Fettverteilungsstörung
Lipödem erkennen mit einfachem Test - das sind die Symptome
- Veröffentlicht: 15.02.2023
- 13:02 Uhr
Die Diät verläuft erfolgreich, aber an einer bestimmten Stelle ist das Fett besonders hartnäckig? Das kann eventuell an einer Fettverteilungsstörung namens Lipödem liegen. Wir zeigen euch, wie ihr feststellen könnt, ob ihr von einem Lipödem betroffen seid. Mehr dazu hier!
Was ist ein Lipödem?
Bei einem Lipödem handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung, bei der sich das Unterhaut-Fettgewebe krankhaft ausbreitet. Du nimmst also trotz Diät und Sport nicht ab? Die Fettansammlungen bei einem Lipödem lassen sich weder durch bestimmte Diäten noch durch ausreichend Bewegung verringern. Von der Krankheit sind fast ausschließlich Frauen betroffen. Erst in den letzten Jahren wurde der Fettverteilungsstörung mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Doch noch immer wissen viele Betroffene nichts von ihrer Erkrankung und glauben, dass sie aufgrund einer unausgewogenen Ernährung oder zu wenig Sport zunehmen. Sogar medizinisches Fachpersonal verwechselt ein Lipödem oft mit Adipositas (Übergewicht) und stellt Patientinnen eine falsche Diagnose. Das hat fatale Folgen. Denn Betroffene glauben dann, dass sie durch ihren "ungesunden" Lebensstil schuld an den Fettansammlungen sind. Wenn sie schließlich trotz einer Ernährungsumstellung und viel Sport nicht abnehmen, entwickeln sie oft Essstörungen und Depressionen. Viele gehen davon aus, dass nur Übergewichtige an Lipödem leiden. Das ist jedoch ein Mythos - die Fettverteilungsstörung kann auch schlanke Frauen betreffen.
Lipödem: Formen und Erscheinungen
Ein Lipödem kommt meist an den Armen und/oder den Beinen vor. Zusätzlich treten zwischen den Fettzellen Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme, auf, die Druck auf das Gewebe ausüben. Es kommt zu einem Spannungs- und Schweregefühl sowie Druckempfindlichkeit der betroffenen Stellen - die Haut schmerzt beim Drüberstreichen.
Lipödem an den Beinen
Die Fettverteilungsstörung ist viel mehr als nur ein ästhetisches Problem - sie verringert auch die Lebensqualität erheblich. Ein Lipödem an den Beinen schränkt Betroffene, je nach Stadium, in ihrer Beweglichkeit ein. Sie können manche Aktivitäten nur schwer oder gar nicht mehr ausüben, weil die fülligen Beine sie daran hindern. Die Oberschenkel und Waden reiben aneinander. Das verursacht Schmerzen und die Haut wird aufgescheuert. Das führt dazu, dass sich Menschen mit einem Lipödem an den Beinen weniger bewegen. Viele reagieren auch sehr empfindlich auf Berührungen und bekommen schnell blaue Flecken an den Beinen. Ein Lipödem tritt oft in Kombination mit Cellulite auf.
Lipödem an den Armen
Ebenso unangenehm ist das Lipödem an den Armen. So wie an den Beinen ist das Fettgewebe hier stark vergrößert. Die Hände sind jedoch davon ausgeschlossen. Wenn du befürchtest, dass du ein Lipödem an den Armen hast, dann lasse es schnellstmöglich ärztlich abklären. Bleiben sie unbehandelt, können die Fettansammlungen zunehmen und Schmerzen verursachen.
Lipödem am Bauch
Vielleicht hast du schon mal von einem Lipödem am Bauch und Gesäß gehört. Das ist jedoch ein Irrglaube, denn die Erkrankung betrifft ausschließlich die Arme und Beine. Laut aktuellem Forschungsstand gibt es kein Lipödem am Bauch oder am Gesäß. Die Fettpolster am Bauch lassen sich durch Diäten und Sport reduzieren, an Armen und Beinen funktioniert dies jedoch nicht.
Lipödem-Symptome: Das sind mögliche Anzeichen
Nimmst du an deinen Beinen und vielleicht auch an deinen Armen nur schwer ab? An den folgenden Anzeichen erkennst du, ob es sich um ein Lipödem handelt:
- Druckschmerz
- Blaue Flecken
- Beine fühlen sich schwer an
- Beine schwellen im Laufe des Tages und bei Aktivität an
- Verhärtung des Gewebes
- Cellulite oder grobe, knotige Haut
- Kalte Beine, auch nach einer warmen Dusche
- Missverhältnis der Körperproportionen: stämmige Beine/Arme und schlanke Füße/Hände, schlanke Körpermitte und übermäßige Fettpolster an Extremitäten
- Symmetrische Fettverteilung an den Extremitäten
- Fülligere Beine und/oder Arme nach hormoneller Umstellung (Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre)
Lipödem im Stadium 1
Ein Lipödem entwickelt sich in drei Stadien. Lipödem im Stadium eins erkennst du daran, dass die Hautoberfläche glatt ist. Das Unterhautfettgewebe ist allerdings leicht verdickt und du kannst eine feinknotige Fettstruktur ertasten. Diese kann schmerzhaft sein - das ist bei allen Betroffenen unterschiedlich.
Lipödem im Stadium 2
Anders als bei Stadium eins ist die Hautoberfläche uneben und wellenartig. Oft geht mit diesem Stadium Cellulite einher. An den Beinen, insbesondere im Oberschenkelbereich, erkennst du neben den deutlich grobknotigen Fettstrukturen auch Dellen und Beulen. Das Gewebe ist verdickt.
Lipödem im Stadium 3
Im dritten Stadium ist der Umfang der Arme und/ oder Beine stark ausgeprägt. Die Hautoberfläche ist sehr grob und weist Dellen und Verhärtungen auf. Es sind große Fettwülste zu erkennen.
Lipödem-Kneiftest: So erkennt man die Fettverteilungsstörung
Mit dem sogenannten Kneiftest kannst du herausfinden, ob du eventuell an einem Lipödem leidest. Kneife in die Außenseite deines Beins oder deines Arms. Schmerzt die Berührung, ist das ein Hinweis auf die Fettverteilungsstörung. Wende dich in diesem Fall an eine medizinische Fachkraft, denn nur sie kann letztendlich bestätigen, ob es sich bei dir um ein Lipödem handelt.
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Lipödem: die Ursachen
Vielleicht erinnerst du dich daran, dass du als Kind noch schlanke Beine hattest, die auf Druck nicht empfindlich reagiert haben. Warum ist plötzlich alles anders? Die genauen Ursachen eines Lipödems sind noch nicht gänzlich erforscht. Forscher:innen gehen jedoch davon aus, dass die Fettverteilungsstörung erblich bedingt ist und dass auch hormonelle Veränderungen in der Pubertät, Schwangerschaft oder den Wechseljahren dafür verantwortlich sind. Denn bei vielen Frauen bildet sich ein Lipödem erst nach der Pubertät und verschlimmert sich oft nach einer Schwangerschaft. Bei Männern tritt die Erkrankung äußerst selten auf und auch nur, wenn sie an einer ausgeprägten Hormonstörung leiden, beispielsweise aufgrund eines Leberschadens oder einer Hormontherapie nach Krebserkrankungen. Eine unausgewogene Ernährung und Übergewicht sind zwar keine Ursachen für ein Lipödem, können aber die Beschwerden zusätzlich verstärken.
Was ist der Unterschied zwischen einem Lipödem und Lymphödem?
Menschen mit einem Lymphödem leiden an einem gestörten Lymphfluss - die Lymphflüssigkeit staut sich in den Zellzwischenräumen. Folglich entstehen Schwellungen unter der Haut. Lymphödeme kommen an den Armen oder Beinen vor, entweder ein- oder beidseitig. Im Gegensatz zu Lipödemen treten sie nicht zwangsweise symmetrisch auf. Ob bei dir ein Lymphödem oder Lipödem vorliegt, kannst du mithilfe des "Stemmerschen Zeichens" herausfinden. Hierbei versuchst du, die Haut zwischen dem zweiten und dritten Zeh anzuheben. Kannst du die Haut nicht oder nur schwer anheben, ist das ein deutliches Zeichen für ein Lymphödem. Funktioniert es jedoch, dann kann es sich bei dir um ein Lipödem handeln. Wie auch beim Kneiftest lässt sich hiermit nicht zu 100 Prozent feststellen, ob die Störung vorliegt. Wende dich daher am besten an ärztliches Fachpersonal. Es führt eine Ultraschalluntersuchung oder eine sogenannte Lymphszintigraphie durch, bei der der Transport der Lymphflüssigkeit mithilfe eines radioaktiven Arzneimittels verbildlicht wird. Falls du schon länger unter einem Lipödem leidest (Stadium zwei oder drei), kann bei dir möglicherweise auch ein Lymphödem vorliegen. Wenn auf Dauer zu viel Fettgewebe auf das Lymphsystem drückt, wird der Transport der Lymphflüssigkeit beeinträchtigt und sie staut sich im Gewebe.
Lipödem: Zu welcher Ärztin oder welchem Arzt sollte man gehen?
Hast du den Verdacht, dass du an einem Lipödem leidest? Dann wende dich am besten an deine Hausärztin oder deinen Hausarzt. Er oder sie wird dich nach einer Untersuchung gegebenenfalls an Gefäßspezialist:innen, Phlebolog:innnen (Venenärzt:innen), Lympholog:innen und Fachärzt:innen für plastische und ästhetische Chirurgie weiterleiten.
Lipödem: Behandlung und Therapie
Die Lipödem-Behandlung bewirkt zwar keine Wunder, aber verschafft Linderung. Medizinisches Fachpersonal verschreibt meist eine Kombination aus Kompressionsstrümpfen und Lymphdrainage.
Kompressionsstrumpfhose
Venenspezialist:innen empfehlen sie unter anderem zur Thrombose-Vorbeugung bei Flügen: die Kompressionsstrumpfhosen. Sie sind aber auch für die Behandlung von Lipödemen wichtig, da sie den Abfluss der Lymphflüssigkeit fördern. Die feste Strumpfhose unterstützt das Gewebe und lindert Schmerzen. Zudem verhindert sie, dass die Hautlappen an den Beinen aneinander reiben und verbessert somit die Mobilität.
Lymphdrainage
Die Lymphdrainage ist eine medizinische Massage, bei der der Lymphfluss durch sanfte Grifftechniken angeregt wird. Sie reduziert Schwellungen und Schmerzen und die festen Fettwülste werden dabei gelockert. Expert:innen empfehlen Lipödem-Patient:innen ein- bis zweimal pro Woche eine Lymphdrainage in Anspruch zu nehmen.
Liposuktion (Fettabsaugung)
Die Liposuktion ist eine Operation, bei der das überschüssige Fett abgesaugt wird. Das ist oft der einfachste und nachhaltigste Weg, um die Fettansammlungen loszuwerden. Die Fettabsaugung lindert Beschwerden wie Schmerzen, Druckempfindlichkeit, schwere Beine. Nicht zu vergessen ist der psychische Aspekt: Betroffene fühlen sich wieder wohl in ihrem Körper und werden selbstbewusster. Die entfernten Fettzellen entstehen nicht wieder neu, können sich aber an anderen Stellen, die nicht operiert wurden, ausbreiten. Wenn sich dein Lipödem im fortgeschrittenen Stadium befindet (Stadium drei), kann die Krankenkasse unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für die Fettabsaugung übernehmen.