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Internationaler Pressetermin zum Kriegsgeschehen

Asymmetrische Antwort: Putin warnt vor Angriffen mit westlichen Waffen

  • Aktualisiert: 07.06.2024
  • 09:09 Uhr
  • Michael Reimers

Zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stellte sich Wladimir Putin den Fragen der internationalen Presse. Der Kremlchef lieferte beunruhigende bis bizarre Antworten.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kreml behalte sich eine "asymmetrische Antwort" für den Fall vor, dass russisches Staatsgebiet von der Ukraine aus westlichen Waffen angegriffen wird.

  • Das sagte Russlands Präsident Wladimir Putin am 5. Juni beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg.

  • Die Drohung ist eine Reaktion auf die Erlaubnis der USA und Deutschlands an die Ukraine, zur Verteidigung westliche Waffen auf russischem Gebiet einsetzen zu dürfen.

Kremlchef Wladimir Putin hat mit einer "asymmetrischen Antwort" gedroht für den Fall, dass russisches Staatsgebiet von der Ukraine mit aus dem Westen gelieferten Waffen angegriffen wird. Konkret sagte Putin am Mittwoch (5. Juni) in St. Petersburg, dass Moskau über eine Stationierung seiner Waffen in anderen Weltregionen nachdenke, von wo aus sie für Angriffe gegen die Länder genutzt werden könnten, aus denen die gegen Russland gerichteten Waffen kommen.

"Wir denken darüber nach, (…) falls jemand es für möglich hält, Waffen in die Kampfzone zu liefern, um Angriffe auf unser Gebiet durchzuführen (…), warum wir dann nicht das Recht haben sollten, solche Waffen in Weltregionen aufzustellen, wo Angriffe auf sensible Objekte derjenigen Länder ausgeführt werden, die das in Bezug auf Russland tun?", erklärte Putin bei einem Treffen mit Vertreter:innen internationaler Nachrichtenagenturen, darunter die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und Reuters. Anschließend fügte er hinzu: "Das heißt, dass die Antwort asymmetrisch sein kann. Wir denken darüber nach."

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Zuvor war Putin von einem Journalisten nach der Lieferung weitreichender Waffen an die Ukraine gefragt worden, unter anderem nach ATACMS-Raketen aus den USA. Die Ukraine wehrt sich seit mittlerweile mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriff. Zuletzt hatten mehrere Länder, darunter Deutschland und die USA, Kiew erlaubt, mit aus dem Westen gelieferten Waffen russische Ziele anzugreifen, um Angriffe auf die Metropole Charkiw im Grenzgebiet abzuwehren.

Befürchtungen westlicher Staaten hinsichtlich eines russischen Einmarschs auf NATO-Gebiet bezeichnete Putin als "Bullshit". "Sie haben sich ausgedacht, dass Russland die NATO angreifen will. Sind Sie komplett verrückt geworden? Sind Sie so dumm wie dieser Tisch? Wer hat sich das ausgedacht? Das ist Unsinn, verstehen Sie. Bullshit", sagte Russlands Präsident.

Nachrichtenagenturen aus "unfreundlichen Staaten" eingeladen

Putin ist Gastgeber des 27. St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforums. Bei dem jährlichen Treffen von Unternehmer:innen aus aller Welt will sich Russland trotz der Sanktionen des Westens im Zuge des Moskauer Angriffskriegs gegen die Ukraine als ökonomisch starke Rohstoffmacht präsentieren. Das Medientreffen im markanten Wolkenkratzer Lachta-Zentrum des Gasriesen Gazprom ist die erste internationale Begegnung dieser Art seit Beginn von Putins Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022.

Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte im russischen Staatsfernsehen, dass die Repräsentant:innen der Nachrichtenagenturen aus unfreundlichen Staaten eingeladen worden sein, "weil sie den Weltnachrichtenfluss bestimmen" und für eine Qualität der Berichterstattung stünden. Peskow sagte, dass in den Russland nicht freundlich gesonnenen Staaten bisweilen Druck auf freie Medien ausgeübt werde. Der Machtapparat in Moskau, der selbst viele westliche und unabhängige russische Medien blockiert, beklagt immer wieder, dass durch die EU-Sanktionen auch die Sendung kremlnaher Medieninhalte einiger Staatsmedien verboten werde. Das Treffen, das vor dem Krieg Tradition hatte, sei als Versuch gedacht, Putins Sicht direkt zu vermitteln.

Als auf ukrainischem Boden die ersten deutschen Panzer deutscher Produktion auftauchten, führte das schon zu einem moralischen und ethischen Schock in Russland, weil die Beziehungen zur BRD in der russischen Gesellschaft immer sehr gut waren.

Wladimir Putin

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Putin warnt vor Taurus-Lieferung an Ukraine

Wladimir Putin warnte bei diesem Termin auch vor einer möglichen Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine. "Wenn nun gesagt wird, dass (in der Ukraine) auch noch irgendwelche Raketen auftauchen, die Angriffe auf Objekte auf russischem Gebiet durchführen können, dann zerstört das natürlich endgültig die russisch-deutschen Beziehungen", antwortete Putin auf die Frage nach Moskaus Reaktion im Falle einer Lieferung der weitreichenden Taurus-Marschflugkörper durch Berlin an Kiew. "Als auf ukrainischem Boden die ersten deutschen Panzer deutscher Produktion auftauchten, führte das schon zu einem moralischen und ethischen Schock in Russland, weil die Beziehungen zur BRD in der russischen Gesellschaft immer sehr gut waren", sagte Putin.

Welche Bereiche im Fall von Taurus-Lieferungen aus seiner Sicht noch weiter "zerstört" würden, sagte Putin nicht. Die russisch-deutschen Beziehungen sind durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ohnehin auf einem Tiefpunkt. Eine Taurus-Lieferung war in der Vergangenheit immer wieder von verschiedenen Seiten gefordert worden, damit die Ukraine sich besser gegen den russischen Angriffskrieg verteidigen kann. Bisher hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) immer dagegen ausgesprochen.

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Putin: Staatsstreich in der Ukraine löste Krieg aus

Putin warf den USA vor, hinter einem Staatsstreich in der Ukraine zu stehen, der den Krieg dort ausgelöst habe. Niemand im Westen wolle wahrhaben, dass der Konflikt auf diesen Staatsstreich zurückgehe, sagte Putin. Russland habe versucht, die Krise friedlich zu lösen. Allerdings seien acht Jahre lang russische Staatsbürger im Osten der Ukraine ermordet worden. Nach Putins Darstellung war der Staatsstreich der Beginn des Ukraine-Kriegs. Dieser sei nicht von seinem Land angefangen worden. Russland habe nicht angegriffen, sondern sich verteidigt.

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Russlands Verluste angeblich deutlich geringer als die der Ukraine

Die Zahl der ukrainischen Kriegsgefangenen bezifferte der Kremlchef nach mehr als zwei Jahren Invasion in dem Nachbarland auf mehr als 6.000. Die Zahl sei deutlich höher als die der russischen Soldaten und Offiziere in ukrainischer Gefangenenschaft, sagte Putin. Die Ukraine habe 1.348 Russen in Gefangenschaft, Russland hingegen habe 6.365 Gefangene des Nachbarlandes. Unabhängig ließ sich das nicht überprüfen.

Auf die Frage, wie hoch die russischen Verluste in dem Krieg seien, erklärte Putin, dass keine Konfliktpartei konkrete Angaben dazu mache. Aber die Zahlen stünden in einem ähnlichen Verhältnis wie bei den Gefangenen. Auch hier behauptete er, dass die Ukraine deutlich höhere Verluste als Russland in dem Krieg verzeichne. Die ukrainische Seite dagegen betont, dass deutlich mehr russische als eigene Soldaten in dem Krieg gefallen sind. Die Ukraine beziffert die Zahl der getöteten und verletzten russischen Soldaten auf mehr als eine halbe Million. Die Zahl der getöteten Soldaten in den eigenen Reihen hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Februar mit 31.000 angegeben.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur Reuters
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