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Dopingskandal: Wie der Fall Sinner die Tenniswelt aufwirbelt

  • Aktualisiert: 21.08.2024
  • 13:17 Uhr
  • dpa
Jannik Sinner bejubelt den Titel beim Turnier in Cincinnati.
Jannik Sinner bejubelt den Titel beim Turnier in Cincinnati.© Wally Nell/ZUMA Press Wire/dpa

Jannik Sinner hat bislang ein Strahlemann-Image im Tennis. Doch nun gibt es zwei positive Dopingtests, einen Freispruch und viele Fragen.

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Auch wenn alle Beteiligten schnell bemüht waren, die Unschuld des 23-Jährigen zu beteuern, zu erklären und zu dokumentieren. Dass die Nummer eins der Welt überhaupt zwei positive Dopingproben abgegeben hat, trifft die Branche bis ins Mark.

Schließlich befindet sich das Herren-Tennis gerade in einer Übergangsphase. Roger Federer ist längst Rentner, Rafael Nadal steht kurz vor seinem Rücktritt und auch Novak Djokovic dürfte nach der Erfüllung seines letzten großen Traums mit Olympia-Gold nicht mehr lange auf dem Tennis-Platz anzutreffen sein.

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Sein Trainer spricht ihn von jeder Schuld frei

Tennis-Coach Darren Cahill hat seinen Schützling Jannik Sinner nach dem Bekanntwerden von zwei positiven Dopingtests verteidigt und jeglichen Vorsatz ausgeschlossen. "Er würde nie etwas absichtlich tun. Er war in einer unglücklichen Situation", sagte Cahill in einem Interview des US-Senders ESPN. "Die Wahrheit ist heraus, kein Fehler oder Fahrlässigkeit, und hoffentlich kann er das hinter sich lassen."

Im Video: Tennis-Star Sinner positiv getestet, aber nicht gesperrt

Der Weltranglistenerste Sinner war im März zweimal positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol getestet wurde. Dennoch kommt der 23-Jährige um eine zweijährige Dopingsperre herum, denn nach Angaben der verantwortlichen Tennis-Agentur Itia wurde der Italiener am vergangenen Donnerstag (15. August) von einem unabhängigen Gericht freigesprochen. Laut Itia hielten wissenschaftliche Sachverständige Sinners Erklärung für glaubwürdig, der diesjährige Australian-Open-Champion habe das verbotene Mittel nicht vorsätzlich verwendet.

Clostebolspray sei ins Blut gekommen

Sinner hatte in einem Statement erklärt, die Substanz sei über die Hände seines Physiotherapeuten in seinen Körper gelangt. Demnach habe der Betreuer ein in Italien rezeptfreies Clostebol-haltiges Spray benutzt, um einen Schnitt an seinem Finger zu behandeln. Laut Itia habe der entsprechende Physiotherapeut das Spray zwischen dem 5. und 13. März angewendet, wo es zur unwissentlichen Kontamination kam.

Die positiven Proben waren am 10. März beim ATP-Masters-1000-Event in Indian Wells, wo Sinner das Halbfinale erreicht hatte, und acht Tage später außerhalb des Wettkampfes genommen worden. Danach wurde Sinner laut Itia jeweils vorläufig suspendiert, legte dagegen aber erfolgreich Berufung ein und konnte so weiterspielen. "Der Grund, warum er nach der kurzen vorläufigen Suspendierung weiterspielen konnte, ist, dass sie genau lokalisieren konnten, wo der Vorfall stattfand, und sie konnten erklären, was mit dem Spray passiert ist", sagte Cahill.

Laut Cahill hätte der Vorfall bei Sinner "körperlich und geistig zermürbt, er bekam eine Mandelentzündung und verpasste die Olympischen Spiele", sagte der 58-jährige Kanadier. "Wir sind nicht auf der Suche nach Kummer. Wir sind nur dankbar, dass es keine Sperre gibt."

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Sinner und Alcaraz die neuen Stars

Jannik Sinner und Carlos Alcaraz - dieses Duo soll die nächste Ära auf der ATP-Tour prägen. Beide jung, beide hochtalentiert, beide populär und beliebt. Der Übergang schien fließend zu verlaufen, der Boom im Tennis unaufhaltsam weiterzugehen. Dass Sinner im Januar in Melbourne seinen ersten Grand-Slam-Titel gewann, nachdem er Italien wenige Wochen zuvor bereits zum Davis-Cup-Triumph geführt hatte - es passte einfach alles für die Tennis-Macher.

Im Video: Bienen-Attacke beim Tennis in Indian Wells - Zverev rausgeflogen

Dass nun ausgerechnet eines der beiden Gesichter der neuen Tennis-Ära mit Doping in Verbindung gebracht wird, ist in der Tat ein Beben "wie ein Vulkanausbruch" für die Tennis-Szene. Auch wenn Sinner erst einmal um eine Sperre herumkommt. Denn obwohl der Italiener, der gerade erst das Masters-1000-Turnier in Cincinnati gewonnen hat, im März zweimal positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol getestet wurde, darf er bei den an diesem Montag (26. August) beginnenden US Open ganz normal an den Start gehen.

Scharfe Kritik vom Doping-Experten

Eine milde Bestrafung, die Doping-Experte Fritz Sörgel scharf kritisiert. "Wenn jemand positiv auf Clostebol getestet wird, dann wird er automatisch gesperrt", sagt Sörgel in einem Interview des Portals "Sport1". "Die Reihenfolge nach einem positiven Test, der angezweifelt wird, ist der Gang zur Nationalen Anti-Doping Agentur, zur Wada, zum Cas. Wieso kann Sinner dann von einem Gericht freigesprochen werden?", fragt Sörgel.

"Das stinkt zum Himmel", sagt der Doping-Experte. Clostebol führe automatisch zu einer zwei- bis vierjährigen Sperre. "Da führt kein Weg dran vorbei", sagt Sörgel. Nun müsse die Wada intervenieren.

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Wada kündigt Überprüfung an

Die Welt-Anti-Doping-Agentur will die Entscheidung zunächst "sorgfältig prüfen". Das teilte die Wada auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Man behalte sich das Recht vor, gegebenenfalls Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne einzulegen, erklärte die Wada, die ihren Sitz im kanadischen Montréal hat.

Sinners Kollegen hielten sich mit Äußerungen zu dem brisanten Fall zunächst zurück. Abgesehen von ein paar Hinterbänklern wie dem Australier Nick Kyrgios oder dem Kanadier Denis Shapovalov gab es bislang kaum Reaktionen. Das dürfte sich am Freitag ändern, wenn bei den US Open in New York der Medientag ansteht.

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Spannender Medientag in New York

Dann wird sich auch Sinner kritischen Fragen stellen müssen. Laut seines Trainers Darren Cahill haben der Fall und die Ungewissheit dem Italiener "körperlich und geistig zermürbt, er bekam eine Mandelentzündung und verpasste die Olympischen Spiele", sagte der 58-jährige Kanadier bei ESPN. "Wir sind nicht auf der Suche nach Kummer. Wir sind nur dankbar, dass es keine Sperre gibt." Bislang zumindest.

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