Open Arms
Erstes Schiff mit Hilfsgütern in Gaza angekommen: 37 Millionen Mahlzeiten an Bord
- Veröffentlicht: 15.03.2024
- 23:27 Uhr
- Michael Reimers
Das Wichtigste in Kürze
Die "Open Arms" hat am Freitag (15. März) die Küste von Gaza erreicht.
Nach dieser Testfahrt für einen Seekorridor von Zypern aus soll weitere Schiffslieferungen folgen.
Unterdessen warnt Unicef vor der rasanten Zunahme der Unterernährung von Kleinkindern in Gaza.
Das Schiff "Open Arms" hat am Freitag (15. März) den Gazastreifen erreicht. Das teilte dessen Betreiber "World Central Kitchen" (WCK) mit. Der Schlepper war drei Tage zuvor, am Dienstag, im zyprischen Hafen Larnaka in See gestochen. Er führt eine Plattform mit sich, auf der 200 Tonnen Hilfsgüter gestapelt sind. Das Entladen an der Küste von Gaza habe bereits begonnen, schrieb die Organisation auf der Plattform X (vormals Twitter). Für die Entladung wird ein Landungssteg gebaut. WCK-Chef José Andrés zufolge reichen die Lebensmittel für 37 Millionen Mahlzeiten reichen. "Bis jetzt wurden zwei Paletten von der Plattform entladen. Aber es gibt noch mehr zu tun in den nächsten paar Stunden", so Andrés auf X.
Die Mission der "Open Arms" gilt als Test, ob der Gazastreifen von See aus mit Hilfsgütern beliefert werden kann für die Verbesserung der Versorgung von mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen, denen es wegen des Kriegs Hilfsorganisationen zufolge derzeit an praktisch allem fehlt.
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Zweites Schiff für Gaza angekündigt
Die "Open Arms" nutzte die Route entlang eines geplanten Hilfskorridors, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der zyprische Präsident Nikos Christodoulidi am Freitag vor einer Woche in Larnaka angekündigt hatten. Unabhängig davon planen die USA einen maritimen Korridor nach Gaza, für den das US-Militär ein Schwimmdock nahe der Gaza-Küste anlegen soll. Ein zweites Schiff mit Nahrungsmitteln und Medikamenten soll in Kürze in See stechen. Hilfsorganisationen warnen allerdings, Lieferungen über das Mittelmeer und Abwürfe von Hilfspaketen aus der Luft seien nicht ausreichend, um Hilfslieferungen auf dem Landweg zu ersetzen.
Der Großteil der Bevölkerung des nördlichen und mittleren Gazastreifens ist auf Drängen des israelischen Militärs in den Süden des abgeriegelten Küstengebiets geflohen. Im Norden von Gaza blieben mehrere hunderttausend Menschen zurück. Hilfslieferungen dringen zu ihnen nur in geringem Maße vor. Das israelische Militär verzögert und behindert immer wieder Lieferungen in den Gazastreifen. Innerhalb des Küstengebiets erschweren Beschränkungen des Militärs, Kampfhandlungen sowie das Chaos nach der Zerschlagung der von der Hamas aufrechterhaltenen Ordnung den Transport von Gütern.
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Unicef: Immer mehr Kleinkinder in Gaza unterernährt
Die humanitäre Lage der Menschen in Gaza spitzt sich seit Wochen zu. Nach Angaben von Unicef vom Freitag sind im nördlichen Gazastreifen bereits 31 Prozent der Kinder im Alter unter zwei Jahren akut mangelernährt. Im Januar seien es noch 15,6 Prozent der Kleinkinder gewesen, teilte das UN-Kinderhilfswerk mit. Im Norden des Gazastreifens ist die Versorgungsnotlage aufgrund des anhaltenden Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas besonders schlimm.
Nach Daten, die Unicef und Partner im Februar im Norden des Gazastreifens erhoben hatten, zeigten der Mitteilung zufolge, dass 4,5 Prozent der Kinder in Notunterkünften und Gesundheitszentren an schwerer akuter Mangelernährung litten. Diese schwerste Form der Mangelernährung sei lebensbedrohlich, wenn Kinder nicht sofort therapeutische Nahrung und medizinische Hilfe erhielten. Diese sei vor Ort jedoch nicht verfügbar.
Die Geschwindigkeit, mit der sich diese katastrophale Hungerkrise bei Kindern im Gazastreifen entwickelt hat, ist schockierend, insbesondere, da die dringend benötigte Hilfe nur ein paar Kilometer entfernt bereitsteht.
, Unicef-Chefin Catherine Russell
"Die Geschwindigkeit, mit der sich diese katastrophale Hungerkrise bei Kindern im Gazastreifen entwickelt hat, ist schockierend, insbesondere, da die dringend benötigte Hilfe nur ein paar Kilometer entfernt bereitsteht", erklärte Unicef-Leiterin Catherine Russell mit Blick auf Israel. Seit Dezember warnen UN-Organisationen vor der Gefahr einer Hungersnot im Gazastreifen.
Aber auch in anderen Teilen des Gazastreifens hungern Unicef zufolge viele Kinder. Erstmals erhobene Daten in Chan Junis im südlichen Gazastreifen zeigten, dass dort 28 Prozent der Kinder unter zwei Jahren akut mangelernährt seien – zehn Prozent von ihnen würden bereits unter schwerer Auszehrung leiden. Selbst in Rafah, dem Ort mit dem besten Zugang zu Hilfsgütern, hat sich die Zahl der akut mangelernährten Kinder unter zwei Jahren von fünf Prozent im Januar auf zehn Prozent Ende Februar verdoppelt. Die Zahl der schwer mangelernährten Kinder vervierfachte sich innerhalb eines Monats von einem Prozent auf mehr als vier Prozent.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur Reuters
- Nachrichtenagentur dpa