Russischer Kriegsbefürworter
Ultranationalist Girkin in Moskau festgenommen
- Veröffentlicht: 21.07.2023
- 20:46 Uhr
- Nelly Grassinger
Russische Ermittler haben den Nationalisten Igor Girkin festgenommen, der Wladimir Putin und der Armeespitze öffentlich eine zu unentschlossene Kriegsführung in der Ukraine vorgeworfen hat.
Das Wichtigste in Kürze
Der Kreml verschärft die Gangart gegen interne Kritiker.
Jetzt soll der russische Ex-Geheimdienstoffizier und Ultranationalist Igor Girkin nach Angaben seiner Frau in Moskau festgenommen worden sein.
Girkin gilt als klarer Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, kritisierte aber immer wieder die Kriegsführung Russlands.
Russland geht weiter verschärft gegen seine internen Kritiker vor. Der frühere russische Geheimdienstoffizier und Ultranationalist Igor Girkin ist in Moskau wegen Extremismus-Vorwürfen verhaftet worden. Das teilte auch seine Frau Miroslawa Reginskaja auf Girkins Telegram-Kanal mit. Ein Moskauer Gericht setzte am Freitag (21. Juli) gegen den 52-Jährigen eine Untersuchungshaft bis 18. September an. Russische Medien veröffentlichten Fotos und Videos von Girkin in einem Glaskasten vor Gericht.
Girkin ist unter dem Pseudonym Igor Strelkow bekannt. Er gilt als klarer Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, kritisierte aber zunehmend scharf die Kriegsführung Russlands.
Kreml reagiert immer schärfer auf Kritik
Beamte des Ermittlungskomitees nahmen ihn nach einer Wohnungsdurchsuchung mit. Kommentatoren sprachen von einer weiteren Säuberungsaktion des Sicherheitsapparats, der seit Tagen verschärft gegen Kritiker der Militärführung vorgeht, darunter auch Generäle. Girkin leitete 2014 den Aufstand der vom Kreml gelenkten Separatisten im ukrainischen Donbass-Gebiet. Gegen ihn liegt ein internationaler Haftbefehl wegen seiner Beteiligung am Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs MH17 im Jahr 2014 über dem Donbass vor. Damals starben alle 298 Insassen an Bord.
Girkin warf der Militärführung etwa Inkompetenz und Korruption im Krieg gegen die Ukraine vor. Kritisierte er zunächst vor allem Generalstabschef Waleri Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu, so richteten sich seine Vorwürfe zuletzt auch zunehmend gegen Präsident Wladimir Putin, dem er Untätigkeit vorwarf.
Seine Festnahme erfolgte demnach auf Anzeige eines früheren Söldners der Privatarmee Wagner hin. Wagner kämpfte in der Ukraine lange an der Seite regulärer Moskauer Truppen. Girkin trug seit Monaten einen Konflikt mit dem Chef der Wagner-Truppe, Jewgeni Prigoschin, offen aus. Nach der von Prigoschin geleiteten kurzzeitigen Revolte gegen die Militärführung warf er Wagner Hochverrat vor.
Girkin kritisierte Putins Reaktion auf Wagner-Aufstand
Zwar hatte auch Kremlchef Putin am Tag des Aufstands und dem Marsch von Wagner-Truppen Richtung Moskau von "Verrat" gesprochen, später sicherte er aber den Beteiligten nach Verhandlungen und dem von Prigoschin angekündigten Rückzug Straffreiheit zu. Zuletzt wurde zudem bekannt, dass Putin Prigoschin und 35 hochrangige Offiziere der Wagner-Truppe noch nach dem Aufstand im Kreml empfangen hatte. Viele Söldner sind inzwischen in Belarus, dessen Machthaber Alexander Lukaschenko sich während der Revolte als Vermittler eingeschaltet hatte. Girkin hatte dies als Fahnenflucht kritisiert.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur Reuters