nach 142 Jahren
Telefonzellen kurz vor dem Aus
- Aktualisiert: 21.11.2022
- 14:04 Uhr
- Monika Schneider
Das Wichtigste in Kürze
Der Telefonzelle wird endgültig der Garaus gemacht.
Die Zahlungsfunktionen werden in den kommenden Monaten eingestellt.
Es ist nach 142 Jahren das Ende einer Ära.
Waren das Zeiten, als man auswärts noch eine Telefonzelle aufsuchen musste, um jemanden zu erreichen. Bald ist der öffentliche Münzfernsprecher endgültig passé.
Es ist nach 142 Jahren das Ende einer Ära: Am 21. November wird an den bundesweit noch rund 12.000 Telefonzellen die Münzzahlung "deaktiviert". Das teilte die Telekom in Bonn mit. "Ab Ende Januar wird dann auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten und somit der gesamte Telekommunikationsdienst an den Telefonsäulen beziehungsweise -häuschen eingestellt."
Gestank und modriges Telefonbuchpapier
Telefonzellen. Leute über 30 kennen sie. Zur Erklärung für Leute unter 30: Die Rede ist von Telefonen im öffentlichen Raum, die meist mit Münzgeld bedient wurden. Wer auf Reisen war oder einfach nur in der Stadt oder auf dem Land unterwegs, musste erstmal eine Telefonzelle suchen, um mit den Liebsten zu sprechen oder andere wichtige Dinge zu klären. In den engen Häuschen roch es oft unangenehm, es stank geradezu - nach modrigem Telefonbuchpapier, nach Schweiß, Zigarettenqualm, gar Urin. Manchmal fiel auch das Münzgeld durch den Apparat oder es neigte sich viel zu rasch dem Ende - und vor der Tür warteten ungeduldig Mitbürger.
Wer erinnert sich noch an die gelben Telefonzellen? Der Höhepunkt ihrer Zahl war Mitte der 90er Jahre erreicht, als allein die Telekom mehr als 160.000 Telefone betrieb. Diese standen nicht nur in Einkaufsstraßen oder an Bahnhöfen, sondern auch in reinen Wohngebieten oder am Waldrand. An den Häuschen stand "Fasse dich kurz!" - oft ergänzt durch den Hinweis "Nimm Rücksicht auf Wartende".
Mit der Privatisierung im wiedervereinigten Deutschland änderte sich das Corporate Design und die neu geschaffene Deutsche Telekom ersetzte die gelben Telefonzellen nach und nach durch grau-weiß-magentafarbene. Die letzte gelbe Zelle wurde im April 2019 im bayrischen Wallfahrtsort St. Bartholomä abgebaut. Insgesamt standen die Häuschen eigentlich nur noch an belebten Bahnhöfen, Flughäfen oder auf Messegeländen. Wirtschaftlich rentabel waren sie längst nicht mehr. Außerdem sind sie laut Telekom Stromfresser:
Todesstoß durch Mobilfunk
"Im Schnitt sind es zwischen 500 und 1250 Kilowattstunden im Jahr." Seit der Änderung des Telekommunikationsgesetzes Ende 2021 gebe es zudem keine "Verpflichtung zum Betrieb öffentlicher Telefone" mehr. Selbst für Notrufe seien sie irrelevant. Auch da habe der Mobilfunk übernommen.
Bis die letzten Telefon-Stelen endgültig abgebaut sind, wird wohl das Jahr 2025 angebrochen sein, wie es von der Telekom heißt. In Absprache mit den Gemeinden will das Unternehmen rund 3000 der letzten 12 000 Standorte ohne Telefoniefunktion weiter nutzen. "Sie baut die Standorte mit so genannten Small Cells um. Das sind kleine Antennen, die Mobilfunksignale verstärken", wird angekündigt.
Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa