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"Wir wollten es Nicht sehen"

Russland-Politik: Schäuble rechnet mit Merkel ab

  • Aktualisiert: 18.11.2022
  • 08:34 Uhr
  • Joachim Vonderthann
Schäuble rechnet mit Merkels Russland-Politik ab.
Schäuble rechnet mit Merkels Russland-Politik ab.© Kay Nietfeld/dpa

Die frühere Politik gegenüber Putins Russland sei falsch gewesen. Das räumte Ex-Finanzminister Schäuble jetzt in einem Interview ein. Auch mit Ex-Kanzlerin Merkel geht er scharf ins Gericht.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Ex-Bundestagspräsident Schäuble räumt Fehler in Russland-Politik ein.

  • Er äußert Unverständnis darüber, dass Ex-Kanzlerin Merkel das nicht auch tut.

  • Schäuble zählt Merkel nicht zu den drei großen Kanzleri:innen Deutschlands.

Er hat jahrelang die Politik der Bundesrepublik entscheidend mitgeprägt. Jetzt hat der frühere Bundestagspräsident und Ex-Finanzminister Wolfgang Schäuble massive Fehler im Umgang mit Kremlherrscher Wladimir Putin und Russland eingeräumt.

Fehler in deutscher Russland-Politik

Auf die Frage, ob er wütend auf sich sei, sagte der CDU-Politiker dem "Handelsblatt": "Natürlich. Wir wollten es nicht sehen. Das gilt für jeden."

Schäuble sagte, in seiner Zeit als Innenminister habe er mit seinem russischen Amtskollegen darüber gesprochen, wie man gemeinsam den islamistischen Terror bekämpfen könne. "Ich hätte mal gucken können, was Russland in Tschetschenien treibt. Oder auf den damaligen polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski hören."

Dieser habe nach Russlands Überfall auf Georgien gewarnt: "Erst kommt Georgien, dann die Ukraine, dann Moldawien, dann die baltischen Staaten und dann Polen. Er hat recht behalten", sagte Schäuble.

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Schäuble rechnet mit Merkel ab

Der 80-jährige Schäuble ist seit 50 Jahren Mitglied des Deutschen Bundestages. Er war Minister unter Kanzler Helmut Kohl und unter Kanzlerin Merkel. Mit seiner früheren Chefin geht er mit Blick auf ihre Russland-Politik scharf ins Gericht. Es sei bemerkenswert, "dass sie auch jetzt in Bezug auf Russland nicht sagen kann, dass wir Fehler gemacht haben", kritisierte Schäuble.

Merkel hat den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bei einem ihrer wenigen öffentlichen Auftritte als Ex-Kanzlerin im Juni zwar verurteilt. Für ihren Umgang mit Putin und Russland wollte sie sich aber ausdrücklich nicht entschuldigen. Auch ihre Energiepolitik, die stark in die Abhängigkeit von Russlands Gas führte, wollte sie rückblickend nicht infrage stellen.

Merkel nicht unter großen Kanzlern

Schäubles Abrechnung mit Merkel beschränkte sich in dem "Handelsblatt"-Interview derweil nicht nur auf ihre Russland-Politik. Zur Frage, ob seine Aufzählung der großen Kanzler - darunter Konrad Adenauer (CDU), Willy Brandt (SPD) und Helmut Kohl (CDU)- vollständig sei, sagte Schäuble: "Sie ist vorläufig abgeschlossen. Ob Frau Merkel unter den großen Kanzlern einzuordnen sein wird, das ist vielleicht noch zu früh, um das abschließend zu beurteilen."

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Interview im "Handelsblatt"
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