Bundestagswahl in Bayern
Ergebnisse der Bundestagswahl: So hat Bayern gewählt
- Aktualisiert: 24.02.2025
- 11:29 Uhr
- Viola Haas
Die Bundestagswahl zeigt auch in Bayern erstaunliche Ergebnisse. Vor allem der Blick auf CSU und AfD. Und für die CSU gibt es zumindest einmal 50 Prozent plus X.
Inhalt
- Bundesweite Ergebnisse nach der Wahl
- Bundesweit höchste Wahlbeteiligung in Bayern
- Die absoluten CSU-Hochburgen
- Drittschlechtestes CSU-Bundestagswahlergebnis
- Aufatmen wegen Schwarz-Rot-Option
- Die AfD ist auch in Bayern ein bisschen Ostpartei
- Wo die AfD schwach ist, sind die Grünen stark
- Städte und Franken stützen die SPD
- Die Linke punktet ebenfalls in Städten
- Freie Wähler nur einmal zweistellig
- Konsequenzen für Bayerns Koalition
- FDP nur in München und Speckgürtel über 5 Prozent
Bundesweite Ergebnisse nach der Wahl
CDU und CSU werden im neu gewählten 21. Deutschen Bundestag die stärkste Fraktion bilden. Die Union erreichte bei der Bundestagswahl am 23. Februar 28, 6 Prozent der Zweitstimmen (208 Sitze). Die AfD wird mit 20,8 Prozent zweitstärkste Kraft (152 Sitze). Die SPD sank auf 16,4 Prozent der Zweitstimmen ab (120 Sitze), Bündnis 90 / Die Grünen auf 11,6 Prozent (85 Sitze). Die Linke gewinnt Mandate hinzu und landete bei 8,8 Prozent (64 Sitze). FDP und BSW verpassen den Einzug ins Parlament.
Weitere Infos zu den Ergebnissen gibt es beim Bundestag.
Live-Ticker zu Ergebnissen und Reaktionen gibt es hier.
Interaktive Karte gibt Überblick über Ergebnisse.
Das Wahlergebnis in Bayern:
Wer nach der Bundestagswahl auf die Wahlkreiskarte in Bayern schaut, sieht schwarz: Die CSU ist im ganzen Land Nummer eins. Doch dahinter gibt es große Unterschiede. Ein Blick in die Zahlen.
Insgesamt werden 101 Abgeordnete aus Bayern nach Berlin geschickt: 44 von der CSU, 22 von der AfD. Grüne und SPD kommen auf je 14, die Linke auf 7. Das sind zwar weniger als im letzten Bundestag, doch auch die Gesamtzahl der Sitze ist durch die Wahlrechtsreform gesunken. Insgesamt kommt Bayern damit auf 16 Prozent der Abgeordneten. Das ist etwas mehr als der Anteil des Freistaats an den Wahlberechtigten.
Bundesweit höchste Wahlbeteiligung in Bayern
Ein Grund dafür dürfte die in Bayern überdurchschnittlich hohe Wahlbeteiligung gewesen sein. Die lag in Bayern insgesamt bei 84,5 Prozent und damit nicht nur 4,6 Punkte höher als 2021, sondern auch um 2 Punkte über dem Bundesdurchschnitt. Die engagierteste Wählerschaft in Bayern - und ganz Deutschland - fand sich in München-Land mit 88,1 Prozent. Bundesweit wurden sieben der zehn höchsten Wahlbeteiligungen in Bayern festgestellt. Der niedrigste Wert im Freistaat wurde in Nürnberg-Süd mit 78,3 Prozent erreicht.
Die absoluten CSU-Hochburgen
Ihre besten Ergebnisse fährt die CSU ganz im Norden und ganz im Süden des Freistaates ein. Den meisten Glanz dürften dabei die 50,5 Prozent Erststimmen haben, die Dorothee Bär im Wahlkreis Bad Kissingen einfährt - es ist bundesweit das beste Erststimmenergebnis und das einzige über der magischen Grenze von 50 Prozent. Dabei dürfte ihr allerdings geholfen haben, dass die AfD in ihrem Wahlkreis keinen Direktkandidaten aufgestellt hatte. Blickt man auf die Zweitstimmen - spätestens mit dem neuen Wahlrecht sind sie das, was für eine Partei im Normalfall eigentlich zählt - sind es in Bad Kissingen 41,8 Prozent für die CSU. Nur in Bad-Tölz-Wolfratshausen - Miesbach waren es mit 41,9 Prozent minimal mehr. Insgesamt sind es 11 Wahlkreise, in denen die CSU auf mindestens 40 Prozent kommt.
Ihr schlechtestes Zweitstimmenergebnis holt die Partei in Nürnberg-Nord mit 27,3 Prozent. Insgesamt sind die drei großen Städte Bayerns ein schwieriges Pflaster für die CSU. Auch in Augsburg und drei der vier Münchner Wahlkreise holt sie weniger als 30 Prozent der Zweitstimmen.
Drittschlechtestes CSU-Bundestagswahlergebnis
Bei den Wahlprognosen war die CSU noch hoffnungsfroh gestimmt, dass sie am Ende über die 40 Prozent-Marke kommen würde. Doch stattdessen geht es am Abend immer weiter nach unten. 37,2 Prozent sind es am Ende nach vorläufigen Ergebnis. Das sind zwar gut fünf Prozentpunkte mehr als 2021, als die CSU auf nur noch 31,7 Prozent abgestürzt war. Es ist aber letztlich das drittschlechteste Bundestagswahlergebnis der Geschichte. Und das, nachdem Umfragen die CSU seit langem konstant über 40 Prozent gesehen hatten. "Ob wir die 40 Prozent je nochmal schaffen werden?", zweifelt ein CSU-Vorstand.
Schmerzlich aus CSU-Sicht ist auch, dass es drei siegreiche Direktkandidaten wegen des neuen Wahlrechts nicht in den Bundestag geschafft haben: Diejenigen, die zwar in ihren Wahlkreisen die meisten Erststimmen geholt, die dabei im landesweiten Vergleich aber am schlechtesten abgeschnitten haben. Dabei handelt es sich um Sebastian Brehm (Wahlkreis Nürnberg-Nord), Claudia Küng (München-Süd) und Volker Ullrich (Augsburg-Stadt). Für Brehm und Ullrich ist es doppelt bitter, weil sie bislang im Bundestag saßen und nun ihre Büros räumen müssen. Ullrich ist überdies Bezirksvorsitzender der CSU Augsburg.
Aber warum hat die Union und warum hat die CSU in Bayern nicht besser abgeschnitten? Vielleicht habe die Entscheidung von Kanzlerkandidat Friedrich Merz, bei Bundestagsabstimmungen zur Migrationspolitik Stimmen der AfD in Kauf zu nehmen, doch noch einige Wähler gegen die Union mobilisiert, sagen manche in der CSU. Andere glauben dagegen, dass es die Union noch mehr Prozente gekostet hätte, hätte Merz im Bundestag nicht genau so gehandelt.
Aufatmen wegen Schwarz-Rot-Option
Die CSU tröstet sich damit, dass die Union ja einen klaren Regierungsauftrag bekommen habe – und dass die CSU dafür einen starken Beitrag geleistet habe. Vor allem ist das Aufatmen groß, dass es das Bündnis Sahra Wagenknecht am Ende nicht in den Bundestag geschafft hat und es deshalb – wenn auch knapp – für Schwarz-Rot reicht.
Dafür müsse man eigentlich vor lauter Dankbarkeit eine Wallfahrt machen, sagt einer aus der CSU-Spitze. Andererseits sagen viele CSU-Spitzenpolitiker übereinstimmend: Die neue Koalition müsse jetzt liefern. Sonst sehe es in vier Jahren ganz düster aus.
Die AfD ist auch in Bayern ein bisschen Ostpartei
Die AfD ist in den meisten der bayerischen Wahlkreise die Nummer zwei bei den Erst- und Zweitstimmen. Das beste Zweitstimmenergebnis holt sie mit 29,2 Prozent in Deggendorf. Auch die nächsthöheren Ergebnisse liegen in direkter Umgebung am östlichen Ende des Freistaats, konkret in den Wahlkreisen Schwandorf und Straubing, Rottal-Inn und Passau. Die ersten drei genannten Wahlkreise haben zudem die stärksten Zweitstimmenergebnisse der Partei in ganz Westdeutschland.
Am schwächsten ist die AfD dagegen in und um München sowie in Nürnberg-Nord und Erlangen: mit dem Tiefstwert 8,9 Prozent in München-West/Mitte - gut 20 Prozentpunkte weniger als in der Hochburg Deggendorf.
Wo die AfD schwach ist, sind die Grünen stark
Wo AfD und CSU vergleichsweise schwach sind, sind die Grünen oft stärker. Zumindest grob trifft dies zu. Ganz vorne liegt München-West/Mitte mit 25,1 Prozent der Zweitstimmen. Auch die drei anderen Wahlkreise in der Landeshauptstadt kommen auf Werte von mindestens 22 Prozent für die Partei. Nirgends sonst ist sie im Freistaat so stark. In München-Süd, lieferten die Grüne der CSU zudem das engste Rennen um den Erststimmen-Sieg. Jamila Schäfer lag mit 29,8 Prozent nur um 0,6 Punkte hinter Claudia Küng (CSU).
Im neuen Bundestag wird allerdings Schäfer und nicht Küng sitzen. Erstere zieht über die Landesliste der Grünen ein, Küng dagegen erhält nach dem geänderten Wahlrecht keinen Sitz. Die CSU hat zwar alle 47 Wahlkreise nach Erststimmen gewonnen, allerdings nur genügend Zweitstimmen für 44 Abgeordnete erhalten. Da Küng eines der drei schwächsten Erststimmenergebnisse der Partei eingefahren hat, reicht es für sie nicht zum Einzug in den Bundestag.
Insgesamt zeigt sich klar, dass die Grünen vor allem im städtischen Raum punkten, oft auch im Umfeld von Universitätsstädten. Sie sind zudem eine Partei der großen Unterschiede. In Schwandorf kommen sie nur auf 5 Prozent der Zweitstimmen - ein Fünftel ihres stärksten Wertes.
Städte und Franken stützen die SPD
Bei der SPD sind die Unterschiede sehr viel geringer - obwohl sie mit 14 Abgeordneten genauso viele in den Bundestag schickt wie die Grünen. Vor allem die Städte stützen die Sozialdemokraten. In Nürnberg-Nord kommen sie mit 15,6 Prozent auf ihr bestes Zweitstimmenergebnis, auch Nürnberg-Süd und die vier Münchner Wahlkreise liegen über 15 Prozent. In Augsburg sind es 13,4. Ein weiterer Schwerpunkt der Partei ist Franken mit vielen zweistelligen Werten. Am schwächsten sind die Sozialdemokraten in Rottal-Inn mit 7,7 Prozent.
Die Linke punktet ebenfalls in Städten
Auch die Linke holt ihre besten Ergebnisse in Städten - konkret in Nürnberg-Nord mit 12,8 Prozent gefolgt von Augsburg mit 10,6. Auch in München, Regensburg und Teilen Frankens erreicht sie überdurchschnittliche Ergebnisse. Eher schlecht kommt die Partei dort an, wo die AfD besonders stark ist - mit dem Tiefpunkt von 3,1 Prozent in Deggendorf.
Freie Wähler nur einmal zweistellig
Die Freien Wähler schaffen in Bayern nur in einem Wahlkreis ein zweistelliges Zweitstimmenergebnis. In Rottal-Inn reicht es für 10,5 Prozent. Hier war ihr Vorsitzender Hubert Aiwanger als Direktkandidat angetreten und mit 22 Prozent Erststimmen auf dem dritten Platz gelandet, deutlich hinter der CSU und knapp hinter der AfD. In den großen Städten können die FW dagegen kaum punkten. In den Münchner Wahlkreisen sowie Nürnberg-Nord reicht es nur für 1,2 Prozent.
Konsequenzen für Bayerns Koalition
Mit diesen Wahlergebnissen könnte es in Bayern ungemütlicher werden. Viele in der CSU geben auch den Freien Wählern eine Mitschuld: Die hätten mit ihren Bundestags-Ambitionen die CSU entscheidende Stimmen gekostet. Allerdings ging es für die Freien Wähler im Vergleich zu 2021 nach unten: bundesweit von 2,4 auf nur noch 1,5 Prozent, in Bayern von 7,5 auf 4,3 Prozent.
Die gefürchtete Konsequenz für Bayern: dass es in der Koalition mit den Freien Wählern deutlich ungemütlicher werden könnte: mit einem frustrierten Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger als Vize-Ministerpräsident, der keine Gelegenheit auslassen dürfte, die neue Bundesregierung scharf zu attackieren. Die CSU dagegen ist jetzt auch im Bund wieder ganz klar in der Bringschuld.
Auch die weiter erstarkte AfD dürfte das politische Klima im Freistaat weiter anheizen, sie dürfte noch aggressiver gegen die Union und die CSU vorgehen. Die Sorge auch in der CSU ist groß, dass es für die AfD in den kommenden Jahren weiter nach oben gehen könnte. Genau deshalb müsse man nun liefern.
FDP nur in München und Speckgürtel über 5 Prozent
Die FDP liegt in den meisten Wahlkreisen klar unter den 5 Prozent, die sie auch bundesweit verfehlt hat. Darüber hinaus schafft sie es nur in München und dem Speckgürtel der Landeshauptstadt mit dem besten Zweitstimmenergebnis in München-Nord in Höhe von 6,7 Prozent.
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- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa