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Cannabis-Medikamente

Cannabis ist bald legal in Deutschland: Wie gut kann es als Medizin eingesetzt werden?

  • Aktualisiert: 18.03.2024
  • 16:15 Uhr
Cannabis gibt es in Deutschland inzwischen auf Rezept. Aber ist die Pflanze wirklich eine effektive Medizin?
Cannabis gibt es in Deutschland inzwischen auf Rezept. Aber ist die Pflanze wirklich eine effektive Medizin?© Joshua Resnick - stock.adobe.com

Cannabis könnte in Deutschland bald legalisiert werden. Darauf hat sich die Ampel-Regierung vor kurzem geeinigt. Noch muss das Gesetz aber offiziell verkündet werden. Wann wird es eingesetzt und kann Cannabis wirklich bei verschiedenen Krankheitsbildern als Wundermittel helfen?

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Im Video: Darum gibt es Kritik an der geplanten Cannabis-Legalisierung

Cannabis-Legalisierung: Mehr Akzeptanz für medizinischen Einsatz?

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Medizinisches Cannabis wird zur Kassenleistung

Cannabis wird schon lange nachgesagt, bei vielen verschiedenen Krankheitsbildern helfen zu können. Es soll Schmerzen lindern und Krämpfe lösen und konnte früher nur in Ausnahmefällen von medizinischem Fachpersonal verschrieben werden. Aber auch dann mussten Patient:innen die Therapie in der Regel selber bezahlen. Dies hat sich mit dem am 10. März 2017 in Kraft getretenen Gesetz geändert. Demnach sollen Krankenkassen auch für eine Cannabis-Therapie zahlen, wenn sie von ärztlichem Fachpersonal verschrieben wurde und offensichtlich der effektivste Weg ist, die Beschwerden des Patienten zu lindern. Gleichzeitig wurde vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Cannabisagentur eingerichtet, die sicherstellen soll, dass der dafür benötigte medizinische Hanf unter kontrollierten Bedingungen angebaut wird.

Eine Teillegalisierung von Cannabis wurde nach langen Debatten für Ende 2023 beschlossen. Cannabis fällt dann auch nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). 

Cannabis - ein wirkliches Wundermittel?

Die medizinische Wirkung von Cannabis ist auf die enthaltenen Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) zurückzuführen. So kann "THC" neben dem allgemein bekannten Rauschgefühl auch muskelentspannend wirken und gegen Übelkeit eingesetzt werden. Aber auch das nicht psychoaktiv wirkende Cannabinoid "CBD" kann bei vielen Krankheitsbildern heilende oder zumindest lindernde Wirkungen haben. So wirkt dieser Stoff entkrampfend und stark entzündungshemmend und könnte bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn helfen. Ebenfalls wurde der Wirkstoff Dronabinol eingeführt, aus dem in Apotheken unter strengen Auflagen, Medikamente in Form von Kapseln und Ölen hergestellt werden dürfen. Diese Medikamente sind bisher mit positivem Ergebnis bei Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust bei AIDS-Patient:innen eingesetzt worden.

Allerdings müssen die meisten der Cannabis nachgesagten Wirkungen bei vielen Krankheitsbildern erst noch nachgewiesen werden. Daher ist das anonymisierte Sammeln und Auswerten der Daten, die von medizinischem Fachpersonal übermittelt wurden, ebenfalls eine Aufgabe der Cannabisagentur. Auf Basis der Daten wurde eine Begleiterhebung zu verschiedenen Krankheitsbildern durchgeführt.

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Einsatz von Cannabis in der Medizin

Am 06.07.2022 hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) seinen Abschlussbericht zur Begleiterhebung von Cannabis in der Medizin veröffentlicht. Diese Begleiterhebung dient in erster Linie dem gemeinsamen Bundesausschuss als Entscheidungsgrundlage für eine mögliche Kostenübernahme weiterer Therapieansätze mit Cannabinoiden.

Laut dem Bericht wurden vor allem Schmerzen mit Cannabisarzneien behandelt, was 76,4 Prozent der Fälle ausmachte. Es folgten Spastiken (9,6 Prozent) und Anorexie (5,1 Prozent). In 14,5 Prozent der untersuchten Fälle lag eine Tumorerkrankung vor, während 5,9 Prozent mit Multipler Sklerose zu kämpfen hatten.

Bei den meisten Verschreibungen (62,2 Prozent) entschieden sich die Ärztinnen und Ärzte für den Wirkstoff Dronabinol, sei es als in der Apotheke hergestellte Rezeptur oder als Fertigarznei. Auf Platz zwei lagen Cannabisblüten (16,5 Prozent), gefolgt von Extrakten (13 Prozent).

Häufige Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel, Schläfrigkeit und Übelkeit traten bei der Verwendung aller Cannabismittel auf. Schwere Nebenwirkungen wie Depressionen (1,2 Prozent), Halluzinationen (0,7 Prozent) und Sinnestäuschungen (0,6 Prozent) waren dagegen selten zu verzeichnen.

Die aktuelle internationale Forschungslage zur Wirksamkeit von Cannabis in der Medizin, insbesondere bei Präparaten mit einem hohen THC-Gehalt, ist noch moderat, und viele therapeutische Ansätze wurden bisher nicht umfassend untersucht. Laut der BfArM-Erhebung wurde in 75 Prozent der Fälle ein positiver Therapieeffekt berichtet. Dennoch ist es nicht möglich, daraus eine abschließende Bewertung der tatsächlichen Wirksamkeit abzuleiten. Das BfArM betont ausdrücklich, dass die Begleiterhebung nicht als klinische Studie betrachtet werden sollte, sondern als Grundlage für solche Studien dienen soll.

Wirksamkeit von Cannabis bei Krankheiten

Ob Cannabis-Medikamente bei Krankheiten wie

  • Depressionen, 
  • Rheuma
  • Krebs
  • Neuropathie, 
  • Appetitlosigkeit, 
  • AIDS, 
  • Alzheimer, 
  • Übelkeit infolge von Chemotherapie oder 
  • Nervenkrankheiten 

helfen, muss sich erst noch zeigen. Viele der Ergebnisse stützen sich bisher auf Patient:innenaussagen oder dem klinischen Einsatz bei einzelnen Patient:innen, lassen aber daher kein allgemein gültiges Fazit zu.

Es gibt jedoch bisher zwei Testfelder, in denen sich ein deutlich positiver Effekt verzeichnen lässt. So hat die britische Forscherin Penny F. Whiting von der University Hospitals Bristol NHS Foundation 2015 in der Fachzeitschrift "JAMA" Resultate von 6.500 Teilnehmer:innen aus 79 verschiedenen Studien ausgewertet. Aus dieser Auswertung geht hervor, dass Cannabis-Medikamenten bei der Schmerz-Therapie sehr erfolgreich zu sein scheinen. Es sind Behandlungserfolge bei chronischen- oder Nervenschmerzen zu verzeichnen.

Auch bei Verkrampfungen haben sich Therapie-Methoden mit Cannabis als erfolgreich erwiesen. So gibt es bereits länger ein Mundspray, das die Verkrampfungen (Spastiken) bei Multipler Sklerose erfolgreich reduzieren kann. Patient:innen, die vorher unter starken Verkrampfungen gelitten haben, konnten diese mit den neuen Präparaten erfolgreich reduzieren.

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Kritik an Cannabis als Medizin

Allerdings gibt es auch viele Stimmen, die vor einem unangebrachten Hype um die neuen Möglichkeiten warnen. So wirkt Cannabis in vielen Anwendungsfällen deutlich schlechter als ein pharmazeutisches Produkt. Dazu kommt, dass Cannabis, wie bei der berauschenden Wirkung, auch in der medizinischen Anwendung von Person zu Person völlig unterschiedlichen wirken kann. So ist unbestritten, dass bei einzelnen Personen erkennbare Verbesserungen eintraten, wohingegen bei anderen Proband:innen mit identischem Krankheitsbild kaum Erfolge zu verzeichnen waren. Dazu kommen auch ernst zu nehmende Nebenwirkungen wie akute Psychosen oder mögliche schizophrene Attacken.

Letztendlich wird es noch einige Jahre dauern, bis ausreichend Daten gesammelt und ausgewertet wurden. Der propagierte Erfolg der Cannabis-Medikamente ist bisher allerdings besonders in Deutschland ungebrochen. Dies kann auch darauf zurückgeführt werden, dass viele Menschen auf Medikamente aus der Natur schwören und oft starke pharmazeutische Produkte ablehnen oder ihnen misstrauen. Für viele Schwerkranke dürften die neuen Behandlungsmöglichkeiten aber auch in diesem Status der Forschung bereits Hoffnung auf Besserung geben.

Cannabis als Genussmittel

Die Bundesrepublik hat beschlossen den Genuss von Cannabis ebenfalls zu legalisieren - unter bestimmten Auflagen. Geplant ist eine Abgabe über Cannabis-Social-Clubs, nicht gewinnorientierte Vereine, über die Mitglieder Cannabis anbauen und beziehen können. Außerdem gibt es neue Regelungen zum erlaubten Besitz. Ausgenommen sind Unter-18-Jährige. Für 18- bis 21-Jährige gelten Sonderregelungen.

Auch der private Anbau von Cannabis ist geregelt: Maximal drei Pflanzen pro volljähriger Person sind erlaubt, wobei die Pflanzen und ihre Erträge vor Kindern und Jugendlichen geschützt werden müssen. Die notwendigen Samen und Stecklinge sollen ebenfalls über die Cannabis-Vereine vertrieben werden. Ob die Abgabe soll nur an Mitglieder gestattet sein.

Mehr Details zur geplanten Cannabis-Legalisierung bei Newstime.

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