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Datenangriff

Satellitenempfang im Ostsee-Raum gestört: Russland unter Verdacht

  • Veröffentlicht: 04.02.2024
  • 08:37 Uhr
  • Michael Reimers
Ein Offizier im Ladungskontrollraum des LNG-Terminals "Deutsche Ostsee" im Hafen von Lubmin, Deutschland
Ein Offizier im Ladungskontrollraum des LNG-Terminals "Deutsche Ostsee" im Hafen von Lubmin, Deutschland© John Macdougall / Pool / Reuters

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Ostsee-Raum bis nach Deutschland registrieren Sicherheitsexpert:innen gezielte Störungen der Satellitennavigation.

  • Seit Dezember 2023 kommt es im nordöstlichen Bereich des deutschen Luftraums immer wieder zu Angriffen auf das GPS.

  • Ein konkreter Verdacht fällt auf Russland.

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Das Bundesverkehrsministerium (BMDV) hat eingeräumt, dass es im Ostseeraum bis nach Deutschland hinein immer wieder gezielte Störungen der Satellitennavigation gibt. "Seit Dezember 2023 werden sporadisch aus dem nordöstlichen Bereich des deutschen Luftraums Störungen der vom Satellitennavigationssystem "Global Positioning System (GPS)" ausgestrahlten Navigationssignale gemeldet", meldete die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag (4. Februar).

Dem Bericht zufolge wird die für den Schutz des elektromagnetischen Spektrums zuständige Bundesnetzagentur über die Störungen fortlaufend unterrichtet. Zudem gebe es einen Austausch zwischen anderen beteiligten Behörden, der Bundeswehr und den Luftraumnutzern. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte: "Die Einleitung von Gegenmaßnahmen läge ebenfalls in der Zuständigkeit der Bundesnetzagentur."

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GPS-Störungen: Der Verdacht fällt auf Russland

Die GPS-Störungen im Ostseeraum werden von deutschen Sicherheitsforschenden, Luftfahrtexpert:innen und Militärs genau registriert, die auch eine konkrete Ortung der Störquellen vornehmen. Zu den Ergebnissen wird öffentlich jedoch keine Auskunft erteilt. Unter konkretem Verdacht steht jedoch Russland, das nach verschiedenen Berichten zufolge seine eigenen Städte mit einer Art Störschirm gegen Angriffe schützt, wie sie die Ukraine als Teil ihrer Verteidigung mit Drohnen fliegt. Das russische Militär selbst nutzt mit Glonass ein eigenes Satellitennavigationssystem.

"Im Ostseeraum lassen sich derzeit starke Störungen des GNSS-Empfangs feststellen. Dieses Phänomen ist allerdings nicht ganz neu. Die Störungen lassen sich schon seit geraumer Zeit in Krisenregionen beobachten", erklären Forschende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).  GNNS ("Global Navigation Satellite System") ist ein Sammelbegriff für weltweite Satellitensysteme zur Positionsbestimmung und zur Navigation.

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Bereits Flugausfälle und geänderte Schiffsrouten als Folge

Zwar besteht nach Einschätzung der Sicherheitsexpert:innen "keine akute Gefährdung" für den Flug- und Schiffsverkehr, da sich Pilot:innen und Schiffskapitän:innen auf mehrere Navigationssysteme stützen. "Allerdings kam es schon zu Routenänderungen und Flugausfällen", so das DLR. In Bezug auf die Entwicklung zukünftiger Technologien zur Positionsbestimmung, die dazu dienen, der zunehmenden Verkehrsdichte und Automatisierung im Mobilitätssektor gerecht zu werden, sei man aber "gut beraten, solche Störungen ernst zu nehmen und bei derartigen zukünftigen Technologieentwicklungen zu berücksichtigen".

Die Nutzung der Satellitennavigation hat bereits sehr weitgehenden Einzug in den Alltag gehalten. Die Signale werden etwa zur Bestimmung der eigenen Position und zur Routenplanung in Fahrzeugen verwendet. Sie sind auch für automatisierte Prozesse wie in der Landwirtschaft relevant. Die DLR-Forschenden weisen auf einen weiteren Punkt hin: Die Satelliten strahlen präzise Zeitsignale ab, die eine hochgenaue Synchronisation von technischen Systemen erlauben. Dies kommt in Stromnetzen, modernen Telekommunikationsnetzen oder auch bei Finanztransaktionen zum Einsatz. Aufgrund der zunehmenden Automatisierung, beispielsweise im Straßenverkehr, sei es wichtig, "wirksame Gegenmaßnahmen zu entwickeln".

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GPS-Angriffe als Teil der hybriden Kriegsführung

Beim Militär wird der Oberbegriff "Navigation warfare" für diese Art der Kriegsführung genutzt. Auch wenn es für eine Störung eine Lösung gibt, kann doch eine Kombination von Datenangriffen zum Zusammenbruch führen. Dass Deutschland auf solche Szenarien, die Teil eines größeren hybriden Angriffs sein können, nur unzureichend vorbereitet ist, wird seit längerer Zeit kritisiert.

Das DLR-Institut für Kommunikation und Navigation arbeitet dem Bericht zufolge bereits an Gegenmaßnahmen. Ein Beispiel sei das alternative Navigationssystem R-MODE, das derzeit in der Ostsee im Testbetrieb läuft und Schiffen eine Positionsbestimmung auch bei GNSS-Störungen durch die Nutzung anderer Funksignale ermöglicht. Für die Luftfahrt gebe es eine vergleichbare Alternative mit LDACS-NAV. Sehr effizient seien zudem Empfänger mit hoher Dynamik und mehreren Antennen, die eine "robuste Satellitennavigation" erlauben, so die Fachleute: "Sie ermöglichen eine Richtungsauflösung der Empfangssignale und können daher aus bestimmter Richtung eingestrahlte Störsignale sehr gut erkennen und unterdrücken." Die Tests damit seien sehr erfolgreich verlaufen und die Technologie solle in den kommenden Jahren zum Produkt für ein breites Anwendungsfeld entwickelt werden.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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