Klimakonferenz in Aserbaidschan
1,5-Grad-Ziel schon längst außer Reichweite?Klimaforscher spricht von "Realitätsverweigerung"
- Veröffentlicht: 29.10.2024
- 08:48 Uhr
- Kira Born
Die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu deckeln und den Klimaschutz voranzutreiben, ist das Ziel der Weltklimakonferenzen. Ihre Maxime erreicht das Staatentreffen jedoch nicht, so Klimaforscher Mojib Latif. Er hält die kommende Klimakonferenz in Baku trotzdem für wichtig.
Das Wichtigste in Kürze
Vom 11. bis 22. November findet die 29. UN-Klimakonferenz in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, statt.
Für den deutschen Klimaforscher Mojib Latif ist die Konferenz nur begrenzt wirkungsvoll im Kampf gegen die Klimakrise.
Das Festhalten am 1,5-Grad-Ziel der Pariser Klimakonferenz hält der Forscher für utopisch und aktuell für unerreichbar.
Die in zwei Wochen beginnende Weltklimakonferenz in Aserbaidschan ist aus Sicht des Wissenschaftlers Mojib Latif zwar nicht sinnlos, dürfte wie frühere Zusammenkünfte dieser Art aber "nicht zielführend" werden.
Nach 28 Weltklimakonferenzen sei noch immer kein wirklicher Durchbruch erzielt worden, sagte der Klimaforscher der Mediengruppe Bayern am Dienstag (29. Oktober). Das Hauptziel der Verhandlungen - die Treibhausgasemissionen deutlich zu senken - verfehle die Konferenz gänzlich, so Latif. Währenddessen steige der Gehalt an Treibhausgasen in der Atmosphäre weiter.
Ich finde es geradezu lächerlich, dass sich die Weltpolitik immer noch an dem 1,5-Grad-Ziel festhält. Das ist de facto doch längst gerissen.
Klimaforscher Mojib Latif
"Realitätsverweigerung": Klimaforscher prangert Tatenlosigkeit im Klimaschutz an
Aserbaidschans Hauptstadt Baku richtet in diesem Jahr vom 11. bis 22. November die 29. UN-Klimakonferenz aus. Das Treffen der Weltgemeinschaft liefert jedoch aus Sicht des Klimaforschers keine echten Ergebnisse.
Sogar das Gegenteil sei der Fall: Der Gehalt an Treibhausgasen in der Atmosphäre steige vielmehr weiter, teils sogar schneller als befürchtet und die Staatengemeinschaft verhandele weiter, so Latif.
"Ich finde es geradezu lächerlich, dass sich die Weltpolitik immer noch an dem 1,5-Grad-Ziel festhält. Das ist de facto doch längst gerissen." Er sprach von "Realitätsverweigerung". Gegenwärtig sei man auf einem Erwärmungspfad von etwa drei Grad - und selbst diese Marke werde nur dann nicht übertroffen, wenn bisherige Zusagen eingehalten würden.
"Man kann sich auch totverhandeln. Handeln statt Verhandeln sollte das Motto sein", forderte Latif.
Warum die Weltklimakonferenz trotzdem wichtig ist
Sinnlos sei das Staatentreffen in Baku trotzdem nicht - immerhin lenkten die jährlichen Konferenzen den Blick der Weltöffentlichkeit auf die Klimakrise. "Das ist nicht zu unterschätzen", sagte der Meteorologe. Zudem könnten sich ärmere Länder dort Gehör verschaffen und die Aufmerksamkeit richte sich auf neue Technologien, die im Kampf gegen die Erderwärmung helfen könnten.
Bei der Klimakonferenz in Paris hatten die Teilnehmerstaaten 2015 beschlossen, dass der Anstieg der durchschnittlichen Temperatur auf der Erde im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter möglichst auf 1,5 Grad, zumindest aber auf deutlich unter 2 Grad begrenzt werden soll.
- Verwendet Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa