Angesichts steigender Kosten für die Pflege kommen höhere Beiträge auf die Versicherten zu. Der Beitrag steigt um 0,2 Prozentpunkte.
Weitere Änderungen, die 2025 kommen werden
Elektronische Patientenakte für alle gesetzlich Versicherten:
2025 sollen alle Kassenpatient:innen eine elektronische Patientenakte (ePA) bekommen – es sei denn, man widerspricht. In der elektronischen Akte sollen alle Gesundheitsdaten wie Röntgenbilder, Arztbriefe und Laborbefunde gespeichert werden. Mit Einführung der ePA soll etwa der Dokumentenaustausch zwischen verschiedenen Arztpraxen oder mit Apotheken erleichtert werden. Die elektronische Patientenakte soll ab dem 15. Januar in zwei Modellregionen in Franken und Hamburg getestet und später bundesweit genutzt werden.
Flächendeckende Echtzeitüberweisungen:
Wer innerhalb des Euro-Raums Geld überweist, kann das ab dem 9. Oktober flächendeckend bei allen Banken in Echtzeit tun – und das zu jeder Zeit. Bereits ab dem 9. Januar müssen laut der entsprechenden EU-Verordnung alle Banken solche Echtzeitüberweisungen empfangen können. Sie dürfen zudem nicht teurer sein als andere Überweisungen.
Briefe später im Briefkasten:
Die Zustellung von Briefen verlangsamt sich. Ab dem kommenden Jahr muss die Post einer staatlichen Vorschrift zufolge nicht mehr 80 Prozent der Briefe schon am nächsten Werktag zustellen, stattdessen müssen 95 Prozent der Standardbriefe erst am dritten Werktag nach Einwurf da sein.
Neue Möglichkeiten bei Nachnamen:
Ab dem 1. Mai dürfen Ehepartner:innen einen gemeinsamen Doppelnamen mit oder ohne Bindestrich führen. Bislang konnte nur ein Ehepartner einen solchen Namen annehmen.
Auch wenn sich ihre Eltern gegen einen Doppelnamen entscheiden, können Kinder nach dem neuen Namensrecht einen Doppelnamen bekommen. Wenn die Eltern nach der Geburt ihres Kindes keinen Familiennamen bestimmen, bekommt das Kind automatisch einen Doppelnamen. Außerdem gilt der erste Familienname, den Eltern für ein Kind festlegen, auch für weitere gemeinsame Kinder.
Pässe und Personalausweis mit Digitalbild:
Für die Beantragung eines neuen Personalausweises oder Reisepasses müssen Bürger:innen ab Ende April kein ausgedrucktes Foto mehr mitbringen. Das Passfoto soll dann in elektronischer Form an die Bürgerämter übermittelt werden.
Pflichtgrenze in der privaten Krankenversicherung höher:
Die Versicherungspflichtgrenze steigt auf 73.800 Euro Jahreseinkommen. Wer mit seinem Einkommen über dieser Grenze liegt, kann sich bei einer privaten Krankenversicherung versichern.
Nationaler Veteranentag:
Am 15. Juni sollen die Veteran:innen der Bundeswehr gewürdigt werden. Geplant ist, am Wochenende vor oder nach dem 15. Juni in Berlin eine große Veranstaltung zu organisieren. Als Veteran:in der Bundeswehr gilt, wer als Solda:tin im aktiven Dienst steht oder aus diesem Dienstverhältnis ehrenhaft ausgeschieden ist.
Amalgam-Zahnfüllungen:
Zahnärzt:innen dürfen ihren Patient:innen keine neuen quecksilberhaltigen Zahnfüllungen mehr einsetzen. Ausnahmen gelten, wenn Zahnärzt:innen eine solche Füllung wegen medizinischen Bedürfnissen der Patient:innen für unbedingt erforderlich halten. Auch die Ausfuhr von Dentalamalgam ist nach der EU-Verordnung verboten.
Strengere Regeln beim Biomüll:
Ab Mai gelten strengere Regeln für die Entsorgung von Biomüll. Wird bei einer Kontrolle ein höherer Störstoffanteil – etwa Plastik – als drei Prozent durch die Müllabfuhr oder ein Entsorgungsunternehmen festgestellt, soll die Biotonne ungeleert stehengelassen werden. Auch Bußgelder sind bei Verstößen möglich.
Altkleider müssen separat entsorgt werden:
Für die alte Jeans, die ausrangierte Bettwäsche oder den kaputten Pullover gilt, dass diese nicht mehr in der Restmülltonne entsorgt werden sollen. Es gilt eine sogenannte verpflichtende Getrenntsammlung von Alttextilien.
Bundestag schrumpft:
Der neue Bundestag soll am 23. Februar gewählt werden. Wegen des neuen Wahlrechts wird das Parlament kleiner – 630 Sitze sind vorgesehen. Anders als bei vorherigen Wahlen fallen nun die sogenannten Überhang- und Ausgleichsmandate weg, entscheidend für die Sitzanzahl ist das Zweitstimmenergebnis einer Partei.
Mehr Barrierefreiheit beim Online-Handel:
Ab dem 28. Juni müssen Online-Händler:innen ihre Portale barrierefrei auch für Menschen mit Behinderungen anbieten. Dann gilt nämlich das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz. Das betrifft unter anderem auch Bankdienstleistungen oder die Apps und Webseiten von Verkehrsunternehmen.
Schufa streicht Makel früher:
Säumige Verbraucher:innen können einen negativen Schufa-Eintrag schneller loswerden: Bei einmaligem Zahlungsverzug werden solche Daten vom 1. Januar an nach 18 Monaten und nicht wie bisher nach 36 Monaten gelöscht. Die Verkürzung ist aber an Bedingungen geknüpft, so muss etwa die nicht bezahlte Rechnung innerhalb von 100 Tagen nach einer an die Auskunftei gemeldeten Mahnung beglichen werden.
Beratungspflicht bei Biozid-Produkten:
Wer biozidhaltige Produkte wie Schädlingsmittel kaufen möchte, muss sich künftig vor dem Kauf beraten lassen. Ein sogenanntes Abgabegespräch wird bei Käufen vor Ort Pflicht. Die Regel gilt auch im Online-Handel – dabei kann telefonisch oder per Videoübertragung aufgeklärt werden.
Zeitumstellungen:
Deutschland dreht wieder zweimal an den Uhren, und zwar an den letzten Sonntagen im März und Oktober – dann wird auf die Sommer- bzw. Winterzeit umgestellt.
Staatliches Tierhaltungslogo kommt:
Wer Schweinefleisch im Supermarkt kauft, kann sich ab August 2025 durch ein verpflichtendes Logo über die Haltungsform bei inländischen Erzeugnissen informieren. Das System mit fünf Kategorien reicht von der Haltungsform "Stall" mit den gesetzlichen Mindestanforderungen bis "Bio". Eine freiwillige Kennzeichnung der Handelsketten gibt es schon seit 2019.
Sperrung der Bahnstrecke Berlin-Hamburg:
Zwischen August 2025 und April 2026 soll die Zugstrecke zwischen Hamburg und Berlin gesperrt werden. Die Bahn führt in dem Zeitraum eine Generalsanierung durch.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa