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Stadt Krasnogorsk

Zahl der Toten steigt: Verdächtige nach Anschlag nahe Moskau festgenommen

  • Aktualisiert: 23.03.2024
  • 11:39 Uhr
  • Malika Baratov

Dutzende Menschen sind bei einem Anschlag nahe Moskau getötet worden. Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamiert den Anschlag für sich. 

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beansprucht den Anschlag auf das Veranstaltungszentrum bei Moskau für sich.

  • Terrorexperte Peter Neumann bestätigt die Echtheit des IS-Bekennerschreibens.

  • Das russische Außenministerium kritisiert, dass die USA sehr schnell die Ukraine als möglichen Drahtzieher des Anschlags auf die Moskauer Konzerthalle entlastet haben.

  • Der Anschlag forderte mehr als 60 Tote und fast 150 Verletzte.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag auf das Veranstaltungszentrum bei Moskau mit Dutzenden Toten und Verletzten für sich reklamiert. Das meldete das IS-Sprachrohr Amak am Freitag (22. März) im Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Nach den Angreifern wird gefahndet. Um wie viele Angreifer es sich handelte, war zunächst nicht bekannt. Russlands zentrales Ermittlungskomitee nahm ein Verfahren wegen eines mutmaßlichen "Terrorakts" auf, wie die Behörde im Nachrichtendienst Telegram mitteilte.

Festnahmen nach mutmaßlichem Terroranschlag

Nach dem Anschlag hat es nach Angaben des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB bisher elf Festnahmen gegeben. Vier der Festgenommenen sollen direkt an dem Angriff auf das Veranstaltungszentrum beteiligt gewesen sein, wie FSB-Chef Alexander Bortnikow nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass am Samstag sagte.

Nach Angaben des Parlamentsabgeordneten Alexander Chinstein kam es am Freitagabend zu einer Verfolgungsjagd der Polizei. Das mutmaßliche Fluchtfahrzeug sei mit Waffen im Inneren im Gebiet Brjansk gestoppt worden, teilte Chinstein in seinem Telegram-Kanal am Samstag mit. Weitere Verdächtige würden in einem Wald gesucht, teilte der vernetzte Politiker der Kremlpartei Geeintes Russland weiter mit. Die Suche nach den anderen mutmaßlichen Tätern werde fortgesetzt.

Die russischen Behörden machten auch am Morgen zunächst weiter keine Angaben zu den Hintergründen der Tat. Auch zu einem Bekennerschreiben der Terrormiliz Islamischer Staat gab es keine Bewertung von offizieller russischer Seite. Die Terrorermittlungen dauerten an, hieß es.

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:newstime

Terrorexperte: IS-Bekennerschreiben zu Anschlag bei Moskau echt

Der Terrorexperte Peter Neumann vom King's College in London hält das Bekennerschreiben der Terrormiliz Islamischer Staat zum Anschlag bei Moskau für echt. Das bestätigte Neumann am Freitag (22. März) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Die Bekennernachricht lief über alle offiziellen IS-Kanäle. Ich und meine Kollegen können das 100%ig bestätigen", schrieb Neumann zudem auf X (vormals Twitter).

Der aus Deutschland stammende Wissenschaftler warnte auch vor Falschnachrichten, die auf russischen Telegram-Kanälen kursierten, mit der Behauptung, die IS-Mitteilung sei gefälscht. Es gebe "bereits massenweise Fake-News - vermutlich, um das Narrativ zu spinnen, die Ukraine sei für Anschlag verantwortlich", schrieb Neumann.

In einer auf dem Telegram-Kanal des IS-Sprachrohrs Amak verbreiteten Mitteilung hatte es zuvor geheißen, IS-Kämpfer hätten den Anschlag mit Dutzenden Toten und vielen Verletzten in der Stadt Krasnogorsk in der Region Moskau ausgeführt und sich anschließend in Sicherheit gebracht.

Dass der IS den Anschlag für sich reklamiert, ohne tatsächlich dahinterzustecken, hält Neumann für sehr unwahrscheinlich. Das Bekennerschreiben alleine sei noch kein hundertprozentig zuverlässiger Hinweis, aber in Verbindung mit den anderen Indizien halte er es "für ziemlich sicher, dass es was mit dem IS zu tun hat", sagte der Professor für Security Studies der dpa. Er wies unter anderem darauf hin, dass die US-Botschaft in Moskau bereits Anfang März vor der Gefahr eines Anschlags in Russland gewarnt hatte.

Neumann verwies insbesondere auf den IS-Ableger in Afghanistan, der sich Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) nennt und schon seit einigen Jahren einen bewaffneten Konflikt mit den militant-islamistischen Taliban austrägt. Der ISPK rekrutiere sehr aktiv in ex-sowjetischen Staaten in Zentralasien und im Kaukasus und werde auch mit Anschlagsplänen an Weihnachten in Köln, Wien und Madrid in Verbindung gebracht.

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Tote und Verletzte nach Schüssen

Die Zahl der Toten bei dem Anschlag nahe Moskau stieg am Samstagabend auf mindestens 133 an, unter ihnen mindestens 3 Kinder. Zuvor war von mindestens 115 Toten die Rede gewesen. Beim Wegräumen der Trümmer in der Konzerthalle des Zentrums hätten Einsatzkräfte weitere Leichen gefunden, teilte das Moskauer Ermittlungskomitee bei Telegram mit. Zugleich gingen die Behörden von fast 150 Verletzten in dem Veranstaltungszentrum Crocus City Hall aus. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern dauere an, hieß es von Seiten der russischen Behörden.

Wie die Männer in Tarnuniform und schwer bewaffnet in die Konzerthalle gelangen konnten, war ebenfalls unklar. Die russische Hauptstadt Moskau gilt mit einem Großaufgebot an Sicherheitskräften, mit Überwachungskameras und Metalldetektoren an vielen Stellen als sichere Stadt. Die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Länder hatten aber Anfang März vor einem drohenden Anschlag gewarnt. Präsident Wladimir Putin tat dies nach seiner Wiederwahl am vergangenen Sonntag als westliche Provokation ab.

Rettungskräfte bekämpfen ein Brand im Crocus City Hall am westlichen Rand von Moskau. Nach dem Angriff auf eine Veranstaltungshalle in der Region Moskau hat der russische Inlandsgeheimdienst FSB laut Agentur Interfax Tote und Verletzte bestätigt.
Rettungskräfte bekämpfen ein Brand im Crocus City Hall am westlichen Rand von Moskau. Nach dem Angriff auf eine Veranstaltungshalle in der Region Moskau hat der russische Inlandsgeheimdienst FSB laut Agentur Interfax Tote und Verletzte bestätigt.© Alexander Zemlianichenko Jr/XinHua/dpa

Als die Schüsse fielen, rannten die Besucher in dem riesigen Veranstaltungszentrum um ihr Leben, wie Videos zeigten. Zu sehen waren auch einzelne auf dem Boden liegende Tote oder Verletzte. Nach Augenzeugenberichten in sozialen Medien brauchten viele Besucher von Crocus City Hall lange, um aus dem Gebäude herauszukommen. Die Ermittler fanden später Waffen und viel Munition. Tütenweise sammelten die Behördenmitarbeiter leere Patronenhülsen ein.

Bei dem Anschlag geriet das Gebäude auch in Brand. Das russische Zivilschutzministerium nannte eine Fläche von 13.000 Quadratmetern, die in Flammen standen. Löschhubschrauber waren im Einsatz. Das Dach soll eingestürzt sein. Auch wenn es hieß, das Feuer sei unter Kontrolle, schlugen am frühen Samstagmorgen (23. März) doch wieder offene Flammen aus dem Gebäude, wie die Agentur Tass meldete. Dutzende Rettungswagen waren im Einsatz und viele Busse, um Menschen in Sicherheit zu bringen.

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Ukraine dementiert jede Verwicklung

Das ukrainische Außenministerium wies den Verdacht einer ukrainischen Verwicklung zurück. Die USA mahnten in einer ersten Reaktion ebenfalls an, keinen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen. "Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington. Man könne bisher nicht viel zu den Details mitteilen, rate aber zu diesem frühen Zeitpunkt eindringlich von der Annahme ab, dass es eine Verbindung zur Ukraine gebe. Das US-Außenministerium empfahl amerikanischen Staatsbürgern vor Ort, große Menschenansammlungen zu meiden.

Auf diese Äußerung aus Washington reagierte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, empört. Es sei vorschnell von den USA, die Ukraine zu entlasten, sagte sie im russischen Fernsehen. "Wenn die USA oder ein anderes Land verlässliche Fakten hat, sollten sie diese der russischen Seite zukommen lassen." Wenn es solche Fakten nicht gebe, hätten weder das Weiße Haus noch sonst jemand das Recht, vorab eine Absolution zu erteilen, sagte Sacharowa.

  • Verwendete Quelle:
  • Nachrichtenagentur dpa
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