Preisanstieg bei Schokolade
Begehrtes "braunes Gold": Anhaltende Kakaokrise setzt Schokoladen-Hersteller unter Druck
- Veröffentlicht: 14.02.2025
- 18:35 Uhr
- Oliwia Kowalak
Der Wert von Kakaobohnen auf dem Weltmarkt steigt – dies werden Verbraucher künftig auch beim Kauf ihrer Schokolade spüren. Die Gründe für die Preisanstiege sind vielseitig, doch Experten sind sich einig: Die Kakaokrise wird weiter anhalten.
Das Wichtigste in Kürze
Die Kakaobestände verringern sich auf dem Weltmarkt zunehmend, was den Schokoladenpreis in die Höhe treibt.
Schwankendes Klima und strukturelle Probleme in den Anbauländern verringern das Angebot.
Auch bis Weihnachten rechnen Experten nicht mit Entspannung, sodass Preise weiterhin hoch bleiben.
Zu Zeiten der Azteken nannte man Kakao auch das "braune Gold". Der aktuelle Preis für eine Tonne des Agrarrohstoffs macht diesem Namen nun wieder alle Ehre: Mit steigender Nachfrage bei gleichzeitig verringertem Angebot wächst sein Wert und erreicht an der Börse mittlerweile 10.300 US-Dollar pro Tonne. Für Verbraucher heißt dies: Sowohl für Pralinen an Valentinstag als auch für den Schoko-Osterhasen muss tiefer in den Geldbeutel gegriffen werden – und womöglich auch zur Weihnachtszeit.
Im Video: Milka-Schokolade wird deutlich teurer
Kakaopreisexplosion: "Wir erleben nie dagewesene Preise"
Wie die "Financial Times" berichtet, verzeichneten das Angebot im vergangenen Jahr bereits das dritte jährliche Defizit in Folge. Die weltweite Kakaoproduktion ist demnach um 13 Prozent eingebrochen. Besonders an der Elfenbeinküsten und in Ghana, wo mehr als 60 Prozent der globalen Produktion stattfindet. Für das laufende Jahr rechnen Branchenkenner mit einem weiteren Defizit – und damit auch mit steigenden Schokoladenpreisen.
Kakao gilt als volatil, da der Baum sehr sensibel auf Klimaveränderungen oder Instabilität der Kakaoproduktionsländer reagiert. Der Preis schwankte in der Vergangenheit zwischen 1.500 US-Dollar und 2.000 US-Dollar pro Tonne. Im April vergangenen Jahres erreichte der Wert einen Rekordstand von fast 12.000 US-Dollar, bewegte sich im Jahresverlauf zwischen 6.000 und 9.000 US-Dollar – im Dezember 2024 sprang der Kakaopreis dann auf fast 13.000 US-Dollar.
"Wir erleben nie dagewesene Preise. Sie waren in den letzten 50 Jahren nicht mehr so hoch", sagte Bart Van Besien, politischer Berater der Oxfam-Gruppe für fairen Handel. Für die Preisexplosion machen Experten besonders Ernteausfälle aufgrund von längeren Dürre- und Regenperioden und eine Pilzerkrankung des Kakaobaums verantwortlich – doch die Krise um die Verfügbarkeit der bitteren Bohne stellt sich als weitaus komplexer heraus.
Kakaoproduktion: Westafrika in struktureller Krise
Nicht nur das schwankende Klima und die zunehmende Nachfrage, vor allem in Ländern wie China und Indien, treiben den Kakaopreis in die Höhe. Auch Energiepreise, angespannte Geopolitik oder Exportkosten haben Auswirkungen auf die Preisbildung.
In Westafrika, dem Haupterntegebiet, sind die Lebenshaltungskosten aufgrund des Ukraine-Krieges dramatisch gestiegen. Infolge der Energieexplosion kam es beispielsweise in Ghana – dem weltweit zweitgrößten Kakaoproduzenten – zu einer Währungskrise. Die Inflationsrate lag laut der Statistikbehörde im Januar bei 23,5 Prozent im Vorjahresvergleich – jedoch wird sie innerhalb eines Fünf-Jahres-Zeitraums bis Ende 2023 kulminiert auf 134,7 Prozent beziffert. Entsprechend sind Löhne der Bauern an die Entwicklung angepasst worden.
"60 % des Kakaos kommen von der Elfenbeinküste und aus Ghana, und diese Bauern müssen ein besseres Auskommen finden. Das ist extrem wichtig", teilte Dominque Persoone, Inhaber der Marke Chocolate Line der Nachrichtenagentur AP mit.
Die Angebotsverringerung hat ihren Ursprung auch in strukturellen Problemen des Landes. In Ghana kam es im vergangenen Jahr wegen der erwarteten Preissteigerungen auch zu Bohnen-Hortungen durch Bauern, was ebenso Einfluss auf die Kakaoversorgung auf dem Weltmarkt hatte. Dem Land gehen jährlich zudem beträchtliche Mengen an Kakao wegen Schmuggels verloren. Ein weiterer struktureller Faktor sind Abholzungsgesetze, durch die die Bauern ihre Plantagen nicht ausweiten konnten; weltweite Knappheit an Düngermittel verschärft die Situation noch.
Schrumpfende Vorräte: Auch Schoko-Weihnachtmann kann teuer werden
Die Lagerbestände verringerten sich im Laufe des Jahres 2023, da man nur auf einen kurzzeitigen Anstieg infolge der schwachen Ernten hoffte. Doch als die Situation sich nicht entspannte, haben Hersteller durch Panikkäufe Preissprünge verursacht. Die volatilen Preise ziehen außerdem auch Spekulanten an, was die Bewegungen auf dem Markt weiter verstärkt. Der Bestand an der Londoner Rohstoffbörse Intercontinental Exchange ist innerhalb eines Jahres von mehr als 100.000 Tonnen auf knapp 21.000 Tonnen vor einigen Monaten geschrumpft.
Hersteller geraten wegen der verringerten Verfügbarkeit zunehmend unter Druck: "Wenn man keine guten Kontakte hat, liefern sie einfach nicht mehr“, so Persoone von Chocolate Line. Die Kosten gebe man aufgrund der niedrigen Gewinnspanne an die Kunden weiter. Für Weihnachten 2025 prognostizieren Marktbeobachter eine weitere Verknappung – mit fühlbar steigenden Preisen für Verbraucher.
- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur Reuters
- Nachrichtenagentur AP
- ft.com: "Cocoa market on the brink of big price surge"