Alarmierende Zahlen
Dramatischer Fachkräftemangel im Handwerk: Neun von zehn offenen Stellen bleiben unbesetzt
- Veröffentlicht: 24.06.2023
- 11:50 Uhr
- Tina Wille
Viele Handwerksberufe verzeichnen einen neuen Negativrekord an offenen Stellen in Deutschland. Besonders schwierig zu finden sind Fachkräfte im Baugewerbe und im Gesundheitshandwerk.
Das Wichtigste in Kürze
Der Mangel an Handwerker:innen in Deutschland hat einen neuen Negativrekord erreicht.
2022 gab es mehr offene Stellen als je zuvor, ermittelte eine Studie.
Insbesondere im Baugewerbe sowie im Gesundheitshandwerk fehlen Fachkräfte.
Alarmierender Abwärtstrend
Der Mangel an Fachkräften im Handwerk hat sich in Deutschland weiter verschärft. Im vergangenen Jahr gab es einer Studie zufolge durchschnittlich 236.818 offene Stellen in überwiegend handwerklichen Berufen. Das seien so viele gewesen wie noch nie seit Beginn des Beobachtungszeitraums im Jahr 2010, teilte das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) am Samstag (24. Juni) mit. Demnach haben nur 121.993 Arbeitslose in diesen Bereichen eine Stelle gesucht. "Das bedeutet, selbst wenn alle arbeitslosen Handwerkerinnen und Handwerker auf eine passende Stelle vermittelt worden wären, hätte über die Hälfte der offenen Stellen in überwiegend handwerklichen Berufen nicht besetzt werden können", schlussfolgert die Studie.
Zu wenige Azubis
Der Untersuchung zufolge fehlen die meisten Fachkräfte im Bauhandwerk. Besonders schwierig zu besetzen seien offene Stellen im Bereich Bauelektrik und bei der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Zwar reagierten die Unternehmen inzwischen auf den Fachkräftemangel, indem sie mehr Ausbildungsplätze anbieten, so die Studie. Die Zahl der Bewerber:innen reiche jedoch bislang nicht aus, um alle Lehrstellen zu besetzen.
Meister:innen dringend gesucht
Am schwierigsten zu finden sind den Angaben zufolge aber derzeit Meister:innen. An qualifiziertem Personal fehle es vor allem in den Bereichen Augenoptik, Hörgeräteakustik, Orthopädietechnik und Zahntechnik. Zuletzt konnten der Kofa zufolge in diesen Handwerksberufen sogar nahezu neun von zehn offenen Stellen rechnerisch nicht besetzt werden, weil es bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gegeben habe. Auch an Gesell:innen mangele es in vielen Bereichen.
Demografischer Wandel wirkt verstärkend
Wie die Kölner Expert:innen weiter mitteilten, steigt der Bedarf an Handwerker:innen seit einem Jahrzehnt fast kontinuierlich an,. Als Gründe dafür gab die Studie unter anderem die politischen Ziele im Klimaschutz und im Wohnungsbau an. Zudem führe der demografische Wandel im Gesundheitshandwerk zu einem steigenden Fachkräftebedarf, etwa in den Bereichen Optik und Akustik.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa