Textile Protestaktion
Der unglaubliche Grund, wieso Athleten bei Olympia schwarz tragen
- Veröffentlicht: 24.07.2024
- 16:28 Uhr
- Jannah Fischer
Protest bei Olympia: 35 Athlet:innen hüllen sich in komplett schwarze Sportklamotten. Hintergrund ist, auf ein wichtiges Problem gerade in der Leichtathletik hinzuweisen ...
Sie tragen Schwarz, damit sie keine freie Werbefläche sind. Sie tragen Schwarz, weil sie kein Geld mit bunten Logos verdienen. Sie tragen Schwarz, damit alle sehen: Es gibt ein Problem.
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Nicht mal Mindestlohn für Spitzensportler
Dass nicht alle Olympionik:innen unbedingt reich oder gar Millionär:innen sind, ist mittlerweile schon bekannt. Nicht jeder Sport bekommt die benötigte Förderung - schon gar nicht, wenn die Athlet:innen auf dem Level trainieren, um sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Das Preisgeld in den meisten Sportarten ist lächerlich gering, die Ausgaben für Trainer:innen, Equipment, Physio etc. dafür umso höher.
2019 führte die Deutsche Sporthilfe eine Studie zum Verdienst von Athlet:innen durch. Das bittere Ergebnis: Im Schnitt verdienen sie 7,41 Euro die Stunde - also unter Mindestlohn. Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule in Köln ordnete das für "Leichtathletik.de" wie folgt ein: "Das Investment der Athleten zahlt sich oft nur im Falle eines Olympiasieges aus."
Doch auch hier kommt es auf das jeweilige Land - und den jeweiligen Sport an. Denn das IOC (Internationale Olympische Komitee) zahlt nichts an Sieger:innen, das machen die jeweiligen Länder und Verbände selbst. Und hier schwanken die Verdienstmöglichkeiten.
Beispiel: Singapur lässt 737.000 US-Dollar für eine Goldmedaille springen, Kanada nur maximal 15.000 US-Dollar.
Zum ersten Mal mischt nun auch der Leichtathletik-Weltverband mit. Bei den Olympischen Spielen in Paris gibt es für jede Goldmedaille 50.000 US-Dollar Prämie. Athlet:innen freuen sich - das IOC sieht darin einen Bruch mit dem olympischen Gedanken. Aber der kann eine Stromrechnung am Ende des Monats nun mal nicht zahlen.
Das Sponsor-Problem
Was bei diesen kruden Lohnverhältnissen hilft, sind Sponsoren. Große Sportmarken wie Adidas, Nike oder Puma statten gerne namhafte Athlet:innen aus wie Usain Bolt oder Alica Schmidt. Je nach Vertrag gibt es dann monatliche Gehälter oder Prämien für Medaillen.
Star-Sportler:innen haben meist auch abseits des Sports Werbeverträge - im Falle von Alica Schmidt modelte sie bereits für Boss oder macht Instagram-Werbung für Porsche.
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Athlet:innen, die von Sponsoren unterstützt werden, tragen deren Logos auf ihrer Kleidung oder Ausrüstung. Sie beteiligen sich an Marketingkampagnen, was wiederum den Sponsoren zugutekommt, da die Athlet:innen bei den Olympischen Spielen eine hohe Sichtbarkeit haben.
Darum tragen diese 35 Olympioniken schwarz
Doch was ist mit denen, die eben keinen Sponsor finden? Diese Sportler:innen haben ein großes Problem: Denn ohne Geld ist eine Vorbereitung auf die Spiele richtig schwierig - und teuer. Die meisten haben einen oder mehrere Nebenjobs.
Gerade in Nischensportarten, aber auch im Bereich Leichtathletik, gibt es Sponsor-Probleme. Genau deswegen haben sich 35 Athlet:innen dazu entschlossen, bei den Spielen 2024 komplett schwarz zu tragen - ohne Markenlogos auf der Kleidung. Sie sind Teil des "Unsponsored Projects", das 2023 mit gerade Mal acht Athlet:innen startete.
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Dahinter steckt die Sportmarke "Bandit Running", die die schwarzen Sportklamotten zur Verfügung stellt. Der Gedanke dahinter: Wieso soll ein/e Athlet:in mit z.B. einem Nike-Logo auf der Brust einen Wettbewerb gewinnen, wenn Nike keine finanzielle Unterstützung bietet? Schließlich ist es im Falle eines Platzes auf dem Siegertreppchen freie Werbung. Darum also: Logofrei, als Protest gegen die misslichen Umstände im Sport, auf die "Bandit Running" aufmerksam machen will.
Heißt aber nicht, dass die schwarz gekleideten Sportler:innen dann nie wieder einen Sponsor haben dürfen. Im Gegenteil: Einer der acht Athlet:innen hat einen großen Sportschuh-Sponsor an Land ziehen können, nachdem bei den Olympischen Spielen 2023 abgesahnt hatte.