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Schiffsunglück

Dramatische Szenen vor Sizilien: Kapitän erzählt vom Untergang der "Bayesian"

  • Aktualisiert: 28.08.2024
  • 09:05 Uhr
  • Lara Teichmanis
Kapitän Karten Börner (rechts) unterstützt bei der Suche nach den Vermissten.
Kapitän Karten Börner (rechts) unterstützt bei der Suche nach den Vermissten.© IMAGO/Pacific Press Agency

In der Nacht zu Montag sank vor Sizilien die Luxusjacht "Bayesian". Jetzt spricht ein deutscher Kapitän, der selbst in den verhängnisvollen Sturm gekommen ist.

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Karsten Börner, Kapitän der "Sir Robert Baden Powell", war zum Zeitpunkt des Unglücks neben dem gesunkenen Segelschiff "Bayesian" nahe Porticello vor Anker. An Bord seines Segelkreuzfahrtschiffs befanden sich sieben deutsche Gäste.

Börner verfügt über langjährige Erfahrung auf See und ist regelmäßig im Mittelmeer unterwegs. Im Interview mit "Spiegel" schildert der Deutsche die Ereignisse der Unglücksnacht. 

Im Video: Schiffsunglück vor Sizilien - Fünf Leichen in gesunkener Jacht entdeckt

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Windstärke 12 im Mittelmeer

Der erfahrene Kapitän berichtet, dass für den Abend heftige Gewitter angekündigt waren. Besonders bei hohen Temperaturen und Wassertemperaturen um die 30 Grad sei das nicht ungewöhnlich, so Börner. Auf die richtige Vorbereitung käme es an, da bei diesen Wetterbedingungen schnell Tornados entstehen könnten. "Am Tag ist das alles nicht ganz so schlimm [...], aber nachts sieht man sie eben nicht", erklärt Börner.

Der Kapitän der "Sir Robert Baden Powell" habe schon frühzeitig den Motor gestartet, um gegen die starken Böen des Gewitters gegenhalten zu können. Der Seefahrer schätzt den Sturm auf eine Windstärke von 12, was in seinen Worten schon einem Orkan entspräche. "Da waren Tonnen von Wasser, die herunterkamen. Extrem", schildert Börner.

"Da ist irgendetwas schiefgegangen"

Zum Zeitpunkt des verhängnisvollen Sturms habe die "Bayesian" schräg hinter dem Schiff von Karsten Börner gelegen. Doch irgendwann sei sie recht plötzlich von der Wasseroberfläche verschwunden.

"Mein Steuermann sagte: 'Die ist gesunken!' Ich habe ihn ausgelacht. So ein Riesenschiff, das sinkt doch nicht einfach so", so Börner über die Situation in der Nacht. Doch der Blick auf das Automatic Identification System (AIS) zeigte die grausame Wahrheit: "Da ist irgendetwas schiefgegangen".

Die "Bayesian" war tatsächlich nicht mehr zu sehen, auch nicht auf dem technischen Kontrollsystem AIS. Börner und sein Steuermann seien daraufhin in ein Beiboot gestiegen und in Richtung des Ankerplatzes der Jacht gefahren. 

Im Video: Jacht vor Sizilien gesunken - Überwachungskamera filmt Moment des Untergangs

Auf dem Wasser dann das Schreckensszenario: Deckmöbel, Polster und Wrackteile seien auf der Wasseroberfläche getrieben. "Und irgendwann war da ein Blinklicht, und das war das Blinklicht von der Rettungsinsel". Ein kurzer Hoffnungsschimmer?

Angekommen auf der für zwölf Personen ausgelegten Rettungsinsel dann der weitere Schock für Börner: Mitten auf dem Meer seien insgesamt  15 Personen, vier davon schwerverletzt sowie ein Säugling, auf der Rettungsinsel getrieben. Trotz des Schreckensbilds lobt der Kapitän die Crew, denn sie hätten es geschafft, die Wunden der Verletzten auf dem Wasser zu versorgen, "eine bemerkenswerte Leistung". 

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Rettung mit Platzwunde auf der Stirn

Einige der Verletzten seien in das Beiboot und anschließend auf die "Sir Robert Baden Powell" gebracht worden, um sie mit trockenen Klamotten, Essen und Trinken zu versorgen. Börner selbst habe permanent Kontakt zur italienischen Küstenwache gehalten.

Wie der Kapitän berichtet, hätten die Behörden zwar gesehen, dass die "Bayesian" vom AIS verschwunden war, jedoch den Ernst der Lage zuerst nicht verstanden. Börner erzählt: "Dass wir hier vier Schwerverletzte haben und dass die dringend versorgt werden müssen, das hat einen Moment gedauert".

Bis alle Verunglückten von der Küstenwache abgeholt wurden, wären insgesamt zwei Stunden vergangen, beschreibt der Seefahrer. Unter den Verletzten habe sich auch Mike Lynchs Frau befunden, "die hatte eine Platzwunde auf der Stirn", aber nicht der Jachtbesitzer und Tech-Unternehmer. Der 59-Jährige galt direkt nach dem Unglück als vermisst, wurde mittlerweile jedoch von Rettungstauchern tot aus dem Schiffswrack geborgen.

Darum könnte die Jacht gekentert sein

Videomaterial belege die Schilderung der Crew der "Sir Robert Baden Powell". Börner berichtet, dass die Jacht innerhalb von 16 Sekunden gekentert und in rund zwei Minuten komplett versunken sei. Seiner Vermutung nach könnte der Hubkiel der Jacht nicht ausgefahren gewesen sein, denn wenn "der Hubkiel nicht ausgefahren ist, dann ist der Schwerpunkt viel zu weit oben. [...] dann liegt das Ding natürlich in Sekunden platt", so der Kapitän.

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Berichte von den Überlebenden der Crew hätte er nur wenig mitbekommen, so Börner. Zum einen, weil diese mutmaßlich unter Schock ständen, zum anderen, weil "sie nicht sprechen wollen oder dürfen". Bedienstete auf Jachten von Prominenten hätten häufig "ganz fürchterliche Knebelverträge". Gegenüber der Justiz müssten sie jedoch selbstverständlich Rede und Antwort stehen.

  • Verwendete Quellen:
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urn:newsml:dpa.com:20090101:241220-911-006549
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