Kriminalität im Freistaat
Mehr Straftaten in Bayern: Pro Tag mehr als 311 Menschen verurteilt
- Veröffentlicht: 12.02.2025
- 15:52 Uhr
- Nicole Sauer
Video: Redakteurin Sandra Skibbe und Redakteur Peter Johannsen
Im Namen des Volkes wurden 2023 in Bayern deutlich mehr Urteile gesprochen als im Jahr davor. Eine Entwicklung bietet besonders viel Grund zur Sorge.
Das Wichtigste in Kürze
113.765 Menschen sind 2023 in Bayern für Straftaten verurteilt worden.
Die große Mehrzahl der Verurteilten war männlich, Frauen hatten nur einen Anteil von 17,3 Prozent.
Hinsichtlich der Herkunft sind zudem deutsche Täter klar in der Mehrheit.
Straftaten im Straßenverkehr machen etwa ein Viertel der Statistik aus und führen damit.
Mehr verurteilte Straftäter in Bayern
113.765 Menschen - und damit deutlich mehr als im Jahr zuvor - sind 2023 in Bayern für Straftaten verurteilt worden. Das entspricht rechnerisch mehr als 311 Verurteilungen pro Tag. Konkret verzeichnete das Justizministerium ein Plus von 4,2 Prozent (4.634 Menschen). 2022 waren es 109.131 verurteilte Straftäter.
Mehrheit ist männlich und deutsch
Die große Mehrzahl der Verurteilten war männlich, Frauen hatten nur einen Anteil von 17,3 Prozent. Hinsichtlich der Herkunft sind zudem deutsche Täter klar in der Mehrheit (60.224). Gleichwohl betonte das Ministerium, dass es mit 10,9 Prozent einen deutlichen Anstieg der absoluten Zahlen von Straftaten von Ausländern gegenüber 2022 und eine Steigerung von mehr als einem Drittel (37,7 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2015 gegeben habe.
Insgesamt liegt der prozentuale Anteil der Straftaten von nicht deutschen Tätern demnach bei 45,1 Prozent. Das sind knapp drei Prozent mehr als im Jahr davor. Verstöße gegen Asyl-, Aufenthalts- und Staatsangehörigkeitsgesetz seien bei diesen Zahlen nicht eingerechnet - schließlich könnten diese überwiegend nur von ausländischen Staatsbürgern begangen werden.
Ein Viertel der Straftaten durch Straßenverkehr
Straftaten im Straßenverkehr machen etwa ein Viertel der Statistik aus und führen sie damit wie auch in den vorigen Jahren an. Auffällig ist, dass die Zahl der Trunkenheitsfahrten im Vergleich zum Vorjahr um 7,6 Prozent gestiegen ist. Das bedeutet einen Anstieg um 6 Prozent verglichen mit den Zahlen vor Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2019.
784 Menschen wurden zudem wegen Verbreitung, Erwerb und Besitz von Kinderpornografie verurteilt - 16 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Einen Rückgang gab es hingegen bei den Verurteilungen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern. Hier wurden 241 Täter verurteilt - 7 Prozent weniger als im Jahr zuvor.
Zahl der verurteilten jungen Straftäter steigt stark an
Auffällig ist in der Statistik zudem die wachsende Zahl verurteilter junger Straftäter. 7.389 Verurteilte seien zur Tatzeit zwischen 18 und 21 Jahre alt gewesen, dies entspreche einer Steigerung von 4,6 Prozent zu 2022. 4.448 Verurteilte waren Jugendliche, ein Plus von 8,3 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor.
Zudem wurden deutlich mehr Jugendliche wegen Gewalttaten verurteilt als noch 2022. 765 Jugendliche seien es bayernweit gewesen – ein deutliches Plus von 19,3 Prozent gegenüber 2022 und sogar 25 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019 (612 Verurteilungen).
Wegen gefährlicher Körperverletzung wurden 2023 auch 505 Jugendliche verurteilt, 5,9 Prozent mehr als im Vorjahr (477). Dazu gehören beispielsweise Angriffe mit Messern, Baseballschlägern oder aus Gruppen heraus.
Entwicklung bietet Grund zur Sorge
Die Strafverfolgungsstatistik wird jedes Jahr vom Landesamt für Statistik erstellt und bildet die rechtskräftig abgeschlossenen Verfahren vor bayerischen Strafgerichten ab. Zahlen zu 2024 liegen bislang nicht vor.
Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) betonte zwar, dass es sich im Freistaat sicher lebe. "Allerdings gibt es auch Entwicklungen, die Sorgen machen."
Verurteilungen wegen Vergewaltigung gestiegen
Das Justizministerium sieht Reformbedarf an mehreren Stellen. Unter anderem müsse das Strafrecht mit der zunehmenden Digitalisierung Schritt halten. Wegen Cyberstraftaten wie zum Beispiel Computersabotage und Abfangen von Daten seien nur neun Menschen verurteilt worden.
Zudem müssten Frauen besser geschützt werden. Die Verurteilungen wegen Vergewaltigung seien um 17,1 Prozent gestiegen verglichen mit dem Vorjahr.
Auffällig seien zudem die Zahlen beim Stalking - hier wurden mit 152 Menschen (136 Männer und 16 Frauen) schuldig gesprochen, das sind 42,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Seit 2021 gelten in Bayern verschärfte Regeln für Stalking.
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- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa